Go Vacation Switch Review – Dann doch lieber Arbeit!

Zu Zeiten der Wii waren Minispielsammlungen der eigentliche Kaufgrund für Nintendos damaliges Flaggschiff: Neben unterhaltsamen und spielerisch hochkarätigen Eigenentwicklungen der Entwicklerschmieden des japanischen Traditionskonzerns gab es eine Fülle (mehr oder weniger guter bis teils äußerst schlechter) an Compilations dieser Art. So wagten Bandai Namco 2011 im späten Lebenszyklus der Wii ihren Anlauf mit einer Sammlung in Form von Go Vacation. 2018 sieht die Lage für Casualgames auf der Switch etwas anders aus, machen doch eher Coregames und vor allem Indietitel die große Masse der Releases aus, aber Bandai Namco möchte dem entgegenwirken und wird kommenden Freitag am 27.07 ein HD Remake von Go Vacation für Nintendos Hybriden veröffentlicht. Erfährt in unserem Review, ob wir uns für einen Abenteuerurlaub oder den Arbeitsplatz entschieden haben.

Masse statt Klasse

In Go Vacation könnt ihr wahlweise alleine oder in der Gruppe zu viert fünf unterschiedlich große Resorts mit verschiedenen Themenwelten besuchen, in denen ihr allerhand sportlichen Aktivitäten in Form von Minispielen nachgeht. Die insgesamt 50 Minispiele enthalten unter anderem Schlachten mit Wasserspritzpistolen, Beach Volleyball, Bergsteigen, Skifahren, Tortenausweichen und vieles mehr. Beim Content braucht sich Go Vacation wahrlich nicht vor Genregrößen zu verstecken. Auch sind die frei begehbaren Resorts teils sehr üppig ausgefallen und Dank des Schnellreisesystems auch unkompliziert erreichbar.

Damit ihr auch Abseits des Abenteuermodus und der Minispiele noch beschäftigt seid gibt es über 450 verschiedene Kleidungsstücke für euren Charakter, den ihr entweder selbst erstellen oder durch euren Mii ersetzen könnt, zum sammeln und ausprobieren. Gerade sammelwütige Gamer werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Dass viel Content automatisch aber nicht viel Qualität mit sich bringen muss beweist Go Vacation leider eindrucksvoll: viele Minispiele wie das Tortenausweichen spielen sich unspektakulär und bei anderen wie der Wasserschlacht will aufgrund der Steuerung, auf welche wir etwas weiter unten genauer eingehen werden, einfach kein Spaß aufkommen. Zwar gibt es auch positive Beispiele wie das Skifahren oder die Rennen mit Jet-Skis, jedoch überwiegt der Anteil an Lückenfüllern und lässt Go Vacation hier nicht gut dastehen.

Eine technische Bruchlandung

Kann man Angesichts des Contents noch ein wenig das Auge zudrücken funktioniert das bei der technischen Umsetzung leider nicht mehr: Zwar war es von vornherein klar, dass Go Vacation grafisch aufgrund seines Ursprungs auf der Wii keine Bäume ausreißen wird. Dass das Ergebnis des HD Remakes aber so unterdurchschnittlich ausfällt hat uns ehrlich etwas überrascht: Mit Ausnahme feinerer Schatten, einer Auflösung von 720P im Handheld und TV Modus und ein paar minimal verbesserter Lichteffekte wurde nichts an dem Titel verändert. Ihr bekommt grafisch karge und dünn besiedelte Resorts mit draufgeklatschten Texturen geliefert. Weiters wirft auch das Ausbleiben jeglicher Kantenglättung, was vor allem im TV Modus sehr stark auffällt, große Fragezeichen auf. Natürlich handelt es sich bei Go Vacation um ein HD Remake, aber die Pflege fällt doch eher stiefmütterlich aus.

In Sachen Steuerung hat Go Vacation ebenfalls in allen Varianten mit einer fummeligen Umsetzung zu kämpfen: In den bereits oben erwähnten Wasserschlachten oder bei Trickstunts fällt die teils verzögerte und ungenaue Reaktion der Eingabe auf. Insgesamt haben wir das Verhalten mit vier verschiedenen Joy Con und einem Pro Controller getestet und konnten mit keinem der Eingabegeräte wirklich vernünftig eine Trickserie beim Jet-Ski Stuntmodus erreichen. Oft fühlte es sich eher so an als würde man nicht wissen was man gerade tut.

Auch in Sachen Sound gibt sich Go Vacation keine Blöße und liefert neben einem (sogar recht unterhaltsamen) Gute-Laune Soundtrack die wahrscheinlich schlimmsten Charaktergeräusche ab, die man seit langem in japanischen Spielen erleben durfte: Das Geräusch ähnelt dem kratzen an Glas und wird sogar Fans von Speed- und Noizecore eher zum schnellen abdrehen motivieren.

Tripadvisor is not amused

Go Vacation erinnert an die klassische Geschichte des geplatzten Urlaubs im angeblichen 5-Sterne Resort: Frisch verliebt und voller Lebensglück bucht man sich einen Urlaub in einer Location, die auf dem Papier aufgrund der vielen Möglichkeiten zu gut klingt um wahr zu sein. Just bei der Ankunft wird man auch schon eines besseren belehrt: Man muss sich Angesichts der (offen gesagt wirklich nicht guten) technischen Umsetzung fragen, was in den 7 Jahren seit dem Release auf der Wii eigentlich passiert ist.

Kombiniert man die Frage mit dem Preis von 49,99,- können wir an dieser Stelle derzeit von einem Kauf von Go Vacation nur abraten und empfehlen allen, die trotzdem Interesse an der Minispielsammlung für gemeinsame Abende mit Freunden und den Liebsten haben, das Spiel im Sale zu ergattern oder es vor dem Kauf anzutesten.

Fazit

Go Vacation ist eine auf dem Blatt toll klingende Minispielsammlung, die aber aufgrund ihrer großen Anzahl an Lückenfüllern, den Problemen mit der Steuerung, einer optischen Tristesse und stark nervigen Soundeffekten mit großen Schritten in Richtung des unteren Durchschnitts wandert. Fans des Genres sollten in jedem Fall nach anderen Alternativen Ausschau halten, da man hier eher wieder die Lust an der Arbeit statt auf Urlaub bekommt.

Positiv

+ Viel Umfang

+ Unterhaltsamer Soundtrack

Negativ

– Zu viele Lückenfüller

– schwammige und ungenaue Steuerung

– nervtötende Soundeffekte

– Grafisch extrem schlichtes HD Remake

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.