Ghost Recon: Breakpoint Review – Verschenktes Potential

Bereits vor dem Start der Ultimate Edition von Ghost Recon: Breakpoint am 1. Oktober 2019 konnten wir uns die letzten Tage im wunderschönen Auroa austoben. Was wir nach unzähligen Stunden mit dem Singleplayer, Co-Op und Ghost War Modus des Spiels von Ghost Recon: Breakpoint halten, findet ihr wie immer hier im Test heraus.

Realismus: Ja, aber nicht immer.

Als Protagonist Nomad (Bereits bekannt aus Ghost Recon: Wildlands) begebt ihr euch mit den Ghosts (U.S. Special Forces Group 5, First Battalion, D Company) zu einem neuen Einsatz auf die fiktive Insel Auroa. Einer eurer Ex-Partner aus dem Vorgänger, der auch in Einsätzen in Afghanistan mit den Ghosts zusammen gearbeitet hat, entwickelt sich in Breakpoint zu eurem Gegenspieler (Cole D. Walker gespielt von Jon Bernthal). In Form von verteilten Video-Zwischensequenzen die ihr nach dem Abschluss von Hauptmissionen freischaltet, wird euch die Zeit der beiden in Afghanistan und bei anderen Einsätzen näher gebracht und man wird nach und nach damit vertraut gemacht warum sich die Wege der beiden langjährigen Partner getrennt haben. Neben einigen schönen Schauplätzen bietet Auroa auch genügend Platz für Billionär Jace Skell (Gesprochen Skate-Legende Rodney Mullen) und seiner Skell Tech Corporation sich auf der Insel breit zu machen. Der restliche Plot fällt hier eher sehr generisch aus. Die übliche Tech-Firma mit zu viel Budget wird von den Bösewichten missbraucht um ihre Technologie auszunutzen um gezielt Terroristen auszuschalten. Dabei sind unseren Gegenspielern natürlich alle Mittel recht und somit müssen die Ghosts eingreifen um den Tag zu retten. Um Wildlands nicht komplett hinter sich zu lassen, gibt es zusätzlich zwei Fraktionen von Einheimischen auf der Insel für die ihr jeweils 14 neue Elite Faction Missionen bestreiten könnt. Die Haupt Missionen bieten mit 28 Missionen gute 15-20 Stunden an Spielzeit und liefern einen ähnlichen Aufbau wie bereits in Wildlands. Ihr verfolgt Hinweise und schaltet die Handlanger von Cole D. Walker am Weg zu ihm aus oder helft den Mitarbeitern von Skell Tech die Kontrolle über ihre Drohnen-Technologie zurückzuerlangen.

Rodney Mullen Ghost Recon: Breakpoint Jace Skell
Die Casting-Geschichte zu Rodney Mullen hat uns immer noch am meisten überraschen können.

Die Geschichte von Ghost Recon: Breakpoint erfindet nicht das Rad neu und sticht auch nicht besonders aus dem Genre heraus. Dennoch sind die einzelnen Zwischensequenzen sehr gelungen und vor allem Jon Bernthal liefert eine großartige Performance ab. Damit übertrifft Ubisoft zumindest schon mal deutlich den furchtbaren Auftritt von Kit Harington in Call of Duty: Infinite Warfare. Wo sich Breakpoint immens zu Wildlands gesteigert hat ist das Gameplay und die Darstellung der offenen Welt. Wetterwechsel wie das einsetzen von Regen und Blitze sind phänomenal in Szene gesetzt und an Realismus fehlt es dem Spiel im Gameplay-Bereich kaum. Vom verarzten der eigenen Wunden, dem auffüllen der Versorgung oder auch der Nutzung der diversen Waffen ist alles stimmig und bringt eines der besten Shooter-Feelings der letzten Jahre mit sich. Wo die Immersion wieder stark abfällt sind die einzelnen NPCs mit denen man interagiert. Jede Stadt und jedes Dorf hat zwar vereinzelte Charaktere die anscheinend ihren Tätigkeiten nachgehen, aber niemand davon bietet euch auch nur ansatzweise interessante Interaktionsmöglichkeiten und fügt sich kaum in die Spielwelt ein. Wenn ihr beispielsweise gefangene NPCs von einem eroberten Camp befreit, bleiben sie einfach im Camp sitzen und bieten auch nicht mal einen kurzen Dialog danach an. Gespräche werden mit kurzen Schnipsel begonnen und sofort danach unterbrochen. Damit fehlt die Beziehung zur Welt und den einzelnen Charakter komplett außerhalb der Hauptmissionen, was wirklich schade ist, da der Titel genügend Potential für mehr zu bieten hätte.

Ghost Recon: Breakpoint Verhör Review
Auch das verhören von Gegnern mit relevanten Informationen wird schnell repetitiv und ist immer kurz gehalten.

Die Gegner-KI bietet auf den höheren Schwierigkeitsgraden genügend Herausforderung für Shooter-Veteranen und anscheinend ist wenigstens hier etwas mehr Zeit und Energie vom Entwicklerteam mit ein geflossen. Einzelne Soldaten rufen die Namen ihrer verstorbenen Team-Mitglieder oder fragen sich beim verschwinden wo die Person hin ist, was dem Realismus-Faktor von Breakpoint wieder ein gutes Stück erhöht und gerade in einem Taktik-Shooter ein wichtiges Feature darstellt, auch wenn es meistens in den Gefechten untergeht.

Ghost Recon: Breakpoint Review Screenshot
Questgeber oder Transport-Ziele verschwinden gerne mal und erfordern einen kompletten Neustart der Mission.

Großartiges Gameplay trifft auf immens viele Bugs

Wie bereits angedeutet ist Ghost Recon: Breakpoint spielerisch einer der besten Shooter des Jahres. Die Waffen und Waffenaufsatz-Vielfalt kombiniert mit der Liebe zum Detail bietet einiges zum entdecken und ausprobieren für Fans von Taktik-Shootern. Auch die Fahrzeug-Auswahl und die Fahrphysik wurde gegenüber Wildlands ein Stück verbessert, was bei der Größe der Spielwelt essentiell ist. Schnellreise-Punkte sind zwar meistens doch ein Stück von den Zielen entfernt, aber wer im Co-Op spielt kann sich dadurch in Ruhe auf seinen anstehenden Einsatz vorbereiten und ein Fahrzeug oder Gegner sind meistens nicht unbedingt weit entfernt. Es sind die kleinen Details die Breakpoint ausmachen bzw. schon ansatzweise bereits Wildlands so besonders gemacht haben. Loot wird angenehm im vorbeigehen aufgehoben, jeder neuer Einsatz wird durch die abwechlungsreichen Schauplätze zu einer interessanten Herausforderung gemacht und die Spielwelt fordert euch als Spieler ständig in verschiedensten Bereichen. Sie es beim herunterklettern von einem Abhang oder beim gut positionieren in einer erhöhten Stellung. Als Solo-Spieler ist vor allem der Einsatz von Drohnen notwendig um sich vorab ein Bild von den einzelnen Gegenspielern in der Umgebung zu machen. Scharfschützen sind in den meisten Fällen so positioniert, dass man nicht unbedingt im Rambo-Stil lange überleben wird und selbst wenn die nicht zur Stelle sind, wartet meistens in jeder zweiten Basis eine Geschütz-Stellung oder gepanzerte Einheiten auf euch.

Ghost Recon: Breakpoint Fotomodus
Direkt zum Start der Ultimate Edition bereits verfügbar: Der Fotomodus. Hier kann man einige schöne Situationen in der Welt von Auroa nochmals festhalten.

Kommen wir zu den weniger erfreulichen Bereichen von Ghost Recon: Breakpoint. Bugs und technische Fehler trifft man in den offenen Welten von Ubisoft Spieler leider doch hin und wieder, aber in Breakpoint hat man hier momentan wirklich einiges zum ausbessern. Wir sind mehrmals unter Stiegen hängen geblieben, Questgeber sind einfach verschwunden/nicht aufgetaucht, starke Framerate-Einbrüche bei höheren Gegneraufkommen bis hin zu einem kompletten Stillstand des Games (Mini-Ruckler) der oftmals mehrere Sekunden angedauert hat. Bis vor kurzem gab es auch keine deutsche Sprachausgabe für Xbox Spieler, was jetzt kurz vor dem Launch der Standard Edition des Spiels gelöst wurde. Die technischen Fehler die uns untergekommen sind, werden sich möglicherweise nicht auf die PS4 Pro beschränken, sondern bei allen Plattformen auftauchen. Weiters hat sich Breakpoint einige Elemente von The Division abgeschaut, was zwar neue spielerische RPG Features liefert, aber auch ein gefährliches Potenzial für unnötig mühsamen Grind mit sich bringt. Da uns eine Ultimate Edition zur Verfügung gestellt wurde, war von Beginn an ein XP Booster aktiv und wird haben unseren Charakter auch sehr früh im Spiel mit XP-lastigen Skills versorgt. Dadurch war es uns möglich ohne Grind in 15-20 Stunden durch alle Hauptmissionen zu spazieren. Wie das Ganze ohne Booster aussieht und auf einen höheren Schwierigkeitsgrad können wir momentan noch nicht sagen, aber wie bereits bei Assassin’s Creed Odyssey setzt hier Ubisoft auf „Time-Saver“ und eine riesige Auswahl an mit Echtgeld kaufbaren In-Game Items.

Ghost Recon: Breakpoint Ausrüstung Review
Ausrüstung wird wie üblich für RPG-Shooter in verschieden farbliche Kategorien unterteilt.

Es war für uns an keinem Punkt im Spiel wirklich das verlangen da eine der In-Game Waffen oder auch Booster zu kaufen, daher kann man hier aktuell eher von rein optischen Upgrades ausgehen. Selbst wenn man Waffen im In-Game Store beziehen würde, erhält man keinen spielerischen Vorteil weil die Waffen aufs eigene Level beschränkt sind um lediglich den Zufallsfaktor der von Gegner fallen gelassenen Waffen vermindert würde. Momentan liefert Ghost Recon: Breakpoint mit einer umfangreichen Geschichte, unzähligen Nebenquests, einer riesigen offenen Welt und den Multiplayer Optionen wie dem Ghost War Modus oder auch Raids mehr als genügend Inhalte um einen Kauf zu rechtfertigen. Wer wie bei Wildlands etwas an Geduld mit bringt, kann sich lauf auf neue Inhalte und Erweiterungen bis zum September 2020 freuen. Am Ende des Tages bietet Breakpoint aber alles was das Herz eines Shooter Spielers begehrt. Ausreichend Realismus, ein gelungenes Gunplay, neue Gameplay Features, genügend neues zum entdecken, eine Singleplayer/Co-Op Kampagne die euch mindestens 15 Stunden gut unterhält und obendrauf noch diverse PVP Multiplayer Modi.

Auf der Gamescom 2019 konnten wir bereits einige Ghost War Matches bestreiten.

Ghost Recon: Breakpoint ist ab sofort in der Ulimate Edition erhältlich und erscheint offiziell am 4. Oktober 2019 für PlayStation 4, Xbox One und PC.

Fazit

Ghost Recon: Breakpoint ist ein gelungener Nachfolger zu Wildlands, der es aber nicht komplett schafft alle Fehler seines Vorgängers auszubügeln. Unmengen an Bugs und leblose NPcs mindern das eigentlich sonst großartige Spielerlebnis. Wer aber aktuell einen guten Taktik-Shooter sucht sollte hier dennoch unbedingt zugreifen, egal ob im Singleplayer oder Co-Op mit Freunden.

Positiv

+ Umfangreiche Singleplayer/Co-Op Kampagne

+ Realistisches Gunplay und neue Gameplay-Elemente überzeugen

+ Ghost War entpuppt sich als gelungener PVP-Spaß

+ Vereinzelte Waffen, Schauplätze und Wettereffekte bieten viel Liebe zum Detail

Negativ

– Unmengen an Bugs und technischen Fehler mindern das Spielerlebnis

– Interaktion mit der Welt und den einzelnen NPCs sehr generisch und leblos ausgefallen

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer