Gears Tactics Review – Strategisches Exekutieren mit einem Hauch von XCOM

Nachdem man mit Gears of War 4 und Gears 5 noch erfolglos versucht hat, an den Erfolg und die Qualität von Gears of War 3 heranzukommen, kommt jetzt am 28. April zur Abwechslung mit Gears Tactics von Splash Damage in Zusammenarbeit mit Black Tusk Studios am Ruder etwas frischer Wind in die Serie. Wir haben uns gute 30 Stunden mit allem was Gears Tactics zu bieten hat für euch auseinandergesetzt und verraten euch im Testbericht ob sich ein Kauf lohnt.

XCOM für Neueinsteiger

Wenn man von rundenbasierten Strategiespielen oder auch Taktik-Shootern spricht, führt kein Weg an XCOM vorbei: Mit dem Erfolg der Reihe haben bereits viele Studios versucht, das Erfolgsrezept auf ihre Projekte zu adaptieren. Aktuellste Beispiele, wo dies gut funktioniert hat, sind auf jeden Fall Mario + Rabbids Kingdom Battle oder auch Mutant Year Zero: Road to Eden. Kann so ein Weg für einen brachialen Shooter wie Gears of War funktionieren? Die kurze überraschende Antwort ist: ja! Dank dem Involvieren von Black Tusk Studios (The Coalition) fehlt es dem Spiel nicht an der gewohnten Action, Gore und einer klassischen Geschichte im Gears of War – Universum. Als Gabriel Diaz (Vater der Protagonistin aus Gears 5, Kait Diaz) leitet ihr einen wachsenden Squad an Gears gegen den Locust Wissenschaftler Ukkon. Die Zwischensequenzen müssen sich in keinster Weise hinter einem Gears 5 verstecken, bis auf ein paar wenige technische Schnitzer und besonders vielen Texturfehlern gegen dem Ende des Spiels. Der gesamte Ablauf von Gears Tactics ist relativ schnell zusammengefasst, da hier die Tiefe eines XCOMs in vielen Bereichen fehlt. Ihr beschreitet vier verschiedene Arten von Missionen, egal ob Neben- oder Hauptmission und bekämpft am Ende jedes der drei Kapitel einen aus der Serie bekannten Endboss. Die Bosskämpfe bieten hier noch am meisten Abwechslung und Vielfalt, wobei sie sich auch oftmals einfach nur in die Länge gezogen anfühlen. Nach guten 20 Stunden habt ihr die Kampagne im Normalfall beendet und bekommt die Möglichkeit im Veteran-Modus weiter nach besserer Ausrüstung zu jagen. Wer also ohne Begrenzung in schwereren Missionen nach besserem Gear suchen will, findet hier einen gewissen Wiederspielwert, wenn er auch sehr limitiert ausfällt.

Gears Tactics seltene Waffen
Die Rarität der Gegenstände reicht bis „Legendär“ und drängt euch regelmäßig dazu, zwischen den optimalen Teilen für euren Spielstil zu entscheiden.

Technisch kann man Gears Tactics definitiv für die gelungene Optimierung loben. Trotz unserem etwas älterem Setup (Intel Core i7-4790K, GTX 1080, 16GB DDR4 RAM) konnten wir den Titel problemlos in 4K und 60FPS ohne Einbrüche spielen und aufzeichnen. Leider enden hier die positiven Aspekten im technischen Bereich: Durch die wiederholend eingesetzten Spielmodi in Haupt- und Nebenmissionen wiederholen sich auch die einzelnen Karten viel zu häufig, zudem sind auch flackernde Texturen innerhalb der Level ein großes Manko. Was uns leider auch viel zu häufig untergekommen ist, sind Befehle die vom System nicht korrekt übernommen wurden – sei es im Menü wo ein einfaches Betätigen der Entertaste zum Weiterkommen nicht akzeptiert wurde, bis hin zum oftmals mühselig Wechseln zwischen Zielen innerhalb des Spielverlaufs bei hohem Gegneraufkommen. Gears Tactics setzt generell mehr auf spielerische Freiheit durch Gegnermassen und eine frei begehbare, größere Karte, allerdings geht dadurch leider oftmals die Taktik verloren und man merkt wie man sein Spielverhalten auf wenige Elemente im Spiel wie beispielsweise Exekutionen, Scharfschützen-Fähigkeiten oder Granaten limitiert. Die fünf spielbaren Klassen bieten zwar mehr als 150 Skills, aber die verschiedenen Modi sind leider bis auf wenige Ausnahmen rein mit den erwähnten Fähigkeiten oder Gegenständen leicht lösbar. Generell sind alle Elemente, die man aus Gears of War kennt von den einzelnen Gegenspielern, bis hin zu den klassischen Waffen der Serie sehr gelungen in diese neue taktische Umgebung eingesetzt.

Das gesamte Menü und alle damit verbundenen Prozesse sind sehr minimalistisch gestaltet. Ideal für Neueinsteiger, aber ohne wirkliche Vielfalt für Veteranen.

Repetitive Missionen und Abläufe

Vereinzelte Nebenmissionen zwingen euch bestimmte Squad-Mitglieder zurück zu lassen oder bestimmte Gegenstände nicht einzusetzen, um alle Boni zu erhalten, aber in den meisten Fällen wirken diese Beschränkungen eher wie ein Tipp, die Mission korrekt nach einem Faden zu spielen, als eine wirkliche weitere Herausforderung. Gears Tactics reiht sich in Sachen Komplexität zwischen Mario + Rabbids Kingdom Battle und XCOM ein. Viele Bereiche sind zwar bei weitem nicht so simpel aufgebaut wie es noch Mario + Rabbids getan hat, aber es fehlt an allen Ecken und Enden, um an den Umfang eines XCOMs heranzukommen. Es gibt keine taktiksche Missionskarte, das Rekrutieren und Ausrüsten von neuen Squad Mitgliedern ist äußerst simpel gestaltet und selbst Ressourcen wie neue Waffen liegen meistens mitten am idealen Weg für die laufende Mission und liefern selten eine zusätzliche spielerische Herausforderung. Es fehlen also einige taktische Komponenten um hier einem XCOM Konkurrenz zu machen, aber vieles wird dadurch auch einfacher für Neueinsteiger. Beispielsweise das Nutzen von Granaten oder Exekutionen, um eure Aktionspunkte zu erweitern, ist intuitiv und spektakulär brutal, wie man es aus den Gears of War Spielen gewohnt ist. Auch die Gegner sind bis auf wenige KI-Aussetzer sehr gelungen und verkörpern ihre Originale aus der Serie ideal.

Euren Helden könnt ihr zwar nur ein anderes Unterhemd verpassen, aber dafür lassen sich eure Truppen ein wenig mehr umgestalten. Von diversen Accessoires bis hin zu stylischen Frisuren ist genügend an Auswahl vorhanden!

Die größte Schwäche von Gears Tactics zeigt sich erst nach dem Abschluss des Spiels. Anspruchsvolle Bosskämpfe und eine gewohnte Gears of War Geschichte reichen nicht, um die fehlende spielerische Vielfalt im restlichen Spiel zu verdecken. Nach wenigen Stunden verschwimmen schon die Unterschiede zwischen Neben- und Hauptmissionen immer mehr. Durch das minimalistische Menü und den fehlenden Ausweichmöglichkeiten wird der Effekt nochmals verstärkt. Gears Tactics ist an sich kein schlechtes Spiel, es fehlt nur viel zu oft der letzte Feinschliff, damit sich die unzähligen Missionen genug voneinander unterscheiden und euch genügend an Langzeitmotivation liefern, um auch nach dem Durchspielen des Titels dran zu bleiben. Gears of War Fans, die zum ersten Mal in die Welt von Taktik Shooter oder rundenbasierter Strategie eintauchen wollen, bekommen hier auf jeden Fall genügend an Action serviert; der Wunsch nach mehr wird aber sicherlich nach einigen Stunden mit Gears Tactics auch bei Neulingen aufkommen.

Die drei großen Bosskämpfe sind sehr gelungen und können euch oftmals über eine Stunde und einiges an Durchhaltevermögen abverlangen.

Gears Tactics erscheint am 28. April auf Windows 10 PC, im Xbox Game Pass für PC (Beta) und bei Steam

Fazit

Gears Tactics injiziert erfolgreich die brachiale Action der Gears of War Spiele in eine taktische Umgebung mit phänomenalen Bosskämpfen und brutalen Exekutionen, verläuft sich aber viel zu sehr in wiederholenden Aufgaben und einer fehlenden Vielfalt in vielen Bereichen. Auch Neulinge des Genres werden hier schnell mehr wollen.

Positiv

+ Brutale Action und Gegner aus den Gears of War Spielen ideal umgesetzt

+ Umfangreiche Bosskämpfe

+ Durch die Limitierung in vielen Bereichen ideal für Neueinsteiger

Negativ

– Fehlende Abwechslung durch Vermischung von Haupt- und Nebenmissionen

– Regelmäßig flackernde/nachladende Texturen und nicht angenommene Befehle im Spiel und Menü mindern das Spielerlebnis

– Zu wenig neue Ansätze für Genre Veteranen

– Enttäuschende Inhalte im Endgame

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer