Final Fantasy VII Remake – Gamescom 2019 Impressionen

Ich stehe dem Final Fantasy 7 Remake extrem zynisch gegenüber. Einerseits denke ich, dass es alles andere als ein schlechtes Spiel wird. Andererseits glaube ich auch, dass ich dem Titel am Ende nicht viel abgewinnen werde. Lest hier weiter, wenn ihr wissen wollt, warum ich angesichts der Gamescom-Demo so ein arger Zyniker bin.

Fangen wir positiv an: Final Fantasy VII Remake sieht fantastisch aus, keine Frage. Grafisch zu gefallen war schon immer eine Stärke der Reihe (über die Mobile Ports reden wir nicht). Midgar wurde komplett von Grundauf neu geschaffen und dennoch wirkt die Reise durch den Mako-Reaktor 1 irgendwie vertraut, wenn man das Original gespielt hat. Sämtlichen Figuren wurde sowohl optisch als auch synchronisationstechnisch neues Leben eingehaucht. Rundenbasierte Kämpfe gibt es nicht mehr, stattdessen gibt es ein Kampfsystem, dass sich wie das ultimative Tetsuya-Nomura-Hybridkind aus FF XIII, FFXV und Kingdom Hearts anfühlt. Kämpfe finden in Echtzeit statt, können jedoch durch das Aktivieren eines Popup-Menüs unterbrochen werden, um Skills möglichst strategisch klug einzusetzen. Das Einsetzen von Skills und Items zehrt an der ATB-Leiste, die wiederum einerseits mit der Zeit und andererseits durch das Durchführen von Standardangriffen aufgeladen wird. Die Stagger-Mechanik aus Final Fantasy XIII kehrt zurück und zwar mehr oder weniger genauso wie bekannt: neben der HP-Leiste haben Feinde auch eine Fokus-Leiste. Hat man diese vollständig aufgefüllt, sind Gegner geschockt und erleiden kurzzeitig stark erhöhten Schaden. Limit Breaks kehren ebenfalls zurück und lassen sich – ebenfalls mehr oder weniger wie gewohnt – einsetzen, sobald genug Schaden erlitten wurde.

Der Feedback-Loop während der Kämpfe fühlt sich intuitiv erstmal gut an. Strategisches Management zwischen Standard-Combos, Blocks und Ausweichrollen, Skills und Zaubern, Staggers und Limit Breaks kann theoretisch zu zahlreichen interessanten Kampfsituationen führen, wobei sich der tatsächliche Tiefgang des Systems im finalen Spiel zeigen müssen wird. Die spielbare Demo ist identisch mit der, die bereits auf der E3 gezeigt wurde und endet mit dem Bosskampf gegen den riesigen Skorpion-Wachroboter, der zwar einerseits erfordert, dass zwischen Barret und Cloud geswitcht und Skills taktisch klug eingesetzt werden, mir andererseits aber auch Sorge bereitet, dass zukünftige Bosse eher zu repetitiven Damage Sponges werden, statt zu tatsächlichen Herausforderungen. Ich persönlich bin erstmal vorsichtig, zumal die Komplexität der Kämpfe in aktuelleren Nomura-Titeln eher in die Kategorie „Schön anzusehen, aber wenig Substanz“ fielen. Prädikat: vorsichtig optimistisch.

Warum bin ich so zynisch gegenüber dem Spiel? Nun, Final Fantasy VII macht auf mich den Eindruck, dass es einerseits unglaublich ambitioniert aber gleichzeitig unglaublich seelenlos ist. Ambitioniert, weil es absolut offensichtlich ist wieviel Zeit und Arbeit und Liebe in dieses Remake hineingeflossen ist. Seelenlos, weil alles, was ich bisher von dem Spiel gesehen habe den bitteren Beigeschmack mit sich führt, nur Teile dessen einzufangen, was Final Fantasy VII seiner Zeit so besonders gemacht hat. Das Original ist ein unglaublich albernes Spiel: von muskulösen Sauna-Machos, über Kniebeugen-Turnieren bis hin zu Crossdressing-Rettungsaktionen (the list goes on). So ernst die Thematik häufig war, es gab zahllose Momente, die die erdrückende Stimmung in und außerhalb Midgards auflockerten. Und Cloud war bei weitem nicht so ein Edgy Boi, wie er heutzutage immer dargestellt wird. Meine Sorge ist, dass sich Remake in seiner dunklen Marotten verliert und sich zu ernst nimmt. Zu diesen Sorgen tritt das immer wiederkehrende Gefühl von Überdruss, wenn Final Fantasy VII zum wiederholten (und nicht zum letzten) Male ausgeschlachtet wird. Es ist schwierig von künstlerischen Visionen und von Integrität zu sprechen, wenn Final Fantasy VII einfach eine extrem sichere Art und Weise ist, Unmengen an Geld zu machen. Remake ist der erste Teil des Final Fantasy VII Remake Projektes, und wie es aussieht, wird sich das gesamte Spiel auf die Episode in Midgar beschränken. Einerseits heißt das natürlich, dass Midgar mit Sicherheit um viele interessante Elemente und Facetten erweitert werden wird. Andererseits frage ich mich natürlich, wie viele Spiele es nun am Ende geben soll und wann ich mit die Final Fantasy VII Complete Box Special Platinum Limit Break Edition für 29784€ vorbestellen kann. Aber naja, genug Zynismus.

Wie bereits anfangs gesagt: Final Fantasy VII Remake wird gut. Daran habe ich keine Zweifel. Es steckt Unmengen Arbeit darin und es liegt in Square’s Interesse hier das beste Spiel herauszuhauen, das sie liefern können und wenn dadurch einer der einflussreichsten Titel der Spielgeschichte neuen Publikums zugänglich gemacht wird, umso besser. Wenn meine Bedenken unbegründet sind: nice, freue mich, ich mag es, wenn mir Dinge gut gefallen. Bis dahin werde ich das Ganze mit einer Prise Salz genießen. Final Fantasy VII Remake erscheint am 3. März 2020 für Playstation 4.

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Written by: Dominik Hellfritzsch