FIFA 21 PS4 Review – Das klassische Gesamtpaket mit den üblichen Fehlern

Seit FIFA 13 testen wir jeden neuen Ableger für euch und die letzten Wochen haben wir uns auch intensiv mit FIFA 21 auseinandersetzen können. Sei es der Karriere-Modus, Volta oder auch FIFA Ultimate Team: EA wirkt bemüht ein immer kompakteres Gesamterlebnis mit FIFA zu liefern. Ob man nach den Rückschritten mit FIFA 20 auf dem richtigen Kurs gewechselt hat oder wieder dieselben Fehler gemacht hat, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Der Forza Horizon 4 Effekt

Sei es der Karriere-Modus, Volta oder auch FIFA Ultimate Team: FIFA 21 sieht es als Ziel den Spieler mit In-Game Accessoires zu überhäufen. Die etablierten Modi aus den beiden Vorgängern, wurden hier also darauf angepasst und auf dem Weg dort hin hat man leider die wirklich relevanten spielerischen Belohnungen vergessen. Volta war bereits im Vorgänger absolut kein FIFA Street Ersatz und konnte kaum eine Beziehung zu den spielbaren Charakteren aufbauen. In FIFA 21 wirkt der gesamte Aufbau der Geschichte noch weniger relevant und die Struktur der einzelnen Aufgaben ist mitunter wohl das langweiligste, was die Serie bisher zu bieten hatte. Nach sehr kurzen Gesprächen eurer Team-Mitglieder untereinander oder „Face-Time“ Telefonaten mit realen Stars spielt ihr so gut wie immer im selben Schema eure Matches und Trainings herunter um ein paar neue Jogginghosen oder Shirts für eure Spieler freizuschalten. Eine wirkliche Erfüllung wartet nach dem Abschluss der einzelnen Abschnitte nicht auf euch, wodurch Volta wieder einmal zu einem generischen Spielplatz degradiert, in dem ihr die neuen Dribbling-Features in einem engen Raum austesten könnt, was im Prinzip jegliche Tutorials des Spiels deutlich besser und teilweise abwechslungsreicher erfüllen können. Zumindest bietet man als Ersatz für die fehlenden relevanten Story-Elemente einige neue Online-Modi an wie Volta Squads, wo ihr im Co-Op 5 vs. 5 Partien absolviert oder auch Featured Battles, welche sehr ähnlich zu den FUT Squad Battles ablaufen. Jegliche In-Game Coins, die ihr damit erspielt, könnt ihr wie erwähnt für rein kosmetische Items ausgeben.

Ob es wirklich Face-Time Zwischensequenzen braucht, um authentisch zu wirken, kann wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Der Karriere-Modus bekommt großteils wegen FIFA Ultimate Team immer weniger Liebe von den Entwickler: Die Möglichkeiten bleiben zwar weiterhin sehr umfangreich und animierte Transfer-Verhandlungen oder die Tatsache, dass es jetzt endlich reicht, einmalig Trainingseinheiten selbst zu spielen und danach die simulierten Werte ident sind, bieten zwar neben vielen anderen Feinheiten nette Upgrades für das Gesamterlebnis, aber sonst bleibt der Karriere-Modus relativ belanglos, vor allem für alle die jedes Jahr den neuesten FIFA Ableger spielen. Wer gerne nur offline spielt, ist hier mit FIFA 20 oder FIFA 19 gut genug versorgt und wird bis auf ein paar neue Gameplay-Elemente, die die Spieldynamik wieder ein Stück verändern, nichts vermissen.

Es gibt weiterhin genügend im Karriere-Modus zu tun, inklusive ein paar kleinen Feinheiten in einigen Bereichen.

Hier kommen wir auch zu den jährlichen Gameplay-Neuerungen. Simulationsfans müssen weiterhin bei Pro Evolution Soccer bleiben. FIFA 21 ist wieder ein Stück langsamer geworden und die Ballführung und Kontrolle der Abwehr beziehungsweise der einzelnen Spieler wirkt deutlich überarbeitet. Von Realismus ist die Serie zwar weiterhin sehr weit entfernt, aber die Spieldynamik hat sich jetzt doch wieder ein wenig zu FIFA 19 und 20 auf Ballbesitz verlagert. In FIFA Ultimate Team bleibt zwar Geschwindigkeit weiterhin das wichtigste Attribut der Spieler, aber man hat endlich wieder mehr die Verteidigung in der eigenen Hand, und Spieler können weitaus realistischere Fehler machen, da jeder Pass und jede Flanke genau dosiert werden muss. Sonst werden Fans der letzten beiden Teile viele gewohnte Glitches, Bugs und ähnliches auffinden, die EA bis jetzt nicht unter Kontrolle gebracht hat. Wer nicht regelmäßig in diversen Online-Modi Abbrüche, Serverfehler oder verlängerte Ladezeiten erleben will, muss sich selbständig darum kümmern, bestimmte Ports auf seinem Router freischalten zu lassen. Alle bekannten Glitches aus dem Vorgänger sind 1:1 in FIFA 21 vorhanden und lassen sich zum Erspielen von Loyalitätsboni oder auch Coins in FIFA Ultimate Team weiterhin ausnutzen. Es ist kaum ein anderes Spiel am Markt so vehement bemüht – beziehungsweise, nicht bemüht – bestehende Fehler im eigenen Spiel auszubessern oder Alternativen zu finden. Anstatt Spielern den offensichtlichen Grind in FIFA Ultimate Team zu erleichtern, übernimmt man einfach gerne genutzte Glitches im Spiel. Dadurch nutzt ein Teil der Spieler bekannte Fehler aus, und jeder, dem sie nicht bekannt sind, muss sich auf eine immense Zeitinvestition einstellen, um an die notwendigen Coins zu kommen.

FIFA Ultimate Team bleibt das neue Herzstück der Serie

Bei so wenigen wirklichen Neuerungen, bleibt FIFA Fans seit 2019 eigentlich nur noch der Sprung in FIFA Ultimate Team übrig. Hier lassen sich jetzt so gut wie alle Modi bis auf die Weekend League im Co-Op mit Freunden spielen. Eigentlich ein guter Weg, um den üblichen Grind ein Stück interessanter zu gestalten, nur trennt das Spiel wieder einige Belohnungen zwischen Singleplayer und Co-Op und gibt Co-Op Spielern keine extra Coins als Anreiz, was wieder einmal eine verpasste Chance ist, die neuen Modi beliebter zu machen. Wie bereits oben im Review erwähnt, geht EA auch hier den Forza Horizon 4-Weg und ersetzt eigentlich sinnvolle Pack/Coin Belohnungen durch optische Trophäen, Deko für euer Stadion, Fangesänge und Trikots für eure Spieler. Beispielsweise bekommt ihr für 250 geschossene Tore oder nach über 100 Spielen in bestimmten Modi eine Trophäe für euer Stadion. Fans von personalisierten Erlebnissen kommen hier zwar voll auf ihre Kosten, Spieler, die aber ohne Geld zu investieren im Modus voran kommen wollen, werden hier mit Deko-Items überhäuft. Auch hier geht EA wieder einmal einen fragwürdigen Weg, der die Kernelemente in Hinsicht auf „Gameplay2 von FIFA Ultimate Team deutlich verschlechtert. Bereits in den beiden Vorgängern ist die Bereitschaft von Spielern reales Geld für FIFA Points zu investieren deutlich angestiegen und in diesem Teil wird es wohl einen neuen Höhepunkt erreichen. Letztes Jahr war man hier eigentlich noch auf einen relativen guten Weg, wie wir im Selbstest mit jeder Menge erspielten Coins und Packs dargestellt haben.

Den Überblick bei der Menge an freischaltbaren Gegenständen zu behalten, fällt immer schwerer.

FIFA Ultimate Team ist bis auf den Aspekt, die Spieler dazu zu bringen möglichst viel Geld zu investieren, keine schlechte spielerische Erweiterung für das FIFA Universum. Das Erspielen und Aufbauen der unzähligen verfügbaren Spieler ist großartig gestaltet und bietet viel spielerische und taktische Feinheiten in der Zusammenstellung des eigenen Teams. Es gibt auch positive Neuerungen, die ein wenig überraschen, wie das Wegfallen von Ausdauer-Karten für Spieler. Damit bleiben nur noch auslaufende Verträge übrig und hin und wieder eine Verletzung, die man mit einer separaten Karte behandeln muss. Zusammen mit dem Personalisieren eures Stadions, der neuen Spieldynamik und den unzähligen Co-Op Modi, bietet hier zumindest FIFA Ultimate Team leichte Lichtblicke für eine Serie, die immer seltener aus ihren eigenen Fehler lernt.

Fangesänge, Torjubel und vieles mehr lassen sich jetzt Freischalten und nach Belieben anpassen.

Fazit

Der große Sprung bleibt zwar in FIFA 21 wieder einmal aus, aber gerade Fans von FIFA Ultimate Team werden wieder einmal voll auf ihre Kosten kommen. Wer auf relevante Neuerungen im Gameplay, Volta oder der Karriere gehofft hat, wird hier deutlich enttäuscht und sollte bei den Vorgängern bleiben.

Positiv

+ Neue Co-Op Modi erweitern das gewohnte Portfolio

+ Gameplay-Neuerungen bringen etwas frischen Wind in der Spieldynamik

Negativ

– Unzählige kosmetische Upgrades, die den üblichen Grind innerhalb aller Modi deutlich erhöhen

– Vielen neuen Co-Op Modi fehlt der Anreiz durch extra Belohnungen

– Unzählige bekannte Glitches/Exploits aus den beiden Vorgängern weiterhin vorhanden

– Karriere-Modus und Volta fast verschlechtert gegenüber letztes Jahr

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer