Faszination Souls Spiele – Wie der Tod Hoffnung gibt und etwas für das Leben lernt

Der Tag ist grau, nichts ergibt einen Sinn, man fühlt sich unsichtbar und irgendwie scheint sich die ganze Welt gegen einen verschworen zu haben: Jeder kennt solche Tage und solche Gedanken und nach einem Tief folgt wieder ein Aufschwung. Doch dann gibt es Menschen, deren Gemütslage sich permanent auf diesem und wahrscheinlich einem noch tieferem Level bewegt. Das raubt Energie, laugt diese Menschen innerlich aus und lässt Sie langsam leer werden. Oft fehlt dann sogar die Kraft dazu aus dem Bett zu kommen. Die Folge: Depressionen in ihren unterschiedlichsten Formen bis hin zum versuchten Suizid. Oft dienen Videospiele hier als Flucht in eine alternative Welt. Doch was passiert, wenn ein Franchise wie die Souls Serie, dass so gnadenlos und konsequent in seinem Design ist wie schon lange keine Spieleserie mehr zuvor, Menschen dabei hilft wieder zurück in das Leben zu finden? Was passiert, wenn ein Videospiel allgemein die wohl wichtigste Lektion im Leben lehrt? Geht mit uns auf eine Reise nach Lordran und erfährt in unserem Special, wie der Tod Hoffnung geben kann.

Dark Souls heilt Seelen

Videospiele sind primär eines: Unterhaltung. Am Ende des Tages sind die meisten Gamer Konsumenten und wollen primär durch den Verzerr des Contents in Form neuer Spiele für ihr Geld unterhalten werden. Doch wenn man in die Materie der Spielebranche und ihrer Entwickler eintaucht merkt man, dass vieles bestimmte Hintergründe oder gar Geschichten hat. So beginnt man dann für sich selbst einen tieferen Sinn für so manche Serie zu entwickeln. So habe ich mich unlängst einmal mit der Souls Serie befasst und bin durch Zufall auf mehrere Artikel gestoßen, in welchen von der Souls Serie und einem Zusammenhang mit der Heilung von Depressionen berichtet wurde.

Youtuber Indie Bytes berichtet von einem Freund, welcher mit starken Depressionen zu kämpfen hatte und in Dark Souls einen Spiegel seiner eigenen Wahrnehmung der Welt fand: Alles ist kaputt und man befindet sich in einem konstanten Kampf gegen seine Umwelt. Nach und nach kämpft man sich durch und kann schließlich durch seine persönliche Entscheidung fällen, ob man sich von seinen Ängsten befreien oder diese weiterverfolgen möchte. Zwar konnte er die Depressionen nicht endgültig bekämpfen, aber doch half ihm das Spiel dabei sich seiner Probleme ernsthaft anzunehmen und diese so in Griff zu kriegen, dass er doch einen Sinn im Leben fand und dieses normal führen kann.

Weitaus drastischer war die Entwicklung bei Writing on Games, welcher einen versuchten Suizid hinter sich hatte und für den Dark Souls genau zur richtigen Zeit kam: Schwer gezeichnet von seinem Selbstmordversuch war Writing on Games körperlich und seelisch am Ende und tauchte so in die Welt von Drangleic (Dark Souls 2) ein. Nach und nach fand er Faszination an dem Spielprinzip und fand auch so den Weg zur professionellen Hilfe und zurück ins Leben. Der Youtuber ist auch heute noch aktiv und die Lebensenergie in seinen Videos ist klar hörbar.

Depressionen wird man wohl nie ganz los und jeder von uns leidet auf eine gewisse Art und Weise unter diesen. Doch diese Fälle schildern, dass Videospiel durchaus einen heilenden Effekt haben können, wenn Sie zur richtigen Zeit kommen.

Lektionen für das (echte) Leben

Doch wie sollen Welten wie Lordran, Drangleic oder Lothric denn in irgendeiner Form mehr sein, als große Spielplätze für Hardcore Action RPG Fans mit Hang zu masochistisch schweren Spielen ? Sehen wir uns dafür die Welt von Lordran aus dem ersten Dark Souls an: Von der Ferne wunderschön und faszinierend, doch von der Nähe sieht man die Tristesse. Viele wandelnde und leere Hüllen, dazwischen Feinde an jeder Ecke und noch größere Bosse, die uns allesamt immer wieder den Gar Aus machen. Die Welt kann erdrückend sein, das ständige sterben ermüdend. Auf eurer Reise trefft ihr Leute wie Solaire of Astora, die mit ihrem unerschüttlerlichen Optimismus und ihrer Freundlichkeit euch gegenüber schon fast absurd und surreal wirken. Sie erzählen euch von der Welt und ihren komischen Wesen, von ihren Bestrebungen, zwischen all dem eigenartigen auch etwas Gutes oder für Sie sinnvolles vollbringen zu wollen. Andere wiederum sagen Dir, dass du nicht zur Hülle werden und Dir die Menschlichkeit bewahren sollst, bevor Sie schwindet und du nur mehr ein Schatten deiner selbst bist.

Auf eurer Reise scheitert ihr immer wieder und die Hürden werden größer und oft ist es unvorstellbar, dass man dies in irgendeiner Form schafft. Doch ihr bleibt dran, kämpft, macht weiter, gebt nicht auf, kämpft und steht schließlich eines Tages vor Gwyn und im Anschluss daran vor der Entscheidung, ob ihr alles beim alten belassen möchtet oder doch lieber etwas neues schaffen wollt. Diese ganze Erzählung, welche Fanboy-Charakter hat soll aber auch nur als Verbindung zur Frage dienen, warum die Souls Serie eigentlich mehr als eine weitere Spieleserie sein soll: Weil Sie das echte Leben wiederspiegelt.

Mit fortschreitendem Alter kann das Leben nun einmal ein harter Kampf an allen Fronten sein und man wird oft scheitern. Die Souls Serie lernt einem dabei eines: Dass es vollkommen in Ordnung und natürlich ist zu scheitern. Weil man mit jedem unbekannten auch eine andere Herangehensweise hat: Mal ist man zu stolz, mal zu übereifrig, mal zu arrogant oder manchmal doch nur zu vorsichtig. Scheitern ist dabei vorprogrammiert. Man kann hinfallen, liegenbleiben und sich das Geschehen aus dem Liegen heraus an sich vorbeiziehend anschauen oder man steht auf und macht weiter. Man wird besser, ausgefuchster und weiß immer mehr sich in der Welt zurecht zu finden. Man findet Freunde, die auf einen Acht geben und dazwischen viele Leute, die einfach nur leere Hüllen für einen darstellen und Menschen, die einem nicht guttun und an der Substanz eines anderen zerren. All das wie man es in Dark Souls eben auch kennt.

Don`t go hollow

Verbindet man jetzt die Erfahrungen der Menschen mit Depressionen und kombiniert diese mit den Ansätzen aus dem letzten Absatz ergibt sich ein Konnex: Dark Souls ist eine Ode an das Leben. Es feiert das Leben und es will, dass man es zu schätzen weiß. Es zeigt einem auf, dass es hart und ungerecht sein kann und man definitiv oft hinfallen und scheitern wird, man aber auch immer selbst einen Weg finden will sich selbst aus diesen Situationen zu kämpfen.

Persönlich besitze ich zwar alle Spiele der Souls Serie, konnte mich aber irgendwie nie wirkich dazu überwinden diese komplett durchzuspielen. Doch mit den Recherchen und den gesammelten Hintergrundinformationen hat sich eine komplett neue Perspektive aufgetan und nun bin ich gerade dabei Lordran bis in alle Ecken auszukundschaften.

Allen Lesern möchte ich auf diesem Wege eines mitgeben (unabhängig ob an Depressionen leidend oder nicht, jeder hat einmal üble Zeiten): Das Leben ist oft hart, vieles ungerecht und wir leben in einer Welt voller für einen eigenartig wirkenden Lebewesen. Doch es ist auch schön. Mit all seinen Höhen und Tiefen. Wenn ihr einmal hinfällt, akzeptiert es und gebt nicht auf. Es kommen auch andere Zeiten. Just don`t go hollow…

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.