Elden Ring PS5 Review – Ein Soulsborne Game, um alle anderen zu knechten?

Nach einigen Stunden mit dem Network-Test und zwei ausführlichen Preview-Phasen, konnten wir nun endlich die letzten Tage mit der finalen Version von Elden Ring verbringen. Im Test beantworten wir spoilerfrei die wichtigsten Fragen zum potenziellen Spiel des Jahres: Wird es den hohen Erwartungen gerecht? Was hat die Zusammenarbeit mit George R.R. Martin wirklich im Spiel verändert? Kann ein Soulsborne-Game in einer so weitläufigen, offenen Welt funktionieren? Mehr dazu wie immer bei uns im Test.

Weniger kryptisch und interessantere Wendungen innerhalb der Geschichte

Trotz dem Mitwirken von George R.R. Martin und vielen neuen Möglichkeiten durch die riesigen offene Welt, hat es sich Entwickler FromSoftware nicht nehmen lassen, wieder allen Charakteren und der Welt seinen eigenen verstörenden Twist zu verleihen. Nach einem kurzen Intro-Video und dem bisher wohl umfangreichsten Charakter-Editor der Serie, startet ihr mit eurem selbst erstellten Befleckten in die Welt des Zwischenlandes. Das Anfangsgebiet Limgrave dürfte allen bereits teilweise bekannt sein, die am Network-Test zum Spiel teilgenommen oder später zugesehen haben. Hier macht euch auf Wunsch das Spiel in einem kleinen Tutorial mit den wichtigsten neuen Fähigkeiten vertraut und lässt euch direkt danach los auf die gesamte offene Welt von Elden Ring. Wer alle bisherigen Werke des Studios gespielt hat, weiß dass das Team rund um Hidetaka Miyazaki immer schon einen Hang zu starken, westlichen Einflüssen in ihren Welt und der Umgebung hatte. Mit George R.R. Martin im Gepäck wirken in Elden Ring endlich alle Charaktere und vor allem die Zusammenhänge ihrer Schicksale deutlich durchdachter und weniger kryptisch, als man es von der Serie gewohnt ist. Natürlich trefft ihr weiterhin auf eine Bandbreite an Charakteren, die von „Dung Eater“ bis hin zu „Sir Gideon Ofnir, the All-Knowing“ reicht. Es fehlt also keineswegs an den üblichen ausgefallenen Designs und Geschichten, die man vom Studio gewohnt ist, nur erkennt man in Elden Ring etwas deutlicher welche Beziehungen zwischen den Charakteren herrschen und kann die einzelnen Geschichten etwas einfacher verfolgen.

Bei aller Komplexität der einzelnen vernetzten Gebiete finden sich dennoch laufend solche sorgfältig durchdachten Schauplätze

Nach über 50 Stunden in Elden Ring und dem Abschluss der gesamten Geschichte können wir einige Bedenken entkräften, die vermutlich im Network-Test aufgetreten sind. Die weitläufigen Gebiete und vor allem euer treuer Reit-Begleiter Torrent, machen das Spiel definitiv nicht leichter. FromSoftware hat es hier unglaublich gut geschafft, jeden Schauplatz fast perfekt abzustecken und die jeweiligen Gegner und Gebiete auf bestimmte Situationen anzupassen. In der gesamten Spielzeit – und nach dem Erkunden eines sehr großen Teils aller vorhandenen Gebiete und Geheimnisse -, ist uns kaum ein Schauplatz untergekommen, der uns erlaubt hätte, besonders unfaire Taktiken auszuspielen, um uns Kämpfe leichter zu machen. Natürlich sind Zauber und Gebete wieder einmal die besten Varianten, um Gegner aus der Distanz zu bekämpfen, aber nicht alle Kämpfe sind dadurch einfach zu meistern. Man kommt nicht nur bei den wunderschönen Schauplätzen und imposanten Bosskämpfen aus dem Staunen nicht heraus, sondern auch bei der Tatsache, wie gut die Balance in allen Bereichen geworden ist. Der Inhalt in Elden Ring wirkt wie mehrere Soulsborne-Ableger in eine einzige, riesige Welt verfrachtet und trotzdem wird man am laufenden Band selbst als Veteran ständig überrascht.

Die Vor- und Nachteile der offenen Welt

Über euer Pferd (Torrent) haben wir bereits ein wenig gesprochen bzw. wurde das Reittier schon in diversen Trailern und dem Network-Test vorgestellt. Die umfangreiche Welt von Elden Ring kommt mit vielen neuen, positiven Neuerungen für Spieler daher, aber auch kleineren Nachteilen, die man bisher so nicht aus Soulsborne-Spielen kannte. Hier überwiegen aber die positiven Aspekte bei Weitem. Jedes einzelne Gebiet kann für sich alleine auskommen und bietet trotz kleinerer Vernetzung durch versteckte Dungeons, Geheimnisse und Charaktergeschichten jede Menge Abwechslung und Liebe zum Detail. Das Sammeln von Items und alle Crafting-Elemente sind intuitiv ins Spiel integriert und gehören zu den angenehmsten Neuerungen für Soulsborne-Fans. Händler und vereinzelte NPCs liefern euch nicht nur Hinweise zu versteckten Orten, sondern auch hilfreiche Kochbücher, die euch neue Crafting-Rezepte liefern. Wenn ihr diese laufend von den Händlern ersteht, könnt ihr euch auf so gut wie alle Herausforderungen, die euch das Spiel entgegen wirft, vorbereiten und durch die Tatsache, dass ihr einfach im Reiten alle notwendigen Ressourcen in der Welt aufsammeln könnt, wird das Herstellen von Zubehör und hilfreichen Items so einfach wie noch nie in der Serie.

Items und Zubehör herzustellen ist so einfach und umfangreich wie noch nie in der Serie

Mit der Größe der einzelnen Gebiete und dem Umfang an verschiedenen Dungeons, Höhlen, Burgen und weiteren geheimen Schauplätzen kommt eigentlich so gut wie nie Langeweile im Spiel auf. Anfangs wirkt es noch so als würden sich einige Bosskämpfe und Gegner wiederholen, aber selbst hier hat man sich die Mühe gemacht wiederholenden Gegnerarten im späteren Spielverlauf neue Movesets zu verleihen. Selbst ein The Legend of Zelda: Breath of the Wild kann sich hier einiges abschauen – in Sachen Abwechslung und Detailverliebtheit. Was bei all diesen Aspekten am meisten überrascht, ist die solide Performance. In vielen Situationen kommen riesige Gegnergruppen auf euch gleichzeitig zu und ihr könnt selbst noch einige Geister zur Hilfe rufen, die ihre eigenen Movesets in den Kampf einbringen und trotzdem ist uns in über 50 Stunden an Spielzeit so gut wie nie die Framerate auch nur ein Stück eingebrochen. Was FromSoftware hier geschaffen hat, grenzt an Zauberei. Ein Open-World-Game mit so einem Umfang so gut aussehen zu lassen und dann noch eine einwandfreie Performance abzuliefern, das ist eine sehr willkommene Überraschung.

Markante Charaktere wie „Pot Boy“ heitern oftmals die düstere Stimmung im Spiel ein wenig auf

Kommen wir nun zu den Abstrichen, die leider mit der riesigen Welt gemacht werden mussten und ein paar kleineren, unverständlichen Unannehmlichkeiten. Auch wenn es über weite Strecken gut von den Entwicklern vermieden wurde, wiederholende Gebiete, Bosse und Gegner-Camps einzubauen, finden sich doch einige idente Abläufe und Herausforderungen im Spiel. Diese gehören aber wirklich zur Seltenheit und fallen in der Masse an neuen Schauplätzen, imposanten Bosskämpfen und Unmengen an geheimen Orten absolut nicht auf. Durch die Tatsache, dass man nun endlich in der Serie (neben Sekiro) einen dezidierten Sprungbutton und ein Pferd zur Seite hat, dachten sich die Entwickler es wäre eine gute Idee, einige Kletterpassagen und Fallschaden mit einzubauen. Manche Stellen werden dadurch natürlich sehr fordernd gehalten, andere sind nur mühsame Abschätz-Manöver, die euch beim Erkunden der Welt ständig unterbrechen. Hinzu zu den mühseligen Punkten kommt das ständige Reiten von einem Punkt zum anderen. Wenn man aber die Vorgänger ausgiebig gespielt hat und sich ein wenig eingewöhnt hat, sind diese kleinen, zusätzlichen Herausforderungen schnell überwunden.

Die verteilten Interaktionen mit den einzelnen Charakteren, und wie all ihre Geschichten zusammenhängen, bieten neben den fordernden Bosskämpfen den größten Anreiz.

Bei all dem mystischen und kryptischen Eigenheiten des Spiels und der dazugehörigen Welt, hätte man sich auch ein wenig mehr Mühe bei der Benennung von Upgrade-Gegenständen geben können: „Gold Rune (1), (2)“ etc. oder „Schmiedestein (3), (4)“ etc. wirken bei all den sonstigen Details im Spiel ein wenig lieblos und mehr wie Platzhalter für echte Namen.

Ein Best Of aller Soulsborne-Spiele

Abschließend muss man sagen, dass Elden Ring alles gekonnt erfüllt, was sich Fans wünschen könnten. Dank den vielen neuen Features, Klassen, Fähigkeiten, umfangreichen Gebieten und der spannenden Geschichte sowie Zusammenhängen zwischen den einzelnen Charakteren bekommt man mit Elden Ring wohl das bisher umfangreichste Soulsborne-Spiel aller Zeiten. Kein Spiel der Serie hat mich so lange beschäftigen können und Elden Ring lässt mich vor allem auch nach dem Durchspielen immer noch mit dem Gedanken zurück „Dieses Gebiet kenne ich noch gar nicht“ oder „Was wäre, wenn ich hier nochmals genauer nachschaue“. Egal ob im Bereich Gameplay-Vielfalt, Leveldesign, Story oder reiner Umfang der Spielewelt: Elden Ring ist das beste Spiel, das FromSoftware bisher produziert hat und wird selbst Veteranen oftmals an ihre Grenzen bringen und immer wieder aufs Neue überraschen. Neueinsteiger bekommen zwar immer noch keinen „Easy Mode“, aber mit der offenen Welt, den vielen neuen Gameplay-Features und dem simplen Herstellen von Gegenständen kann man sich das Spiel auch mit dem Erkunden der Welt um einiges angenehmer gestalten. Mit den neuen beschwörbaren Geistern und den unzähligen Multiplayer-Features, die bereits im Network-Test tadellos funktioniert haben, kann man sich – bevor man am verzweifeln ist -, dann immer noch jemanden zur Seite rufen.

Elden Ring erscheint am 25. Februar 2022 für PlayStation 5, Xbox Series X/S, PlayStation 4, Xbox One und PC. Hier könnt ihr den Titel bereits vorbestellen.

Fazit

Elden Ring übertrifft alle Erwartungen, beseitigt alle Zweifel, die vorab aufgekommen sind, und überrascht so sehr, wie es noch nie ein Soulsborne-Ableger getan hat. Wer mit ein paar seltenen, sich wiederholenden Auftritten von manchen Gegnern und Bossen leben kann, bekommt hier das wohl umfangreichste und spannendste Spiel, das FromSoftware bisher entwickelt hat.

Positiv

+ Durch den Einfluss von George R.R. Martin erkennbarer Zusammenhängen zwischen den Schicksalen und Geschichten der einzelnen Charaktere und der Welt

+ Die umfangreichste Welt eines Soulsborne-Spiels bisher

+ Neue Klassen, Fähigkeiten und Gameplay-Balancing überzeugen durchgehend

+ Gelungener Umstieg auf eine offene Welt gefühlt mit Unmengen an Geheimnissen

Negativ

– Kleine Unannehmlichkeiten durch die offene Welt wie wiederholende Bosskämpfe, langwierige Reit-Passagen und fragwürdiger Fallschäden

– Benennungen der Upgrade-Materialien wirken ein wenig wie Platzhalter

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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