Nintendo bewegt sich gerne abseits gängiger Wege: Während sich andere auf das Prinzip verlassen, dass die Dinge, die funktionieren nicht geändert werden müssen und einen Ableger einer etablierten Spielereihe nach dem anderen rausbringen, hat Nintendo keine Angst auch mal etwas Neues auszuprobieren. Bestes Beispiel ist Nintendo Labo – ein Konzept, das außer Nintendo wohl niemanden eingefallen wäre, geschweige es wirklich umgesetzt hätte. Wenn das Unternehmen aber mit einer seiner Ideen Erfolg hat und mit Lob überschüttet wird, gibt es plötzlich viele Neider, die auch gerne ein Stück vom Kuchen haben wollen. Hier stellen wir euch fünf der größten Knockoffs bekannter Nintendo-Spiele vor.
Platz 5: PlayStation All-Stars Battle Royale
veröffentlicht von: Sony für PS3/PS4
„inspiriert von“: Super Smash Bros.
Die Prämisse die Protagonisten verschiedener hauseigener Spieleserien in einem Brawler gegeneinander antreten zu lassen, hat bereits auf dem Nintendo 64 so gut funktioniert, dass keine Nintendo Konsole mehr ohne Super Smash Bros. auskommt. Der kleine Originalroster aus Mario, Luigi, Kirby, Ness, Samus, Fox, Link, Pikachu, Yoshi, Captain Falcon und Donkey Kong wird mit jeder Iteration stimmig erweitert und neue Spielmodi hinzugefügt. Der Ankündigungstrailer zur Switch-Version hat bereits für Reaktionen von Lachen bis Kreischen gesorgt.
Mit PlayStation All-Stars Battle Royale dachte Sony: „Hey, wir haben auch einige Figuren, mit denen wir so etwas anstellen können. Probieren wird doch Nintendo zu kopieren!“ Das Ergebnis war allerdings mehr als ernüchternd, alleine schon die Charaktere passen nicht zusammen: Eine fette Prinzessin gegen einen Mutanten, der Blitze verschießt? Ein rappender Hund gegen einen griechischen Halbgott, der seinen Gegner in Blutfontänen den Kopf abreißt? Der knuffige Sackboy gegen den angsteinflößenden Big Daddy? Der Kader von Super Smash Bros. passt einfach zusammen, weil Nintendo darauf achtet, während Sony sowohl alte Bekannte als auch neue Stars einbringen wollte. Besser wäre es gewesen, sich nur auf PSX-Figuren zu konzentrieren und neben Rachet & Clank sowie Jak & Daxter auch noch Spyro und Crash Bandicoot anstatt Nathan Drake und Heihachi zu inkludieren um eine einheitlichere Thematik unter den Spielefiguren zu schaffen. Nicht ohne Grund ist Jack aus MadWorld in keinem Super Smash zu finden.
Platz 4: Atari Karts
veröffentlicht von: Atari für Atari Jaguar
„inspiriert von“: Super Mario Kart
Rennspiele gab es schon lange vor der Super Nintendo, doch das Genre des Fun Racers gibt es erst mit dem allerersten Super Mario Kart. Unverwechselbar sind die Nintendo-Figuren auf ihren Go-Karts, die sich mit allerlei Dinge beschießen um als Erstes durch das Ziel zu düsen. Lange bestanden Hardcore-Fans darauf, dass der erste Teil immer der beste geblieben ist, doch mit Mario Kart 8 Deluxe für Switch ist ein neuer Höhepunkt erreicht worden. Wer ein gutes Rennspiel ohne Rücksicht aber mit vielen Items spielen will, kommt an Mario Kart nicht vorbei.
Da der Fun Racers im Prinzip ein eigenes Genre ist, darf man sich über die vielen Nachahmungen nicht wundern. Höhepunkte wie Diddy Kong Racing von Rare sind hervorzuheben, andere kann man getrost unter den Teppich kehren: Atari Karts wurde drei Jahre nach Super Mario Kart veröffentlicht und ist in keinem Punkt besser als sein Vorbild – eher das Gegenteil. Unbekannte Fahrer, langweile Strecke und eine minimale Anzahl an Pickups nehmen den Fun aus Fun Racer und ist nur für Leute attraktiv, die Go-Kart absolut nur auf einer Atari Jaguar fahren möchten.
Platz 3: Super Mario Run/Fire Emblem Heroes – Klone
veröffentlicht von: jedem, der denkt er kann mit schlecht programmierten Apps schnell Geld machen
für: iPhone und Android
Der Mobile Games – Markt (sprich Handyspiele) ist am Boomen. Alle namhaften Publisher versuchen derzeit einen möglichst großen Anteil daran zu erwirtschaften und Nintendo bildet da keine Ausnahme. Die Ableger zweier Spielereihen, Super Mario und Fire Emblem (bald soll auch Mario Kart folgen), haben es bereits in den App Store geschafft, ziehen dabei allerdings eine ganze Schar an billigen Kopien mit sich, deren Qualität von schlecht bis ganz, ganz fürchterlich reichen.
Das oben abgebildete Spiel Sword Requiem ist allein schon deswegen eines der positiv zu erwähnenden Beispiele, weil es ganz einfach überhaupt ein Spiel ist. Jeder der den Preis von € 1,50 zahlt und ein funktionierendes Kampfsystem mit logischer Story erhält, darf sich glücklich schätzen, denn die meisten Klone können so etwas nämlich nicht bieten und ziehen den Käufer schamlos über den Tisch. Dabei wird in vielen Fällen auch noch mit den Gesichtern bekannter Figuren geworben, da der Wiedererkennungswert von Mario und Yoshi dementsprechend hoch ist. Natürlich werden solche Apps auf Klage von Nintendo aus dem Store genommen, doch bis dahin ist das Programm schon x-mal von kleinen Kindern gekauft worden, die einfach nur Super Mario Run spielen wollten.
Platz 2: Sonic Shuffle
veröffentlicht von: Sega für Dreamcast
„inspiriert von“: Mario Party
Mario Party ist solides Spiel und, viel wichtiger, eines der besten Party-Spiele überhaupt. Was gegen die KI durchschnittlich viel Spaß macht, wird gegen Freunde zu einem absoluten Fest der Unterhaltung. Einsteigerfreundlicher als ein Shooter-Deathmatch und abwechslungsreicher als der Versus-Mode bei diversen Sportsimulation kann Mario Party in jedem Haushalt gespielt werden, in dem sich eine Nintendo Konsole und ein paar motivierte Freunde aufhalten. Vor allem die früheren Titel lassen sich immer noch großartig spielen, inzwischen hat die Reihe leider an Qualität verloren. Als Reihe insgesamt muss man Mario Party immer noch die Bestnote geben, erst recht wenn man sich die Konkurrenz ansieht
Sega scheint sich bei Sonic Shuffle in einer Zwickmühle befunden zu haben: Einerseits war es möglich mit Sonic und seinen Freunden ebenfalls ein Partyspiel à la Mario Party zu entwickeln, andererseits durfte er auch nicht zu sehr wie Mario Party sein, da Nintendo sonst rechtliche Schritte einleiten würde. Der Trick musste also darin bestehen, ein spaßiges Party-Game zu machen, welches dem von Nintendo nicht zu sehr ähnelte. Was Sega zum Schluß rausbrachte, war ein Spiel, das Mario Party sehr ähnelte, aber überhaupt keinen Spaß machte: Ereignislose Bretter, langweilige Minispiele, die man an einer Hand abzählen kann und ein Vorankommen mit Karten anstatt eines Würfels, was so gar keinen Sinn macht – das sind nur drei der Punkte, die Sonic Shuffle so unglaublich öde machen. Die Dreamcast besitzt ungefähr fünfhundert gute Spiele, dieses gehört allerdings nicht dazu.
Platz 1: Giana Sisters
veröffentlicht von: Rainbow Arts für Commodore 64
„inspiriert von“: Super Mario Bros.
Jede Geschichte nimmt irgendwo seinen Anfang: Nintendo hatte vor Super Mario Bros. für das NES zwar schon Donkey Kong und Mario Bros. auf Spieleautomaten veröffentlicht, doch mit Super Mario Bros. beginnt die wahre Erfolgsgeschichte. Durch tolles Side Scrolling-Gameplay, das auch heute noch in verschiedenen Ablegern der Super Mario-Reihe zu finden ist, und die leuchtenden Farben war das Spiel eine unvergleichliche Sensation im Jahre 1986. Zumindest bis die Nachahmer kamen…
Rainbow Arts ist ein deutscher Publisher für Spiele auf sogenannten Heimcomputern (C64, Amiga, Atari ST,…) – vor dem PC waren diese Heimcomputer in den Achtzigern ein Must-have für alle Elektronik-Fans und genau diese Leute blickten nun neidisch auf Besitzer einer NES mit ihrem exklusivem Super Mario Bros. Rainbow Arts entschloss sich also eine Imitation des japanischen Spiels für Heimcomputer zu veröffentlichen. Dabei heraus kam Giana Sisters, welches von Kritikern und der Spielerschaft mit offenen Armen empfangen wurde – ganz zum Missfallen von Nintendo. Die braunen Ziegelsteinblöcke, die grünen Rohre und Goomba-ähnliche Gegner fiel den Japanern sofort ins Auge; noch dazu war das erste Level von Giana Sisters eine exakte Kopie von Welt 1-1 aus Super Mario Bros. (siehe Bild oben). Nintendo hatte jeden Grund für einen Rechtsstreit und drohte diesen auch an, woraufhin Rainbow Arts jede noch erhältliche Kopie des Spiels aus dem Handel nahm.
Der Titel Giana Sisters blieb den Leuten jedoch im Gedächtnis: Schließlich kam 2009 in Europa ein weiterer Titel in den Handel und das ausgerechnet für den Nintendo DS. Zudem wurde durch eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne 2012 Giana Sisters: Twisted Dreams für PC und alle Konsolen veröffentlicht, WiiU inklusive. Die Moral der Geschichte scheint also zu sein, dass man sich ruhig was von Nintendo abschauen kann, man sollte dabei aber darauf achten, dass das Spiel auch einen gewissen Qualitätsstandard erfüllt.