Review: Diablo IV auf PS5 – Ein düsteres Wochenende mit Mutter Lilith

Mit dem Launch der Digital Deluxe Edition und Ultimate Edition von Diablo IV konnten wir nun auch nach der Closed-Beta-Phase unseren Test der finalen Fassung des Spiels starten. Nach guten 17 Stunden mit der gesamten Karte und Kampagne, die das Spiel zu bieten hat, inklusive einigen Stunden in der Closed Beta und ein wenig Endgame-Eindrücken, schildern euch jetzt, was euch in der Welt von Diablo IV erwarten wird und natürlich auch, ob sich ein Kauf lohnt.

Düster und brutal wie in den guten alten Zeiten

DiabloI III hat zwar vor guten zehn Jahren die Spielerschaft für einige Zeit gut unterhalten, aber nicht ganz die Fans der ersten Ableger komplett abgeholt. Mit Diablo IV holt hier Blizzard wieder alles wofür man die Serie liebt aus der Trickkiste und legt in so gut wie allen Bereichen nochmals ein gutes Stück drauf. In sechs Akten aufgeteilt, bekommt man eine sehr solide Geschichte serviert, die euch mindestens 15 Stunden beschäftigen sollte. Durch die üppige Länge der Kampagne ergeben sich aber leider kleine Mängel, die auch allgemein in der Welt des Spiels immer wieder zu spüren sind. Es werden laufend neue Charaktere und Schauplätze vorgestellt, aber beispielsweise innerhalb der Kampagne nicht einmal alle Gebiete angekratzt, die euch zum Bereisen zur Verfügung stehen. Gerade Neueinsteiger werden hier schnell den Überblick verlieren, oder möglicherweise auch Veteranen, wenn sie zwischendurch ein paar Nebenaktivitäten angehen. Durch die Online-Natur des Titels kommen dazu noch aktuell im Early Access vorherrschende ärgerliche Bugs hinzu. Während der Kampagne mussten wir mehrere Missionen komplett neu beginnen – inklusive manchen Bosskämpfen -, weil entweder die Kamera innerhalb der Arena verbuggt war, der Boss nach dem Besiegen das Spiel eingefroren ist oder der Zugang zum Boss das Spiel zum Absturz brachte. Von den für Blizzard üblichen Serverfehlern sind wir im Early Access bisher komplett verschont geblieben, wobei hier einige User aus manchen Gebieten weiterhin laufend davon berichten.

Nach guten 20 Stunden, der abgeschlossenen Kampagne und Level 47 bleibt immer noch einiges zum Erledigen übrig.

Wie schon einigen Spieler in der Closed Beta angemerkt haben, sind die Zwischensequenzen im neuesten Diablo-Ableger recht rar ausgefallen, was gerade Blizzard-Veteranen etwas befremdlich vorkommen wird. In allen ihren bisherigen Spielen ist man die hohe Qualität der Zwischensequenzen gewohnt, aber in Diablo IV wurde anscheinend aufgrund der hohen Dichte an storyrelevanten Sequenzen auf eine etwas reduzierter Qualität gesetzt. Die wichtigsten Ereignisse im Spiel wirken zwar weiterhin gewohnt episch, aber die restlichen Sequenzen kommen leider bei weitem nicht an das heran, was man von dieser Industriegröße sonst gewohnt ist. Die düstere Stimmung geht dadurch aber keineswegs verloren. Selbst bei kürzeren Momenten innerhalb von Nebenaufgaben wird man ständig von der gelungenen Atmosphäre eingefangen. Was Nebenaufgaben angeht, fehlt es dem Spiel definitiv nicht an Umfang. Wie aber eingangs erwähnt, sieht man auch hier stark, dass mehr mit Quantität als Qualität gearbeitet wurde. Vereinzelte Nebenaufgaben erzählen zwar hin und wieder recht tragische Ereignisse, aber die meisten sind dann doch nur sehr mühsame Fetch-Quests. Wer eine gelungene Geschichte erleben will, sollte seinen Fokus rein auf die Haupaufgaben innerhalb der Kampagne richten.

So viel Freiheit wie noch nie

„Spielen auf die eigene Art!“ erweist sich in der Praxis nicht nur als reiner Marketing-Slogan und ist mitunter eines der besten Features, welche Diablo IV ausmachen. Aus den fünf spielbaren Klassen haben wir die meistens bereits in der Closed Beta ausführlich getestet und uns nun für den Jäger entschieden. Im späteren Spielverlauf lassen sich manche Bosse zwar nicht allzu leicht auf Distanz halten, aber allgemein war das Spiel mit dieser Klasse relativ einfach zu meistern. Die neuen Fertigkeitsbäume sind pro Klasse anpassbar genug, wobei man kein Level wie in Path of Exile erwarten sollte. Gerade am Anfang des Spiels kann man sich noch sehr viel austoben, da die Kosten für das Austauschen von Fertigkeiten sehr gering gehalten sind. Wenn einem die Klasse dann trotzdem nicht zusagt, kann man immer noch jederzeit mit einem neuen Charakter starten. Durch die verschiedenen Arten, eure Fähigkeiten zu verteilen und im späteren Spielverlauf auch eigene Spezialisierungen über eigene Quests pro Klasse, lässt sich jede Klasse noch etwas verfeinert auf euren eigenen Spielstil anpassen.

Was vor allem gegenüber dem Vorgänger überzeugt, ist die Balance und Wirksamkeit der einzelnen Gegenstände. Man spürt wirklich den Unterschied jedes neuen Aspekts oder jedes neuen legendären Gegenstandes. Mit den vielen neuen Festungen, Welt-Events und PVP-Elementen wird es wohl auf lange Sicht über die kommenden Seasons hinweg die schwierigste Aufgabe, all diese Faktoren zu berücksichtigen. Der MMO-Aspekt von Diablo kommt im neuesten Ableger so gut wie noch nie zur Geltung: Neben Klans oder eurer Freundesliste trefft ihr auch laufend Solo in der Welt andere Spieler, die sehr nützlich bei den vielen Events sein können oder euch mal eine große Gruppe von Gegner verfolgen sollte. Innerhalb der Quests tauchen diese natürlich nicht auf, wodurch ihr weiterhin ungehindert das komplette Spiel solo durchspielen könnt. Allgemein muss man dem Spiel etwas an Zeit geben, weil beispielsweise die Entscheidung getroffen wurde, euch das Reittier erst ab Akt 4 zur Verfügung zu stellen. Gerade bei so einer umfangreichen Welt mit so vielen spielerischen Freiheiten, schneidet man sich hier dann doch wieder eher selbst ins Fleisch. Vermutlich wollte der Entwickler hier etwas die Spielzeit strecken, aber hat dadurch den Erkundungsfaktor mit einem zwingendem Voranschreiten innerhalb der Kampagne verknüpft.

Bei einem aktuellen Vollpreistitel mit einem deutlichen teureren Early Access Launch darf natürlich nicht der In-Game Shop fehlen.

Endgame, PVP und Seasons sind zurück

Wenn ihr die umfangreiche Kampagne beendet habt und euch die unzähligen Nebenaufgaben inklusive dem vollständigen Aufdecken der Karte zu langweilig werden, bietet Diablo IV ein volles Paket an Endgame-Inhalten, was wenig zu wünschen übrig lässt. Bis Level 50 stehen euch zwei World Tiers zur Verfügung; damit bestimmt ihr selbst, wie schwer ihr euch das Spiel machen wollt. Ab Level 50 kommen zwei weitere hinzu. Nachdem Spieler den Rank auf drei oder höher gesetzt haben, bekommem sie Zugang zum „Tree of Whispers“, der euch „Nightmare Sigils“ sammeln lässt. Mit drei Stück könnt ihr einen „Nightmare Dungeon“ starten. Die Schwierigkeit der Dungeons hängt davon ab, wie viele Sigils ihr besitzt. Jeder „Nightmare Dungeon“ ist verschieden aufgebaut und kann mit unterschiedlichen Gegnermassen und -arten bestückt sein. Momentan sind hier nur die hohen „Respec“-Kosten im späteren Spielverlauf etwas ärgerlich anzumerken, da man Unmengen an Zeit aufwenden muss, um das passende Gold zu sammeln.

Welten-Bosse könnt ihr eigentlich das gesamte Spiel über bekämpfen, falls ihr die Markierung auf eurer Karte rechtzeitig bemerkt und pünktlich in dessen Areal auftaucht. Wie so ein Welten-Boss aussieht, der unter anderem auch als normaler Bosskampf innerhalb der Kampagne vorkommt, seht ihr hier:

Die neue PVP-Zone von Diablo IV („Fields of Hatred“) erinnert mit seinem System sehr stark an die „Dark Zone“ von The Division. Wenn ihr genug gegnerische Spieler ausschaltet, werdet ihr zum Gejagten und seid für andere Spieler in der Zone auf der Karte sichtbar. Zu guter Letzt sind auch Seasons zurück, nachdem sie Diablo III doch einige Zeit länger am Leben gehalten haben. Bisher wissen wir nur, dass sowohl in der Gratis- als auch der Premium-Variante vom Battle Pass neue Inhalte geplant sind. Als einzige Voraussetzung muss man dafür die Kampagne vollständig abgeschlossen haben.

Die Atmosphäre von Diablo IV ist vor allem innerhalb der Kampagne phänomenal!

Technisch liefert Diablo IV mit Ausnahem der bereits erwähnten Bugs eine sehr solide Leistung auf der PlayStation 5 ab. Cross Play funktioniert schon seit der Beta einwandfrei und auch bei einem immens hohen Gegneraufkommen sind uns keinerlei Performance-Einbrüche untergekommen. Natürlich ist das Spiel nicht unbedingt grafisch so anspruchsvoll, wie die meistens aktuellen AAA-Veröffentlichungen, dafür läuft es aber in allen Situationen äußerst stabil.

Fazit

Diablo IV ist das Beste, was man seit einigen Jahren aus dem Hause Blizzard gesehen hat, auch wenn sich das Spiel hin und wieder etwas zu sehr in dem Streben, noch mehr Inhalt zu bieten, verliert. Mühsame Nebenaufgaben, leidige Bugs in der Kampagne und ein In-Game Shop als Teil eines Vollpreistitels ziehen das Gesamtbild leider etwas herunter. Ansonsten werden hier sowohl Neueinsteiger als auch Diablo-Veteranen der ersten Stunde voll auf ihre Kosten kommen.

Positiv

+ Umfangreiche Kampagne mit einem gelungenen düsteren Setting

+ Großartiges Voice-Acting und Sounddesign

+ Facettenreiche Welt mit mehr als genug Aktivitäten

+ Unglaublich viel spielerische Freiheiten und Endgame-Inhalte

Negativ

– Mehrere Abstürze und nicht gezählte Bosskämpfe innerhalb der Kampagne

– Nebenaufgaben viel zu oft nur reine Abholquests

– Trotz der riesigen Welt bekommt man erst gegen Ende des Spiels Zugang zu Reittieren

– In-Game Shop sehr präsent

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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