Schon über 20 Jahre ist es her, dass Diablo 2 bei uns in Europa veröffentlicht wurde. Einer der großen Meilensteine von Blizzard Entertainment kehrt endlich zurück und noch dazu zum ersten Mal auf aktuellen Konsolen. Wie spielt sich die Neuauflage auf einer Konsole und kann der Titel nach so langer Zeit noch mit aktuellen Videospielen mithalten? Wir haben Diablo 2: Resurrected für euch ausgiebig auf der PlayStation 5 getestet.
Das komplette Paket
Neben dem Hauptspiel enthält Diablo 2: Resurrected auch die Erweiterung Lord of Destruction, womit ihr insgesamt über sieben spielbare Charakterklassen verfügt. Amazone, der Barbar, der Totenbeschwörer, der Paladin, die Zauberin, der Druide und die Assassine sind von Beginn an auswählbar. Das interne Blizzard Studio Vicarious Visions konnte bereits mit den Neuauflagen von Crash Bandicoot und Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 überzeugen, aber schaffen sie es auch bei so einem riesigen Projekt? Die gelungenen Punkte zuerst: Alle 27 Minuten der Zwischensequenzen des Originalspiels wurden sehr gelungen nachgebildet und können mit den aktuellen Projekten von Blizzard ohne Probleme mithalten. Unsere spielbaren Helden haben aktualisierte Rüstungen, Kleidung, Hauttexturen und Animationen erhalten. Das Spiel erlaubt einen direkten Vergleich in-game mit dem Original wie die meisten Remaster der letzten Jahre, was den Unterschied doch sehr deutlich macht. Es wird wohl jeder Spieler von damals das Original weitaus besser in Erinnerung haben, als wie man ihn in diesem Modus präsentiert bekommt.
Die Controllerunterstützung auf allen Plattformen waren in den ersten Testphasen noch etwas holprig umgesetzt, ist aber jetzt auch am PC eher die beliebtere Variante um den Titel zu spielen. Bis auf die etwas mühselige Verwaltung eures Inventars per Controller, ist der Rest des Spiels wirklich sehr gut wie auch schon in Diablo 3 auf den Controller umgemünzt worden. Auch PC Spieler müssen leider damit leben, dass das Menü/das Inventar den gesamten Bildschirm belegt (allerdings nur im Controller-Modus). Nicht nur im visuellen Bereich wurden hier leichte Verbesserungen implementiert, sondern auch wenn es um den Sound und etwas mühselige Eigenheiten von damals geht. Das Spiel verfügt über vollständig überarbeiteten 7.1 Dolby Surround-Sound, Gold wird automatisch aufgesammelt (dank Bugs nicht unbedingt immer sehr sauber), die Beutetruhe wurde erweitert und vor allem die verbesserte gemeinsame Nutzung davon ist für sehr viele Oldschool-Fans ein Segen.
Mit der Entscheidung der Entwickler, die Authentizität der Spielerfahrung zu bewahren, kommen leider auch einige technische Fehler und unangenehme Elemente vom Original wieder einmal zum Vorschein. Die ursprüngliche Engine läuft nach wie vor im Hintergrund, wodurch auch viele Probleme des Originals weiterhin bestehen und neue Bugs dazu gekommen sind. Texturen laden oftmals sehr verzögert nach, viele Spieler sehen die Karte des Spiels doppelt und müssen mehrmals das Spiel neu starten, damit dieser Fehler verschwinden und vieles mehr. Gerade bei der Online-Erfahrung wurde vom Studio sehr viel Potenzial verschenkt. Es wirkt allgemein gerade in der Kommunikation des Studios mit den Fans, als hätte man vergessen, dass der Titel jetzt auch auf Konsolen veröffentlicht wurde. Trotz mehreren Testphasen mit der Community gab es schon mehrere Wartungsfenster und ein Einstieg in die Online Server war nach guten 24 Stunden nach dem offiziellen Release weiterhin nicht fehlerfrei möglich. Konsolenspieler werden noch dazu nicht im Spiel selbst über Wartungsfenster informiert, wodurch es schnell mal passieren kann, dass euer Fortschritt nicht gespeichert wird und euer Charakter für die Zeit des Wartungsfensters nicht mehr aufscheint, daher könnt ihr nur offline einen separaten Charakter spielen. Die große verpasste Chance: Trotz der Tatsache, dass ihr problemlos euren Charakter per Battle.net auf einer anderen Konsole oder dem PC übertragen könnt, um dort weiterzuspielen, gibt es kein Crossplay. Wenn ihr also als Konsolenspieler mit euren Freunden am PC spielen wollt, müsst ihr das Spiel nochmals separat für PC erwerben und euren Charakter übertragen. Natürlich kann man argumentieren, dass es im Original keine Konsolenfassung gab, aber wenn man schon Cross-Progression unterstützt, wäre dieser Schritt sicherlich für ein Unternehmen wie Blizzard mit Millionen von registrierten Battle.net Usern umsetzbar gewesen.
Etwas in die Jahre gekommen
So sehr man damals das Original geliebt hat, vermisst man leider einige Features die das Leben von Diablo-Spielern vor allem in Teil 3 um einiges leichter gemacht haben. Die große Stärke von Diablo 2 bleibt weiterhin die umfangreiche Charakter-Vielfalt und die spannenden Möglichkeiten, die die vielseitigen Skillbäume und Kombinationen aus diversen Set Gegenständen mit sich bringen. Das Spiel merkt sich nur bereits komplett abgeschlossene Quests und erreichte Teleportationspunkte, setzt aber nach jedem Neustart den Nebel des Krieges zurück. Solche Eigenheiten von damals fordern also oftmals von euch etwas mehr Zeit an einem Stück ins Spiel zu investieren und vor allem im Multiplayer ein gutes Team mit dabei zu haben. Wer hierfür ein fixes Team hat, ist auf der sicheren Seite. Alle anderen sind auf etwas Glück im sehr simplen Matchmaking von Blizzard und der Einschränkung auf die Plattform eurer Wahl angewiesen. Für Konsolenspieler ist hier zwar das Emote-Menü für schnellere Kommunikation recht praktisch, aber kein Ersatz für die umfangreichen Chat-Funktionen die PC-Spieler gewohnt sein werden. Einzelne Quests sind noch dazu in verschiedene Unterpunkte unterteilt, welche aber nicht vom Matchmaking berücksichtigt werden. Dadurch könnt ihr oftmals in eine Gruppe geworfen werden, die schon Gebiete erkundet hat, die euch nicht zur Verfügung stehen, was eine Schnellreise zu euren Mitspielern erschwert beziehungsweise komplett blockiert. Als Konsolenspieler fühlt man sich hier oftmals hilflos in der Kommunikation mit seinen online zugewiesenen Mitspielern. Das sind alles Eigenheiten des Originals, die man gerade für eine aktualisierte Neuauflage berücksichtigen hätte können ohne den Kern des Spiels stark zu verändern oder Veteranen das Spielerlebnis zu verschlechtern.
Um vielleicht wieder zu den positiven Aspekten von Diablo 2: Resurrected zu kommen: Technisch liefert das Spiel eine sehr solide Leistung auf der PlayStation 5 ab. Trotz vier Spielern im Multiplayer und unzähligen Beschwörungen die gegen die einzelnen Gegner antreten, bricht die Framerate nie ein. Die technische Schwierigkeiten mit denen man seit dem Release kämpfen muss, sind eher auf der Server-Seite bei Blizzard. Regelmäßige Abstürze, Verzögerungen im Multiplayer und die nicht wirklich direkt an Konsolenspieler kommunizieren Serverwartungen trüben das eigentlich recht solide Spielerlebnis. Gerade in diesem Bereich war die Erwartungshaltung eigentlich, dass ein Unternehmen wie Blizzard Entertainment diese Probleme bei einem 20 Jahre alten Titel unter Kontrolle hat. Wir konnten seit dem Release das Spiel testen und auch drei Tage nach dem offiziellen Release von Diablo 2: Resurrected muss man immer noch mit regelmäßigen Serverwartungen über mehreren Stunden leben und den mehrmals erwähnten Problemen im Multiplayer.
Fazit
Vicarious Visions bleibt mit Diablo 2: Resurrected sehr stark dem Original treu, was insgesamt mehr Probleme mit sich bringt, als wirklich positive Aspekte. Die grafische Überarbeitung ist absolut gelungen und auch die neue Controllerunterstützung überraschend gut umgesetzt. Leider halten Altlasten, Serverprobleme und sehr viel verpasste Chancen in Sachen Multiplayer-Features diesen doch sehr in die Jahre gekommenen Titel weiter zurück als notwendig.
Positiv
+ Neue Zwischensequenzen und Charakter-Modelle sehen großartig aus
+ Controllerunterstützung überraschend gut auf allen Plattformen umgesetzt
+ Umfang und Gameplay-Vielfalt bietet auch 20 Jahre nach dem Release des Originals noch genug an Spielspaß
Negativ
– Durchgängig seit dem Release Serverüberlastungen und Wartungen, die nicht einmal an Konsolenspieler kommuniziert werden
– Regelmäßige Verzögerungen im Multiplayer, nachladende Texturen und Abstürze mindern das Spielerlebnis
– Fehlendes Crossplay und eingeschränkte Matchmaking-Features vom Original nicht mehr zeitgemäß
– Neue Bugs (Kartenüberlagerung) und technische Probleme, die es selbst im Original nicht gab