Detroit: Become Human Review – Der Titel ist Programm

Nach Fahrenheit (2005), Heavy Rain und Beyond: Two Souls liefert uns Quantic Dream ihr nächstes interaktives Drama Detroit: Become Human und will damit die beängstigenden Fragen rund ums Thema künstliche Intelligenz, Androiden und die Konsequenzen des technologischen Fortschritts die in den nächsten Jahren auf uns zu kommen behandeln. Ob das Director David Gage und seinem Team gelungen ist, könnt ihr wie immer bei uns im Test nachlesen.

Heavy Rain recycled?

Vor den ersten Minuten mit Detroit sah der Titel wirklich vielversprechend aus. Ein interessantes Setting, noch mehr Entscheidungsmöglichkeiten mit Einfluss auf die Geschichte und verschiedenste Ausgänge für jeden einzelnen Charakter. Anfangs werden euch die drei Protagonisten des Titels vorgestellt die teilweise doch sehr viel Ähnlichkeit mit bereits verwendeten Setups haben wie schon damals in Heavy Rain. Im späteren Spielverlauf erkennt man auch viele Schauplätze wieder die jetzt etwas ein futuristisches Styling inklusive ein paar über den Raum verteilte Androiden spendiert bekommen haben. Ebenso schlecht sieht es mit den Persönlichkeiten der einzelnen Charaktere aus. Wirklich überzeugen konnte uns nur eine einzige Entscheidung im Spiel, wie viele andere Spieler (Wenn man der Umfrage nach dem abschließen des Spiels glauben darf) und auch sonst ist nur einer der drei Story-Stränge wirklich gut ausgefallen. Wer die Demo im PlayStation Store ausprobiert hat, wird bereits mit dem klassischen Detektiv (Connor) der Quantic Dream Games in Berührung gekommen sein. (Mögliche Spoiler) Ein Drogenproblem wurde hier durch den Weg zur Menschlichkeit ersetzt und häufenden „Systemfehlern“ die den Einfluss der „menschlichen“ Entscheidungen darstellen soll. Ergänzend wurde auch schon vorab Kara vorgestellt die im damaligen Teaser ihr Debüt gefeiert hat bevor der Titel überhaupt angekündigt wurde und findet sich im Spiel in einer brenzlichen Situation von häuslicher Gewalt wieder, die ihren weiteren Weg prägen wird. Zu guter Letzt wird euch noch Marcus vorgestellt der auch durch etwas ungünstige Zufälle seinen Weg zur Selbstfindung startet. Wir wollen hier aus Spoiler Gründen nicht zu sehr auf die einzelnen Aspekten eingehen die unsere erwähnte Vermutung untermalen würden, aber Fans von Quantic Dream Spielen werden hier wohl viele Ähnlichkeiten sehr schnell erkennen.

Detroit Entscheidung PS4

Mit dieser Basis startet ihr in das interaktive Abenteuer mit allen möglichen Ausgängen die hier vom Entwickler Studio implementiert wurden. Was Detroit im Gegensatz zu seinen Vorgängern wirklich gut macht ist das Gefühl vom eigens gewählten Weg zu vermitteln. Alle Handlungen werden detailliert nach jeder Mission verschachtelt aufgelistet und bieten einen schnellen Überblick was sonst möglich gewesen wäre. Leider hat man sich hier wohl zu sehr auf die unzähligen kleinen Abzweigungen fokussiert anstatt wirklich packende und tiefgründige Geschichten zu erzählen. Die teilweise hölzernen Reaktionen und Dialoge kann man Großteils verzeihen weil das Spiel das Thema Androiden und Menschlichkeit behandelt, aber sowohl der Weg zur ersehnten Menschlichkeit als auch die Nebengeräusche bis dorthin sind viel zu simpel ausgefallen und werden euch laufend Mitten ins Gesicht geworfen mit simplen Floskeln, Stereotypen und Werbereklamen. Quick-Time-Events und bunte Kombinationen aus den verschiedenen PlayStation Buttons sind natürlich auch wie immer mit dabei und wie in jedem Quantic Dream Titel gibt es ein paar Stellen die wohl auch erfahrene Spieler an ihre Grenzen bringen werden. Besonders motivierenden ist zum Beispiel das mehrmalige einschalten von einer Taschenlampe oder das generelle nutzen von diversen Utensilien durch das schütteln des Controllers. Hier muss der Controller gerade liegen um die Bewegung überhaupt ausführen zu können. Ärgerlich ist das Ganze nur wenn man dadurch einen gewünschten Weiterverlauf der Geschichte verpasst, was zum Glück aber selten vorkommt.

Cat Detroit Become Human Quantic Dream Review

Schüttel den Controller um die Welt zu retten

Ansonsten liefert das Gameplay wirklich wenig Neues. Die Detektiv-Arbeit wurde neben den üblichen Beweise aufsammeln um mehr Dialog-Optionen zu erhalten um ein Video-Feature im Stil von den Batman Arkham Ablegern erweitert. Ihr könnt die Ereignisse die zur Tat geführt haben rekonstruieren und daraus Schlüsse ziehen oder versteckte Beweismittel entdecken. Dasselbe Feature wird auch bei Marcus wiederverwertet um mögliche Parkour-Wege vorab abzuschätzen. Viel Freiheit wird euch zwar dadurch nicht ermöglicht, aber zumindest bindet euch Detroit damit etwas mehr ins Geschehen ein als noch die letzten Spiele des Studios. Die Dialoge selbst verlaufen mit etwas mehr an Zeitdruck wie man sie von den bisherigen Quantic Dream Ablegern gewohnt ist. Schwierige Entscheidungen lassen sich dabei leider an einer Hand abzählen und untermalen die bereits erwähnte schwache Darbietung der Thematik.

Quantic Dream Android Connor Screenshot

Man muss bei aller Kritik zu den Dialogen und der Story aber die schauspielerische Leistung für die einzelnen Charaktere in Schutz nehmen. Der Einsatz von Schauspiel-Talenten wie Ellen Page und Willem Dafoe hat bereits Beyond: Two Souls gut getan und deutlich geholfen die Welt von Filmen und Videospielen mehr miteinander zu verschmelzen.

Wiederspielwert und die visuellen Aspekte

Detroit: Become Human ist wohl der erste Quantic Dream Titel wohl ich lange überlegt habe ihn nochmals durchzuspielen. Die Welt die hier visuell geschaffen wurde ist wirklich beeindruckend und sieht optisch großartig aus. Beim Weg durch die verschiedenen Schauplätze von Detroit verliert der Titel leider sehr schnell den Fokus auf dieses umfangreiche Thema und die Entwicklung der Protagonisten. Es fällt einfach schwer mit den Charakteren mitzufiebern weil bereits die Charaktere um sie herum so simpel aufgebaut sind. Den schlechtesten Story-Strang bietet wohl Kara und nachdem zumindest das Schicksal von einem der beiden Protagonisten teilweise mit ihr verknüpft ist, zieht sich das Schema leider durch den gesamten Spielverlauf. Wer sich gute 7-9 Stunden von ein paar optischen Schmankerl und einer teilweise gelungenen Sci-Fi Umgebung berieseln lassen will, macht mit Detroit weiterhin nichts falsch und der Titel bietet auch an sich auch genügend Umfang um Fans von interaktiven Abenteuern lang genug zu unterhalten. Eine Steigerung gegenüber den Vorgängern ist hier aber definitiv nicht erkennbar und wer hier eine wirklich interessante Herangehensweise an die oben genannten Themen erwartet hat, wird leider deutlich enttäuscht werden.

Fazit

Detroit: Become Human zerstört sich selbst durch eine zu simple und „Mitten ins Gesicht“ Darstellung die vielversprechende Geschichte und damit auch die eigentlich hervorragende schauspielerische Leistung der einzelnen Protagonisten. Auch die vielen Abzweigungen innerhalb des Spielverlaufs verlieren dadurch an Reiz und Wiederspielwert, was den Titel zu einem der wohl bisher schlechtesten Quantic Dreams Ablegern macht. Einzig die visuelle Darbietung und vereinzelte packende Entscheidungen werden zumindest einige Spieler für einen Durchlauf unterhalten können.

Positiv

+ Gelungene visuelle Darbietung

+ Schauspielerische Leistung überzeugend

+ Unzählige Abzweigungen innerhalb der Geschichte

Negativ

– Unglaublich simple Darstellung der Thematik

– Wiederkehrende lästige Steuerungselemente (Weniger als noch bei Heavy Rain/Beyond: Two Souls)

– Wiederspielwert wird durch die schwachen Story-Stränge deutlich reduziert

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer