Detective Pikachu Review (Nintendo 3DS) – Ein gebührender 3DS-Abschied der Pokemon-Franchise?

Entwickler: Creatures Inc.
Genre: Adventure
Plattform: Nintendo 3DS
Publisher: Nintendo
Veröffentlichungsdatum: 23. März

Die Ohren aller Pokemon-Fans und Handheld-Gamer außerhalb Japans wurden wahrscheinlich spitzer, als Nintendo bekannt gab, dass das 3DS-Abenteuer Detective Pikachu auch außerhalb der östlichen Region veröffentlicht wird. Vor gut einer Woche war es dann soweit und Trailer versprachen im Vorhinein ein verspieltes Abenteuer in der Pokemon-Welt, welches möglicherweise die Wartezeit auf das erste Switch-RPG in der Franchise verkürzen sollte. Ob das Spin-Off dem interessanten Konzept und hohem Franchise-Standard gerecht wird oder ihr euch diesen bizarren Twist eher sparen solltet, erfahrt ihr hier.

Die Geschichte

Ihr übernehmt die Kontrolle über Tim Goodman, seineszeichen Teenager und auf der Suche nach seinem Vater, welcher Detektiv in Ryme City und seit einiger Zeit verschwunden ist. Gleich zu Beginn trefft ihr auf ein sprechendes Pikachu, welcher die Menschen verstehen kann, jedoch niemand ihn. Recht bald stellt sich heraus, dass dieses Pikachu, welches sich selbst als „Detective Pikachu“ bezeichnet, eigentlicher Partner von Harry Goodman (Tims Vater) ist, sich unerklärlicherweise jedoch kaum daran erinnert und deshalb gerne mit euch kooperiert, um den verschollenen Vater zu finden. Dies funktioniert deswegen gut, weil Tim überraschenderweise der einzige ist, der Pikachu verstehen kann. So ungewohnt die Tatsache der sprechenden Charaktere in der Pokemon-Welt anfangs ist, ist das Voice Acting der beiden Hauptfiguren solide und so entsteht eine gute Dynamik zwischen Pikachu und Tim. Die Suche nach eurem Vater scheint zu Beginn recht unspektakulär, doch schon bald stellt sich heraus, dass ihr in einen größeren Plot verstrickt seid und euch viele überraschende Szenarien erwarten werden.

(c) Nintendo

Detective Pikachu

Ein sehr interessanter Charakter, der einen großen Teil der Geschichte bestimmt und zu jeder Zeit präsent ist, ist Meisterdetektiv Pikachu. Es liebt Kaffee und erzählt euch gerne mal ein paar Geschichten dazu, warum Kaffee eine so große Vorliebe ist. Nintendo schien bemüht zu sein, Pikachu in diesem Spiel als draufgängerischen Charakter zu gestalten und Kaffee scheint die Grenze zu sein, wie weit man gehen wollte. Viele zweideutige Anspielungen in Dialogen zielen wohl eher auf eine Zielgruppe im Jugend- bzw. junge Erwachsenen-Bereich, welches sich jedoch nicht gut mit dem Rest des gesamten Plots versteht, der doch eher seicht ausfällt und wohl eher Kinder ansprechen dürfte. Alles in allem ist Meisterdetektiv Pikachu jedoch ein recht gelungener und für ein Pokemon-Spiel wahrscheinlich recht unüblicher Charakter, der euch bestimmt in einigen Szenen zum Schmunzeln bringen wird.

(c) Nintendo

Präsentation und Technisches

Als praktisch lebenslanger Fan der Pokemon-Franchise ist viel Material zum Vergleich da und Detective Pikachu überzeugt nur teilweise. Das Spiel kann in vielen Szenen visuell überzeugen und bietet wahrscheinlich überdurchschnittlich schöne Darstellung von Pokemon, gemessen an 3DS-Standards. Leider kommt es zu oft vor, dass die Framerate sowohl in Gameplay- als auch Zwischensequenzen flöten geht und nur mehr unschön zu erkennen ist, was eigentlich am Bildschirm passiert. Ich möchte jedoch betonen, dass ich das Spiel auf einem gängigen 3DS-Modell, also keines der „New 2DS/3DS“-Reihe, getestet habe und auf diesen sollte das Spiel flüssiger laufen. Bei den Charakter-Animationen ist für mich klar zu erkennen, dass zwar viel Fokus auf die Hauptcharaktere (wie Pikachu & Tim) gelegt wurde, viele Nebenfiguren und auch -Pokemon oft leblos wirken und da eher keine gute Balance gefunden wurde. Außerdem hindern unnötige unsichtbare Barrieren euch daran, die Umgebungen zu erkunden, welche leider ohnehin sehr selten mit wirklich nennenswerten Bonusinhalten gefüllt wurden. Das ist schade, denn die Kapitel unterscheiden sich szenerisch stark und hier merkt man, dass kreative Köpfe am Werk waren!

(c) Nintendo

Das Gameplay & Fazit

Doch was wäre die Geschichte und Präsentation ohne gelungenes Gameplay? Auch hier kann das Spiel nur teilweise überzeugen. Einerseits gibt es Rätsel, welche richtig kreativ gestaltet sind und euch Abwechslung zum vielen Befragen der NPCs bieten. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber immer wieder werdet ihr mit interessanten Gameplay-Ideen überrascht werden. Diese sind für meinen Geschmack aber wiederum zu rar und so beschränkt sich der Hauptteil des Gameplays leider auf viele Dialoge mit Nebenfiguren, welche selten etwas interessantes zu bieten haben. Trotzdem ist die Befragung nötig, denn das Spiel zwingt euch leider dazu, die „verlangten“ Dialoge gehört zu haben, bevor ihr einen Fall lösen könnt, auch wenn euch die Auflösung schon längst bewusst ist. Dies kann leicht zu Langeweile und sinkende Motivation führen und hier merkt man unter anderem, dass Nintendo bedacht war, Kinder nicht von diesem Detektivspiel abzuschrecken. In actionreicheren Sequenzen verlässt sich das Spiel auf ein Quicktime-System, welches aber nie mehr als den A-Knopf benötigt und wahrscheinlich von jedem Kind gemeistert werden kann. Eine Herausforderung wird hier selten geboten und wenn man nicht in die Geschichte inversiert ist, kann ich mir vorstellen, dass man sich schnell die Frage stellt, warum man noch weiterspielen sollte. Wahrscheinlich dürften hier nur wahre Pokemon-Fans und Hobbydetektive fündig werden, denn 3DS-Spieler, die eine ausgereifte Geschichte oder fordernde Rätsel suchen, sind mit anderen Titeln wahrscheinlich besser beraten.

+ Kreativ gestaltete Fällle
+ Pokemon und Umgebungen schön präsentiert
+ Hauptcharaktere überzeugen mit guter Dynamik

– Technische Limitationen durch Framerate-Probleme spürbar
– Gameplay beschränkt sich großteils auf durch Dialoge klicken und kindgerechte Quicktime-Events
– Wenig Freiheit für kluge Köpfe: Lineare Lösung der Fälle

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Written by: Dano

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