Der Kampf zwischen Epic und Apple und wieso iPhones mit Fortnite jetzt um mehrere tausend Euro verkauft werden

Fortnite ist inzwischen weit mehr als die Summe seiner Komponenten – wir können an diesem Punkt von einem Multimedia-Phänomen reden, welches in allen Bereiche der Unterhaltung mitmischt. Von einem Auftritt in Avengers: Endgame bis zu einem pompösen Konzert von Rapper Travis Scott, das millionenfach besucht wurde, ist Fortnite überall. Nicht nur auf Konsole und PC, sondern auch auf jedem erdenklichen Smartphone – zumindest bis vor kurzem! Denn inzwischen ist die App nicht mehr im Apple Store oder dem Google Play Store aufzufinden, da sich Epic Games auf dem Kriegspfad befindet. Alles begann damit, dass Epic den Versuch startete, die Beteiligung von Apple bei den In-App-Käufen auszuhebeln.

Die Währung, mit der man in Fortnite Skins und Emotes kaufen kann, nennt sich V-Bucks. Dieses konnten mit echtem Geld über den Apple App Store für 10,99 Euro bezogen werden, wobei 30% davon direkt an Apple gehen. Doch dann hat Epic Games nachträglich eine Option freigeschalten, die Spielwährung mit Rabatt direkt zu beziehen und per Kreditkarte oder Paypal zu bezahlen – als Alternative zu Apples Bezahlmethode. Natürlich reagierte Apple daraufhin mit einem Rausschmiss von Fortnite aus dem App Store, auch Google entfernte es später aus seinem Play Store – denn es ist vertraglich eindeutig geregelt, dass Mikrotransaktionen nur über den jeweiligen Store-Betreiber laufen dürfen.

In einem Statement von Apple wurde verlautbart, dass Fortnite wieder in den Store aufgenommen wird, sobald Epic einlenkt und die direkte Bezahlmethode entfernt. Allerdings ging Epic in die gegengesetzte Richtung und veröffentlichte ein Video, das eine Parodie auf die bekannte Apple-Werbung „1984“ darstellt, und nun Apple als den Unterdrücker präsentiert. Mit dem Hashtag #FreeFortnite will sich das Milliardenunternehmen als „Underdog“ zeigen und versucht seine Spielergemeinde gegen Apple aufzubringen.

Apple reagiert auf diesen aggressiven Schachzug mit dem Verbot zur Nutzung der Unreal Engine auf seinen Mobilgeräten – die Unreal Engine ist ein beliebtes Entwickler-Tool und neben Fortnite eine riesige Einnahmequelle für Epic; sie wird nicht nur von Epic selbst genutzt, sondern auch von einer Vielzahl anderer Entwickler von Spieletiteln, wie beispielsweise der Smartphone-Version von Mortal Kombat. Damit die Spiele weiterhin fehlerfrei laufen, braucht Epic Zugang zu Tools von Apple, denn ohne diese können weder neue Unreal-Spiele für iOS und Mac entwickelt, noch alte mit Updates unterstützt werden. Eine einstweilige Verfügung wurde daraufhin von Epic eingereicht, mit der Begründung, dass Apple »das gesamte Unternehmen des Entwicklers in unabhängigen Bereichen angreife« und »dadurch der Schaden an Epics laufenden Geschäften, sowie am Ruf und dem Vertrauen der Kunden dem Unternehmen gegenüber, nicht einschätzbar und irreparabel sei.«

Das bisherige Resultat zwischen dem Schlagabtausch von Epic und Apple zeigt auch das Drittparteien darunter leiden – wie die vorhin erwähnten Entwickler, die die Unreal Engine nutzen, und natürlich Leute, die Fortnite auf ihren iPhones spielen wollen. Letztere können den Titel zwar noch spielen, sofern er sich bereits auf ihrem Handy befindet, ein erneuter Download wäre aber nicht mehr möglich. Daher bieten jetzt einige Privatpersonen ihre iPhones mit Fortnite darauf installiert auf diversen Marktplätzen zu extrem hohen Preisen an – eine Situation, die stark an das von Konami entfernte Horrospiel P.T. auf der PlayStation 4 erinnert.

Eine Ende des Konflikts scheint noch in weiter Ferne: Epic möchte keinen Stück des Kuchens mehr mit Apple oder Google teilen, Apple hingegen will sich keinesfalls auf der Nase herumtanzen lassen. Nur die Zeit kann sagen, welche der beiden Milliardenunternehmen einknicken wird: Epic geht mit Kalkül vor – sowohl die einstweilige Verfügung als auch das Propaganda-Video zeigen, dass Epic sich einen Plan zurecht gelegt hat – doch Apple hat mit einer Billion Dollar auf der Bank den längeren Atem. In der Zwischenzeit werden Fortnite-Fans wohl auf PC und Konsolen zurückgreifen müssen, denn die Sache könnte noch viel schlimmer werden, bevor es wieder besser läuft.

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger