Death Stranding Review – Lieferbote auf der Suche nach dem Sinn des Lebens (Hideo Kojima Edition)

Das erste große Projekt von Kojima Productions ist nun endlich nach gut 3 Jahren Entwicklungszeit und jeder Menge medialen Hype erschienen. Mit einem Budget von 100 Millionen Dollar (Metal Gear Solid V lag bei 80 Millionen zum Vergleich) und dem neu gegründeten Studio hat Hideo Kojima und sein Team Death Stranding letzte Woche veröffentlicht. Haben die mysteriösen Trailer vorab zu viel versprochen oder kann der Titel wirklich den Erwartungen gerecht werden?

Reicht das Staraufgebot aus um Death Stranding zu etwas Besonderem zu machen?

Backtracking Simulator inklusive Metal Gear Reste-Verwertung

Death Stranding ist eigentlich in allen Bereichen sehr durchwachsen, aber Fans von Spielen, in denen Hideo Kojima federführend agiert hat, werden das wohl schon gewohnt sein. Der gesamte Spielaufbau als auch die Entwicklung der Geschichte ist bei weitem nicht so komplex wie es die ersten Trailer vermuten lassen, also sollte man sich davon schon mal nicht abschrecken lassen. Als Protagonist Sam Porter Bridges (Norman Reedus) werdet ihr durch relativ simple Umstände zum Friedensboten eines futuristischen Amerikas auserkoren, um die letzten übrig gebliebenen Städte des Kontinents wieder miteinander zu verbinden – wirklich subtil versucht Kojima hier seine Botschaften an die Spieler nicht wirklich zu verstecken! Bereits in den ersten Interviews zum Spiel war seine Kernaussage, dass er klassische Singleplayer Spieler miteinander verbinden will, worauf neben dem repetitiven und mühsamen Gameplay auch der eigentliche Fokus von Death Stranding liegt. Auf eurer Reise von Stadt zu Stadt will euch das Spiel nämlich den Weg so mühselig wie nur möglich machen. Was wäre ein klassischer Walking Simulator ohne ständig aufpoppende Gegner, fehlenden Ressourcen für das Vorankommen und höchst sensibler Transportware, die auch teilweise beim angewendeten Stapelfaktor den bemühtesten Lagerarbeiter an seine Grenzen bringen könnte. Zum Glück wird das nervenaufreibende Gameplay ständig durch die für Kojima üblichen längeren Zwischensequenzen aufgebrochen. Hier werden dann gerne und oft absolut nebensächliche Informationen in die Länge gezogen, wie die Essgewohnheiten (Cryptobiote) von Fragile (Léa Seydoux) oder selbst das Missionbriefing, welches man wenige Minuten vor der Zwischensequenz bereits ausführlich über die jeweiligen Terminals erhalten hat.

Death Stranding Grafik Review
Die Decima Engine (Horizon Zero Dawn) macht zumindest auf der PS4 Pro eine gute Figur und lässt selbst einen Haufen von vereinzelten Gesteinsbrocken anspruchsvoll aussehen.

Selbst der Einsatz von menschlichen Lieferanten wie dem Protagonisten gegenüber Drohnen und Robotern wird in der Welt von Death Stranding mit der Besetzung von Jobs gerechtfertigt. Optisch überzeugt die Welt die Kojima hier geschaffen hat auf jeden Fall, aber über die 25-40 Stunden an Spielzeit, die man bis zum Erreichen der finalen Credits braucht, überzeugt kaum eine der vielen Zwischensequenzen mit wirklich sinnvollen Beiträgen für die Menschheit und unterstreichen nochmals das mühselige Gameplay von Death Stranding – etwas, das sich oftmals wie eine reine Zeitverschwendung anfüllt. Gerade die Elemente im Spiel, mit denen man sich wohl abheben wollte (Soziale Interaktion), sind oftmals viel zu oberflächlich ausgefallen oder wurden in anderen Spielen schon deutlich besser umgesetzt. In den guten 150 km, die wir in unserer Spiele Session gewandert sind, haben wir mehrere Zehntausende Likes angesammelt. Vorstellen kann man sich darunter aufpoppende Meldungen, einen noch überladeneren Menü-Bildschirm und eine Flut an Markierungen, Hinweisen, Tafeln, Fahrzeugen, Bauprojekten und Ähnliches an jeder Ecke, die man neu mit der restlichen Welt verbindet. Selbst wenn man nach einer der unzähligen Lieferaufgaben mal die glorreiche Aufgabe bekommt in ein bereits aufgeschlossenes Gebiete zurückzukehren, findet man selten hilfreiche Utensilien an brauchbaren Stellen platziert. Zusätzlich verliert jede Herausforderung im Spiel ihren Anreiz sobald man die ersten Fahrzeuge freigeschalten hat. Wo einem Skyrim und Co. noch spielerische Blockaden in den Weg gelegt hat, fährt man in Death Stranding in so gut wie jedem Terrain mit einem Fahrzeug bis kurz vors Ziel. Die notwendige Akku-Aufladung danach kann man sich meistens selbst kreieren oder man hofft auf einen sinnvoll platzierten Generator von anderen Spielern, die die Mission bereits hinter sich haben.

Death Stranding Cargo
Verlorene Gegenstände von NPCs oder anderen Spielern können überall auf der Welt verteilt gefunden werden, einen wirklichen Anreiz bieten aber die wenigsten.

Nur noch einen Job…

Ob sich in Zukunft etwas bessert, sobald Kojima wirklich unter die Filmemacher geht, bleibt eher fraglich. Die spielerischen Elemente in Death Stranding sollen vermutlich das Überwinden von Hindernissen etwas zu sehr verdeutlichen. Selbst bei einer funktionierenden Zusammenarbeit bzw. Interaktion mit den verfügbaren Mitteln anderer Spieler bietet Death Stranding keine spielerischen Höhepunkte. Gegen Ende will euch das Spiel dann über mehrere Stunden hinweg durch Wegfallen der Fahrzeug-Nutzung und immer schwierigere Transport-Aufträge an eure spielerischen Grenzen bringen. Oftmals von Punkt A nach B, weiter zu C, zurück zu B, zurück zu C und danach weiter zu D. Damit treibt Death Stranding die klassischen „Fetch Quests“ an die Grenzen des guten Geschmacks und kommt selten darüber hinaus. Wirklich viel bleibt neben einer möglichen innigen Begeisterung für den Personenkult um Hideo Kojima und einer ordentlichen Starbesetzung bei Death Stranding leider nicht wirklich übrig. Die Träge des Spiels setzt natürlich bereits früh ein, aber wir haben vor dem Abschluss des Tests zumindest herausfinden wollen ob sich die immense Spielzeit, welche in die Summe der einzelnen Hauptmissionen hineinfließt, beim Erreichen der Credits wirklich lohnt. Die kurze Antwort dazu: Nein. Death Stranding versteckt wenig bis gar keine geheimen Botschaften oder größere Offenbarungen, sondern versucht seine Botschaften stets klar, deutlich und möglichst oft dem Spieler ins Gesicht zu drücken. Die gewohnt verrückten Ideen von Kojima beschränken sich dieses Mal eher nur auf die übertriebene Betitelung von Charakteren, Schauplätzen und Kreaturen innerhalb der Welt von Death Stranding.

Death Stranding Bug
Die PS4 Pro rettet einem natürlich trotzdem nicht vor diversen Bugs, Spielabstürzen und regelmäßigen Verbindungsabbrüchen. Letzteres wird oftmals gerne mit einer übermäßig großen Fehlermeldung in die Mitte vom Bildschirm platziert.

Fazit

Death Stranding will vieles sein, aber anscheinend kein Videospiel. Ein gutes Spielerlebnis oder eine wirklich überzeugende Geschichte fehlen leider in der eigentlich übertrieben langen Reise, die man im Spiel auf sich nimmt. Selbst Fans der bisherigen Werke von Hideo Kojima werden sich schwer tun, diesem Spiel etwas abzugewinnen.

Positiv

+ Die Decima Engine und das umfangreiche Motion Capturing der einzelnen Schauspieler beeindruckt durchgehend

+ Gelungener Soundtrack

+ Die Kernaussage des gesamten Spiels über ist lobenswert

Negativ

– Trotz der immensen Spielzeit kommt kein wirklich gutes Spielerlebnis auf

– Die mühseligen Aspekte überwiegen innerhalb aller Gameplay Elemente

– Unübersichtliches Menü und Kartenführung

– Das Grundkonzept der Zusammenarbeit mit anderen Spielern wurde zu seicht umgesetzt

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer