Days Gone Review – Gemischte Gefühle in einer schönen Open World

Als Sony auf der E3 2016 mit Days Gone einen Open World Survival Titel samt Zombiesetting der Weltöffentlichkeit vorstellten, war die Vorfreude groß, da Zombieapokalypsen durch den Hype von Serien wie The Walking Dead gerade ihren Höhepunkt erlebten. 3 Jahre später ist allerdings von der Begeisterung nur mehr wenig zu verspüren und der Titel von Bend Studio, welches durch die Schöpfer der Syphon Filter Serie hervorgegangen ist, geriet ein wenig aus dem Radar der Spieler. Seit dem 26. April ist Days Gone nun exklusiv für die Playstation 4 erhältlich. Lest nach, warum ihr es auch hier mit einem klassischen Titel der Güteklasse Playstation zum Tun habt, der aber aufgrund einiger Schwächen definitiv nicht das Level eines Horizon: Zero Dawn oder God of War erreicht.

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In einer Nebenrolle: Die Story

In Days Gone übernehmt ihr die Rolle von Deacon St. John (dargestellt von Schauspieler Sam Witwer,  der schon Starkiller in Star Wars – The Force Unleashed verkörperte), einem Biker in seinen mittleren Dreißigern, der beim Ausbruch einer Infektion und den damit verbundenem Chaos seine Frau Sarah verliert und sich zwei Jahre nach den Geschehnissen mit seinem Kumpel Boozer als Kopfgeldjäger in einem postapokalyptischen Oregon voller Zombies, im Spiel Freaker genannt, sowie feindlicher menschlicher Gruppierungen seine Brötchen verdienen muss. Deacon, der seit der Evakuierung durch die National Emergency Restoration Organization (NERO) vor zwei Jahren zwar Sarah verlor, aber immer noch daran glaubt, dass Sie am Leben ist, wird von Boozer überzeugt, die Suche aufzugeben und in den sichereren Norden zu reisen. Hierbei wird Boozer bei einem Angriff durch die fanatischen Ripper geschnappt und verstümmelt sowie Deacons Bike beschädigt. Nun muss Deacon durch Aufträge genügend Geld für die Reise ansparen, damit sich die beiden in ein ruhigeres Leben verabschieden können.

Dass es nicht dabei bleibt, NERO eine viel größere Rolle in der Welt und der damit verbundenen Freakerplage spielt und noch andere Storywendungen hinzukommen ist an dieser Stelle eigentlich selbsterklärend, jedoch schwächelt Days Gone nach einer anfänglich schönen Eröffnung der diversen Handlungsstränge samt gewissen Tiefen in der Progression und schafft es bestenfalls, alle Stränge befriedigend und ohne eine einzige Überraschung abzuschließen. Was anfangs an Fahrt aufnimmt, flacht spätestens ab der Hälfte des Spiels ab, liefert keine weiteren Highlights mehr und lässt die gesamte Handlung zu einem Lückenfüller verkommen. Dabei kann Days Gone aber mit sympathischen und vor allem authentischen Charakteren aufwarten: Protagonist Deacon wirkt mit seiner ruppigen Art sowie seiner Fürsorge für Boozer menschlich und die Beziehung zu Sarah ist authentisch gemacht. Schade, dass es der gesamte Storyansatz von Days Gone einfach unausgereift wirkt und die rund 25 bis 30 Stunden lange Geschichte im Widerspruch zu den eigentlich gut geschriebenen Charakteren steht.

Starring:  Die Open World

Beim Gameplay macht Days Gone dann wiederum sehr vieles richtig: Im Prinzip handelt es sich um  einen Mix aus einem klassischen Open World Titel der Marke Sony mit Elementen von Survivalgames wie State of Decay. Ihr erledigt neben den storybasierten Aufträgen noch allerhand Nebenmissionen, müsst Camps menschlicher Banden einnehmen, Freakernester ausräuchern, NERO Basen erforschen oder Leuten auf zufallsgenerierten Events helfen beziehungsweise diese eliminieren, sofern es sich um Gegner handelt. Spannend ist hier die gelungene Aufmachung der Open World: Praktisch an jeder Ecke lauert die Gefahr in Form eines Freakerschwarms oder möglichen Scharfschützen in Bäumen, die euch sehr schnell gefährlich werden können. Damit ihr auch immer genügend Munition und Versorgungsmaterialien mit an Bord habt, müsst ihr die Gegend aktiv erkunden und Nahkampfwaffen selbst craften. Das alles erfolgt mühelos über die L1 Taste und einem entsprechenden Menü samt Auswahlsrad.

Dank der ständigen Tag- und Nachtwechsel und den verschiedenen Witterungsbedingungen ändern sich auch die Umstände für jede Mission, so dass ihr entsprechend vorbereitet auf Tour gehen müsst. Damit ihr die langen Distanzen nicht zu Fuß zurücklegt, bekommt ihr gleich zu Beginn des Spiels ein Bike, dass fortan als euer Forbewegungsmittel dient und eine essenzielle Rolle bei Days Gone einnimmt: So müsst ihr euer gutes Gefährt immer wieder auftanken und entsprechend darauf Acht geben, da ihr sonst ständig Schrott für Reparaturen verbraucht beziehungsweise Geld beim Mechaniker liegen lassen müsst. Um auch vor verseuchten Tieren wie Wölfen fliehen zu können habt ihr ebenfalls die Möglichkeit, das Bike mittels entsprechenden Farmings von Rufpunkten, welche ihr durch den Abschluss von Missionen oder das Sammeln von Freakerohren erhaltet, zu tunen.

Die Open World und das damit verbundene Gameplay fühlen sich spannend und sehr lebendig an, so dass Days Gone über weite Strecken in Sachen Gameplay überzeugen kann, aber zwei Punkte sind auch hier wieder negativ zu erwähnen: Zum einen ist durch die im ersten Abschnitt erwähnte stumpfe Story und die langen Open World Passagen die Harmonie zwischen beiden Elementen gestört und zum anderen sind die Survivalelemente des Spiels zwar allesamt in der Mechanik gut umgesetzt, spielen sich aber doch so simpel, dass Sie die Schwächen im Storytelling und die besagte Kluft kaum kaschieren können und sich vieles so künstlich in die Länge gezogen fühlt. Eigentlich schade, da wir trotz der klar ersichtlichen Probleme von Days Gone trotzdem genügend Motivation hatten, die freie Welt ein wenig zu erkunden.

Bilderbuchlandschaften treffen auf lange Ladezeiten und Aussetzer im Sound

Das liegt nicht zuletzt an den malerischen Landschaften, die Days Gone auszeichnen oder um es in anderen Worten auszudrücken: Das Spielt sieht einfach nur hübsch aus! Ob die dichten Wälder, die Gebirgszüge, Seen oder die verschiedenen Witterungsbedingungen, praktisch alles an Days Gone sieht bezaubernd aus. Auch die Charaktere können mit guten Gesichtsanimationen und schönen Details überzeugen und zumindestens im technischen Bereich lief Days Gone über weite Strecken auf unserer PS4 Pro bei hochskaliertem 4K meistens bei 30FPS, auch wenn die Framerate manchmal in die unteren Bereiche der 20FPS gelangt. Ein großes Problem von Days Gone sind aber seine Ladezeiten: Gerade zum Start des Spiels und dem Laden des Spielstands können mitunter schon einmal gute 3 bis 4 Minuten vergehen und auch zwischen den Schnellreisen habt ihr mit einigen Ladescreens zu kämpfen, für die wenig Verständnis aufkommt, wenn man zuvor schon längere Zeit für den Start ins Spiel aufgewartet hat.

Die Soundkulisse samt atmosphärischem Soundtrack, guter Sprachausgabe und schrillen Freakergeräuschen ist an sich gelungen, doch auch hier hat sich zumindestens bei uns ein teils nerviger Fehler aufgetan: So ziemlich jedes zweite oder dritte Mal nach dem Aufsteigen auf ein Bike war das Motorengeräusch weg, so dass wir einmal vom Bike ab- und aufsteigen mussten, damit man wieder den kompletten Sound wahrnimmt. Auch setzen einzelne Audiospuren manchmal beim Kampf gegen eine größere Freakerherde aus, was unsauber umgesetzt wirkt. Bei der Steuerung hingegen hat Bend Studios über weite Strecken gute Arbeit abgeliefert, auch wenn die intuitive Menüführung mittels Touchpad doch ein wenig an Umgewöhnung bedarf.

Fazit

Mit Days Gone liefert Bend Studio ein spielerisch über weite Strecken gut funktionierendes Survivalspiel mit einer spannenden Open World ab, dass sich aber aufgrund seiner stumpfen Story, der damit verbundenen Kluft zum sauberen, aber simplen Gameplay und ein paar technischen Problemen selbst im Weg steht. Fans von Open World Titeln und Überlebenskämpfen sollten aber dennoch einen Blick auf den Exklusivtitel werfen.

Positiv

+ Gameplaymechaniken gut umgesetzt

+ spannende Open World

+ authentische Charaktere

+ hübsche Grafik

Negativ

– schwache Story ohne Highlights

– Kluft zwischen starker Open World und schwacher Story zu groß

– künstlich wirkende Progression zwischen den Missionen

– Mechaniken teils sehr simpel umgesetzt

– lange Ladezeiten

– Aussetzer im Sound

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.