Dark Souls Remastered Review – Nach wie vor ein Sterben der Meisterklasse

Als Dark Souls im September 2011 auf den Markt kam wurde die Spielerschaft auf das Franchise, welches bis zu diesem Zeitpunkt einzig Besitzern einer PS3 und Hardcore-Gamern durch den Vorgänger Demon`s Souls ein Begriff war praktisch über Nacht aufmerksam: Das ungewöhnliche Spielprinzip, welches mit gängigen Standards brach und eine besondere Erfahrung mit sich brachte konnte schnell die Herzen der Gamer und Kritiker erobern und macht die Souls Reihe wohl zu einer der wichtigsten Serien in der gesamten Geschichte der Videospiele. 7 Jahre nach Release des ersten Teils spendiert From Software mit Dark Souls Remastered einen Finalcut. Erfährt in unserem Review, was sich alles geändert hat. Kennern des Spiels empfehlen wir an dieser Stelle gleich zu den letzten zwei Absätzen des Reviews zu springen, da der Test auch Neueinsteiger in die Welt von Dark Souls einführen soll.

Viel Nebel zwischen Licht und Dunkelheit

Das erste Mysterium von Dark Souls ist seine Geschichte: Im Zeitalter der Altvorderen war außer dem Nebel nur noch das große Nichts. Herrscher waren die Drachen, welche sich weder bewegten noch einen Ton von sich gaben, sondern einfach nur existierten. Ohne größere Ankündigung tauchte aus dem Nichts das Feuer auf und der neutrale Zustand der Welt änderte sich in stürmische Zeiten, da Gegensätze aufkamen wie Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht oder Wärme und Kälte. Doch unterhalb der Welt gelangten drei Individuen an die Seelen der Fürsten innerhalb der großen Flamme und bekamen so unvorstellbare Kraft. Eine vierte Seele wurde im Verborgenen entdeckt und unter Verschluss gehalten. So forderten die nun wiedergeborenen Fürsten die Drachen heraus, konnten durch die Hilfe eines schuppenlosen Drachens den Sieg erlangen und in der Welt brach das Zeitalter des Feuers heran.

Für eine Zeit lang war die Welt im Wohlstand und Aufschwung, bis sich durch die verschlossene vierte Seele allmählich die Geburt des dunklen Fürsten anbahnte. Um die Welt vor dem eigentlich natürlichen Zeitalter der Dunkelheit zu bewahren, durchbrach der mächtigste der Fürsten – Gwyn – den Kreislauf und verlängerte das Zeitalter der Flamme. Dadurch war das Chaos perfekt und die Menschheit wurde mit dem Fluch der Untoten belegt, welcher Menschen nach und nach in leere und umherwandelnde Hüllen verwandelt. Doch das Erlöschen der Flamme wurde damit nicht verhindert und hier kommt ihr ins Spiel: Als Held mit Gesicht und Namen eurer Wahl müsst ihr als Untoter nun die lange Reise zur großen Flamme antreten und dabei die drei Fürsten besiegen sowie eure Menschlichkeit zurückerlangen.

Dass die Storybeschreibung detaillierter als sonst ausfällt hat einen bestimmten Grund: Die Lore von Dark Souls wird euch nicht durch klassische Zwischensequenzen mit einer fortlaufenden Story erzählt. Viel mehr müsst ihr das ferne Königreich Lordran selbst durchforsten und werdet durch NPCs samt mysteriösen Monologen und der Umgebung selbst in die Welt eingeführt. From Software fordert hier bereits beim Storytelling sehr viel von seinen Spielern ab und vermittelt gleich das Gefühl, dass man es hier nicht mit einem Game nach gängigen Standards zu tun hat. Nicht nur ist diese Welt morbide schön, sie erzählt auch viel von den glorreichen Zeiten, die Lordran einmal vor seinem tiefen Fall erlebt hat. In Sachen Artwork haben die Japaner hier auch ihre Hausaufgaben gemacht: Dark Souls erzählt einem so wenig und zeigt einem dabei gleich so viel von sich selbst.

You Died

Das Kern-Element von Dark Souls ist jedoch sein Gameplay: Weder spielt ihr einen Helden, der sonderlich agil ist noch könnt ihr euch in bester Hollywood-Manier durch Horden von Gegnern metzeln: Ihr seid schwerfällig, eure Angriffe verbrauchen enorm viel Ausdauer und eure Gesundheit kann auch schon mit ein bis zwei Schlägen bei Null ankommen. Dabei werdet ihr eines verdammt oft sehen: You Died! Ihr werdet in Dark Souls nicht nur einen, sondern hunderte und vielleicht sogar tausende Tode sterben. Mit jedem Tod verliert ihr eure gesammelten Seelen (hierbei handelt es sich um die Währung des Spiels) und eure Menschlichkeit und müsst diese an der Stelle, wo ihr gestorben seid wiederfinden. Scheitert ihr hierbei ebenfalls, so sind diese Seelen und die Menschlichkeit weg. Die Menschlichkeit stellt vor ein wichtiges Element für den Multiplayer von Dark Souls dar: Ohne Sie werdet ihr es schwerer haben und optisch auch nie die Form eines Menschen erhalten.

Auch wird nicht an jeder Stelle zwischengespeichert, sondern müsst ihr bei Leuchtfeuern rasten: Diese sind sehr sparsam verteilt, müssen manuell aufgesucht werden und mit jeder Rast respawnen alle Standardgegner erneut. Ihr werdet diesen Mechanismus auch nicht umgehen können, da ihr nur bei Leuchtfeuern euren Charakter mit den erworbenen Seelen aufleveln könnt. Wie man sieht ist Dark Souls in Sachen Gameplay gnadenlos und fordert euch alles ab. Doch genau das ist der Sinn dahinter: Mit jedem Tod werdet ihr achtsamer, fängt an die Gegner genauer zu studieren und werdet so langsam eins mit dem Kampfluss. Jeder der gnadenlos brutalen Bosse wird zu einer Geduldsprobe und dafür jeder Sieg aber zu einem enormen Erfolgserlebnis.

Der Inhalt des Pakets ist ordentlich: Der erste Durchgang wird euch rund 30 bis 35 Stunden kosten und erst dann startet das eigentliche New Game+, wo ihr euer Maximallevel weiter ausbauen und bislang nicht schaffbare Stellen meistern sowie episches Gears farmen könnt. Zusätzlich gibt es auch den umfangreichen DLC „Artorias of the Abyss“, was Dark Souls Remastered damit zu einer Definitive Edition aufwertet. Dies war es aber auch schon mit sämtlichen Neuerungen was das Spiel an sich betrifft.

4K, 60FPS und wenig Neues

So einzigartig und besonders Dark Souls in Sachen Gameplay ist so dürftig war 2011 seine Technik: nicht nur litt das Spiel unter massiven Einbrüchen in der Framerate, so war auch die grafische Gesamtpräsentation eher durchwachsen und mit Problemen bei der Kameraführung behaftet. From Software hat sich bei seinen Änderungen für Dark Souls Remastered auf das wesentliche beschränkt und an den größeren Stellen geschraubt: Auf unserer Xbox One X lief das Spiel konstant in 60FPS ohne eine einzigen Einbruch und hatte zudem auch noch pfeilschnelle Ladezeiten, welche sich oft im 5 bis 10-Sekunden Bereich bewegten.

Zwar werdet ihr in Sachen Auflösung auf der PS4 Pro mit 1800P und der Xbox One X mit 4K verwöhnt, doch das hat auch seine Nachteile: Man merkt plötzlich an vielen Stellen grafische Ungereimtheiten wie schräg draufgeklatsche Fototexturen, welche einem wohl vorher so nicht aufgefallen wären. Ansonsten hat From Software nur ein wenig an der Beleuchtung gearbeitet und hierbei zwar bestimmte Effekte wie das Leuchtfeuer hübsch in Szene gesetzt, bei Relektionen wie im Wasser mit einem unnatürlichen Blau aber eindeutig zu viel des Guten getan.

Auch beim Sound hat sich nichts geändert und so werdet noch immer manche Geheffekte übersteuert und laut ausgegeben, was durchaus die Paranoia erzeugen kann, dass ein Gegner aus dem Hinterhalt auflauert.

Nach wie vor eine einzigartige Erfahrung

Trotz der technischen Schwächen hat Dark Souls Remastered aber zwei Dinge, die dieses Spiel in hohe Wertungsregionen katapultieren: Eine einzigartige Welt samt wunderschönem Artwork und ein Gameplay, dass tiefgründiger nicht sein könnte. Ihr werdet oft scheitern und doch mit jedem Mal stärker sowie achtsamer und irgendwann steht ihr dann vor Gwyn und stellt euch eurem Schicksal. Dies macht Dark Souls zu einer einzigartigen Erfahrung, die man unbedingt erlebt haben sollte.

Einzige Voraussetzung: Man muss sich auf das Spiel und seine Mechaniken einlassen. Wer also auf Games mit roten Faden steht wird wohl keine Freude an Dark Souls finden. Gamer, die jedoch eine spezielle Erfahrung samt tief verwurzeltem Gameplaymechaniken erleben wollen führt kein Weg an Dark Souls Remastered vorbei. PC Spieler, welche eine stabil laufende Prepare to Die Edition ab Werk ohne DSFix Mod haben wollen bekommen das Game übrigens gerade bei Steam für 19,99,- statt der normalen 39,99,-.

Fazit

Dark Souls Remastered ist auch in dieser Version eine einzigartige Erfahrung: Das Spiel schenkt euch nichts, liefert aber unglaubliche Erfolgserlebnisse beim Voranschreiten im Spielverlauf und motiviert durch sein tiefsinniges sowie anspruchsvolles Gameplay. Trotz keiner weiteren Inhalte abseits der Prepare to Die Edition und wenigen grafischen Optimierungen sollten Fans und Neueinsteiger sich diese Version einer der interessantesten und faszinierendsten Games der Spielegeschichte auf jeden Fall holen.

Positiv

+ Wunderschönes Artwork

+ faszinierende, spannende Welt

+ Tiefsinniges und anspruchsvolles Gameplay

+ einzigartige Erfahrung

+ großartige Performance

+ Sehr schnelle Ladezeiten

Negativ

– Wenig Neuerungen im Vergleich zum Original

– Kamerasteuerung nach wie vor etwas eigen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.