Crash Bandicoot 4: It’s About Time PS4 Review – Drei Schritte vor und zwei zurück

Nach über 10 Jahren bekommen Fans der ursprünglichen Trilogie eine direkte Forsetzung von Crash Bandicoot: Warped, in der Neo Cortex, Dr. N. Tropy und Uka Uka auf einen fernen Planeten verbannt wurden. Ob hier Entwickler Toys for Bob den gewagten Sprung meistern konnte und einen wirklich guten Crash Bandicoot Nachfolger abliefern konnte, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Jede Menge Umfang und Fanservice

Nach jahrzehntelangen Fehlschlägen gelingt den dreien endlich die Flucht, wobei sie ein Loch in Fieser-Wissenschaftler-Größe in das Raum-Zeit-Gefüge reißen. Nun würde ihrer totalen Herrschaft über das gesamte Multiversum eigentlich nichts mehr im Weg stehen, wären da nicht diese zwei flauschigen Beuteldachse von N. Sanity Island. Bereits die erste Mission auf N. Sanity Island erinnert stark an den Beginn des ersten Crash Bandicoot Ableger und stellt neben einigen netten Anspielungen für Fans auch gleich die neuen spielerischen Elemente nach und nach vor. Wandlaufen, Railgrinden und Seilschwingen sind neben neuen spielbaren Charakteren und den Quantum-Masken die größten spielerischen Neuerungen. Wer glaubt, dass der Titel dadurch einfacher als die Vorgänger geworden ist, den müssen wir leider enttäuschen. Auch die neuen Elemente erfordern die übliche Präzision in euren Sprüngen, wenn nicht teilweise sogar mehr als früher. Durch den neuen Grafikstil und die vielen neuen optischen Elemente, muss man sich vor allem als Veteran erst einmal an die Reizüberflutung gewöhnen. Die Level sind zwar wirklich abwechslungsreich und das gesamte Spiel bietet so viel Umfang wie kaum ein Crash Bandicoot Ableger davor, trotzdem wird das Spiel einige Spieler an ihre Grenzen bringen. Im Gegensatz zu Spielen wie Dead Cells, Dark Souls oder auch Super Meat Boy, die mit einem großartigen Level Design und fairen Mitteln den Schwierigkeitsgrad nach oben treiben, hängt es im neuen Crash Bandicoot eher mit etwas Glück und eurer Frustresistenz zusammen. Kurz vor dem Landen „hilft“ das Spiel zwar mit einem kleinen gelben Kreis um eure Landeposition einzugrenzen, aber in den meisten hektischen Szenarien bleibt es ein „Trial and Error“ Prinzip. Etwas Erleichterung bringt hier der moderne Spiel-Modi, wo ihr nicht mehr auf das Sammeln von Mangos als Lebensressource angewiesen seid, sondern im Prinzip unendlich oft versagen könnt. Jedes Level bietet zwar extra Belohnungen, wenn ihr es mit weniger als 3 Game Over besteht, aber zum Kennenlernen der vielen neuen Eigenheiten des Spiels, ist es sicherlich eine willkommene Lösung.

Die Zwischensequenzen und Bosskämpfe sind sehr gelungen in Szene gesetzt.

Der „Pass the Controller“ Mode bietet sogar einen Quasi-Multiplayer: Hier könnt ihr konfigurieren, ob nach einem Tod oder Checkpoint der Controller an bis zu 3 weiteren Spielern weitergereicht wird – für schnelle Partyrunden oder Trinkspiele sicherlich eine nette Idee. Die Quantum-Masken beschränken sich leider nur auf bestimmte Level-Abschnitte und werden bis zum Ende des Spiels kaum kombiniert. Genauso wurden die neuen spielbaren Charaktere (Coco, Dr. Neo Cortex, Tawna, Dingodile) umgesetzt. Ein kurzer Auftritt in einem eigenen Level oder separate „Quests“, aber kein wirklicher flüssiger Übergang im Gameplay. Hier hätte man sehr interessante Levelkonzepte umsetzen können, aber so bleibt es eine kurze Gameplay-Abwechslung, die euch oftmals aus dem für das Spiel so notwendigen Flow, herausreißt.

Ein paar neue Tricks hat Crash dann doch in It’s About Time drauf.

Wie erwartet wurde alles, was an bisherigen Crash Bandicoot-Spielen liebenswert schräg war, in diesem Jump ’n‘ Run „N.-tensiviert“! Mit der originalen Trilogie als Vorbild entwickelt, verkörpert Crash Bandicoot 4: It’s About Time das Gameplay, das viele Spieler in den 90ern in seinen Bann gezogen hat, und führt dabei Optimierungen der Spielerfahrung,
grafische Verbesserungen und neue Spielmechaniken ein. Der Spagat zwischen modernen „Stirb, so oft du willst“ und Retro Modus funktioniert und liefert einen netten Einstieg in die doch etwas härtere Welt von Crash Bandicoot.

Selbst nach dem ersten Durchlauf fehlt es dem Spiel nicht an unglaublich viel Wiederspielwert.

Sehr hoher Wiederspielwert

Nach der recht umfangreichen Kampagne ist es noch lange nicht vorbei: Im Gegensatz zu den bisherigen Ablegern bietet It’s About Time neben den bereits erwähnten separaten Level für die diversen spielbaren Charaktere auch unzählige freischaltbare Skins für die beiden Hauptcharaktere. Wer wenig mit kosmetischen Upgrades anfangen kann, wird seinen Spaß mit dem N. Vertiert-Modus haben. Die Perspektive, Soundeffekte, Musik und Gameplay Elemente sind hier völlig durcheinander gewürfelt. Wir haben uns zwar damit nicht an alle Level gewagt, aber bereits die ersten Level bieten hier aber etwas mehr als nur einen grafischen Neuanstrich der freigeschalteten Ebenen. Man erkennt zwar noch die Grundzüge des ursprünglichen Levels, muss sich aber auf komplette neue Situationen einstellen. Wer lieber den 90er treu bleibt, kann noch Rückblenden-Level freischalten mit versteckten Bändern in den jeweiligen Story-Missionen. Das Level Design verläuft hier zwar ein Stück generischer, aber an Herausforderungen fehlt es auch hier definitiv nicht.

It’s About Time tut mehr als genug, um die guten alten Crash-Bandicoot-Zeiten wieder aufleben zu lassen, bleibt aber oftmals auch etwas zu sehr in der Nostalgie hängen. Nach der N. Sane-Trilogy, hätte die Serie deutlich mehr innovative und neue Ideen vertragen können. Die spielbaren Charakter und einsetzbaren Masken enden leider nur, bis auf wenige Ausnahmen, als levelspezifischer Zwang und auch die Trial and Error Natur des Gameplays wird mit den vielen überladenen Grafikeffekten auch für Oldschool-Fans oftmals zu einer frustrierenden Tortur. Technisch sind uns bis auf vereinzelte Sound-Ausfälle in Level-Abschnitten keine Mankos untergekommen.

Fazit

Crash Bandicoot 4: It’s About Time macht eine gute Figur und wird Fans der bisherigen Ableger zufriedenstellen, schafft es aber nicht ganz die Reihe in die aktuelle Zeit zu verfrachten. Überladene Effekte, fehlende Gameplay-Vielfalt bei den neuen Charakteren und Elementen und ein etwas zu starker Fokus auf Nostalgie halten den Ableger leider ein wenig zurück. Crash Bandicoot-Liebhaber können hier aber trotz allem ohne Bedenken zugreifen.

Solo Wertung

Positiv

+ Überraschend viel Umfang

+ Immens viel Wiederspielwert durch freischaltbare Gegenstände und neue Modi

+ Mehr als ausreichend viel an Nostalgie für Fans der bisherigen Ableger…

Negativ

– … die allerdings dafür wirklich neue Ideen der Reihe vermissen lässt

– Überladene visuelle Effekte führen mit der gewohnt unpräzisen Steuerung oftmals zu vielen Frustmomenten

– Neue Gameplay-Elemente und Charaktere glänzen eher mit Quantität als Qualität

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer