Crackdown 3 Singleplayer Review – Das Spiel des Jahres 2007

Die Ankündigung von Crackdown 3 auf der E3 2014 in Form eines kurzen Teasers mit einem Release für 2016 hat Fans der Serie, welche durch den ersten Teil aus dem Jahr 2007 eine eingeschworrene Fangemeinde um sich scharren konnte, zum jubeln gebracht: Nicht nur erinnerten sich die Gamer an die gelungene Open-World Zerstörungsorgie im Cel-Shadinggewand, auch erhoffte man sich zu diesem Zeitpunkt endlich einen qualitativ hochwertigen Exklusivtitel, wie man Sie aus Zeiten der Xbox360 gekannt hat. Doch alles kam anders als erwartet: Etliche Verschiebungen ließen die Hoffnung auf einen baldigen Release schmälern, so dass selbst die hartnäckigsten Fans den Titel fast schon aufgaben. 3 Entwicklerstudios und 6 Jahre Entwicklungszeit später wird Crackdown 3 nun ab dem 15. Februar beim Händler eures Vertrauens beziehungsweise als Teil des Xbox Game Pass erhältlich sein. Erfährt im ersten Teil unseres Reviews zu Crackdown 3, warum Microsofts Katalog an hochwertigen Exklusivtiteln entsprechend dünn aufgestellt bleibt.

Terry Crews! Das wars…

Storytechnisch geht Crackdown 3 ohne große Umschweife in die vollen: Die Agenten der Agency werden zu Beginn einer Mission nach Terra Nova, einer hochentwickelten Stadt, welche von der gleichnamigen Firma unter der Führung von Dr. Elisabeth Niemand enorm gewachsen ist und an Bedeutung gewinnen konnte, mobilisiert. Als die Einheit durch ihren charismatischen Anführer Commander Jaxon (von niemand geringerem als dem großartigen Terry Crews verkörpert) eine Ladung Inspiration bekommen hat, wird plötzlich das Schiff von einer starken Explosion mit massivem Energieausstoß heimgesucht, die Jaxon samt dem kompletten Team auslöscht. Nach dem vermeintlichen Tod erwacht euer Charakter in einem Wiederherstellungslabor auf, da sein Körper geborgen und regeneriert werden konnte.

Hierbei bekommt ihr die aktuelle Lage geschildert: In einer Nacht-und-Nebel Aktion hat TerraNova unter der Leitung der tiefkorrupten Elisabeth Niemand und ihrem Vorstand aus machthungrigen Soziopathen sämtlichen Großstädten dieser Welt den Strom entzogen, so dass eine massive Stadtflucht in Richtung Terra Nova stattfand. Doch die Leute sollten keine Hoffnung, sondern eine brutale Einbettung in ein gnadenloses System, dass dem wohle einiger weniger dient, erleben. So müsst ihr nun wahlweise als Commaner Jaxon oder als anderer Agent der Agency die Leute von Terra Nova befreien und der Welt wieder ihren Strom zurückgeben. Was jetzt nach viel Story klingt ist eigentlich schon alles, was es zu Crackdown 3 zu berichten gibt: Alles an der Geschichte wirkt lieblos umgesetzt, humorbefreit und kann keinen eigenen Charme aufbringen. Dies ist in Anbetracht eines Terry Crews, der es auf heiße drei Einzeiler als spielbarer Charakter schafft und einer Konkurrenz mit ähnlichem Setting samt Over-the-Top Storytelling wie Saints Row oder Agents of Mayhem bereits der erste von vielen Negativpunkten.

Crackdown 1 Remastered?

In Sachen Gameplay erwartet euch klassische Open-World Action im Stil des ersten Teils: Auf der mittelgroßen Map müsst ihr kontinuierlich Ziele ausschalten und die einzelnen Bereiche erobern, um so einen Bosskampf gegen ein Vorstandsmitglied freizuschalten, um am Ende Elisabeth Niemand selbst gegenüber zu stehen. Statt eines Skilltrees müsst ihr schon wie bei Crackdown 1 in den einzelnen Disziplinen wie zum Beispiel Stärke oder Fahrtüchtigkeit auch entsprechende Manöver ausführen, um neue Fähigkeiten wie einen Dashjump freizuschalten. Zusätzlich habt ihr für das Erreichen weiterer Skillstärken Nebenaufgaben wie Wettrennen zur Auswahl, um die Freischaltungen entsprechend forcieren zu können.

Die Mechaniken an funktionieren gleich gut wie im Jahr 2007 und das ist das mitunter größte Problem von Crackdown 3: In 12 Jahren hat die Serie sich kein bisschen weiterentwickelt, bringt keine eigenen neuen Ansätze mit und versprochene Features wie eine in großen Stücken zerstörbaren Stadt wurden letzten Endes auf den Multiplayertitel mit entsprechender Unterstützung durch Berechnungen aus der Cloud verlagert. Was im Jahr 2019 in Sachen Singleplayererfahrung übrig bleibt ist ein generischer Open-World Shooter, der zwar die pure Zerstörung liefert, hierbei aber einfach kein einziges Alleinstellungsmerkmal mit sich bringt, dass auch nur in irgendeiner Form einen „Aha“-Effekt oder sonstige Begeisterung auslöst. Crackdown 3 spielt sich einfach furchtbar steril sowie bestenfalls OK und beides ist in Anbetracht einer ganzen Serie von mittelprächtigen Exklusivtitel, die das Xbox Portfolio plagen, leider zu wenig um ernsthaft in Erinnerung bleiben zu können.

Ein technischer Zeitwanderer

Zwar war der Titel auf der E3 2015 in seiner ersten Präsentation schon kein Grafikepos mit revolutionären Ansätzen, aber zumindestens die Zerstörungsphysik hinterließ einen ordentlichen Eindruck. Dass aber die technische Umsetzung von Crackdown 3 die Reise endloser Enttäuschungen konsequent fortführt setzt dem Gesamtpaket das leicht verdorbene Sahnehäubchen auf. Zwar bekommt ihr auf der Xbox One X native 4K mit 60 FPS geliefert, allerdings mit Einbrüchen in der Framerate nach unten, was in Anbetracht des grafisch gebotenen einfach nur kurios wirkt: karge Texturen, blasse und kaum bemerkbare Schatten, eine fast leblose Welt mit seelenlosen NPCs, wenig bis gar keine Vegetation, zu weichgezeichnetes Cel-Shading, unspektakuläre Lichteffekte und steife Animationen haben uns permanent den Eindruck vermittelt das 4K-Remaster eines Titels aus der letzten Generation zu spielen. Auch wenn wir beileibe keine Grafikfetischisten sind, so ist die technische Umsetzung in Anbetracht der gewaltigen Konkurrenz an Open-Word Spielen eine herbe Enttäuschung.

Ein Bild sagt mehr aus Tausend Worte

Doch nicht alles ist schlecht an Crackdown 3: In Sachen Sound haben uns vor allem der Soundtrack sowie die Waffeneffekte überzeugt und die Steuerung geht dank kurzer Einarbeitungszeit mit der aus Teil 1 bekannten Auto-Aim Mechanik flüssig von der Hand. Da enden aber leider auch schon wieder die positiven Nachrichten.

Letztlich tun sich nach dem Review von Crackdown 3 viele Fragen auf, allen voran was all die Entwicklerstudios – mit Sumo Digital als finaler Entwickler war sogar ein erfahrenes Studio mit Qualitäten am Ruder – eigentlich in der Zeit gemacht haben und wie der Multiplayer, der mittlerweile durch die Ankündigung eines ausbleibenden Modus für Partys zum Release negative Schlagzeilen erzeugte, aussehen wird. Der Frage nach der Qualität werden wir mit dem Release von Crackdown 3, der auch gleichzeitig den Start der Server markiert, nachgehen und euch dann den zweiten Teil unseres Reviews liefern.

Fazit

Crackdown 3 ist mit seiner schwachen Story, einer lieblosen Präsentation und dem repetitivem Gameplay eine Enttäuschung auf ganzer Linie, die sich wie ein Remaster des ersten Teils anfühlt und die Serie an mittelklassigen bis lieblos inszenierten Exklusivtitel auf der Xbox One mit wenigen Ausreißern nach oben fortsetzt. Fans sollten sich den Titel über den Game Pass anschauen, alle anderen finden genügend bessere Alternativen.

Positiv

+ Teil des Xbox Game Pass

+ flüssige Steuerung

+ Terry Crews

Negativ

– viel zu wenig Terry Crews

– schwache Präsentation

– durchschnittliche bis teils veraltete Technik

– Einbrüche in der Framerate

– repetitives Gameplay

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.