Control Review – Remedys Magnum Opus

Max Payne, Alan Wake, Quantum Break und jetzt in 2019: Control. Das finnische Entwicklerstudio Remedy Entertainment liefert wie üblich mit Control einen außergewöhnlichen Titel ab, der sich die besten Elemente aus ihren bisherigen Projekten ausleiht und teilweise sogar verbessert. Was Control so besonders macht und warum hier momentan wohl das aktuell beste Spiel von 2019 auf euch wartet, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Wer braucht schon Half-Life 3?

Nach der Invasion einer geheimen Behörde in New York durch die sogenannten Hiss begleitet ihr die Protagonistin Jesse Faden auf der Suche nach Antworten zu ihrer Vergangenheit und einer Lösung für das Hiss- Problem. In einer für das Studio üblichen subtilen Erzählweise wird euch Stück für Stück die Ursache der paranormalen Aktivitäten im ältesten Haus näher gebracht und auch was es mit Jesse selbst und ihrem Bruder auf sich hat. Mit der hauseigenen Northlight-Engine hat das Studio einen beeindruckenden offenen Schauplatz für die sehr komplexe Geschichte gebaut, der obendrauf als idealer Spielplatz für die übernatürlichen Fähigkeiten von Jesse und ihrem sehr speziellen Waffenarsenal bereit steht. Die Dienstwaffe oder auch Director’s Gun, die euch am Anfang des Spiels zur Verfügung gestellt wird, kann in Sachen Kreativität und multiplen Einsatzmöglichkeiten leicht mit anderen markanten Waffen aus der aktuell existierenden Videospiel-Geschichte mithalten. Control entfernt Unmengen an spielerischen Blockaden durch das Aussparen von klassischem Munitionsmangel oder auch unerreichbaren Orten, was den Titel neben dem besonderen Setting und der unglaublich gut gelungenen Atmosphäre jetzt schon zu einem der besten Spiele des Jahres macht. Selbst die Nebenmissionen, die ihr jederzeit nach dem Durchspielen des Titels (8-12 Stunden Spielzeit) nachholen könnt, sind unglaublich abwechlungsreich und bieten durchgehend weitere storyrelevante Elemente, neben ohnehin schon sehr üppigen spielerischen Belohnungen für das Abschließen der jeweiligen Mission.

Control Gehirn Screenshot Xbox One X
Neben jeder Menge abstrakter Kunst und anspruchsvollem Leveldesign, warten auch einige knifflige Rätsel auf euch in Control.

Das sehr offene Leveldesign und die vielseitigen spielerischen Möglichkeiten die Control einem bietet, ziehen sich durch das gesamte Spiel, was gerade durch die Tatsache überrascht, dass man sich während dem gesamten Spielverlauf eigentlich im selben Gebäude befindet. Wer die bisherigen Spiele des Studios gespielt hat, wird einige Anekdoten und Elemente aus allen Remedy Titeln finden können. Sogar Hideo Kojima hat einen besonderen Gastauftritt in einer Nebenquest erhalten, damit wird der seltsame/schräge Ton des gesamten Spiels nochmals unterstrichen. Von den üblichen Live-Action Einspielungen, welche man seit Alan Wake oder auch Quantum Break von Remedy gewohnt ist, bis hin zu Missionen/Dialogen, die nur rückwärts abgespielt einen Sinn ergeben lässt das Studio keine Seltsamkeit aus, um sich von dem Mainstream abzuheben. Irgendwie haben die Entwickler es aber dann doch geschafft, dass alle spielerischen Elemente am Ende einen Sinn ergeben und so interessant sind, dass man sich stundenlang mit den unentdeckten Gebieten oder diversen Dokumenten und Audio-Aufzeichnungen, die man verteilt über die Spielweit findet, beschäftigen will. Jedes Element innerhalb der Welt von Control wirkt durchdacht und wird jeden spielerischen Geschmack fordern können.

Control vertikale Screenshot Testbericht.
Die sich ständig ändernde Umgebung ergänzt die spielerische Möglichkeiten in Control ideal und liefert jedes Mal aufs Neue ein völlig anderes Spielerlebnis.

Die absolute Freiheit

Durch die vielen Barrieren, die Control mit seinem doch sehr gelungenen Gameplay-Mix aufbricht, ergeben sich ungewollt viele Freiheiten für den Spieler. Die Kämpfe sind abwechlungsreich und fühlen sich ständig frisch und sehr dynamisch an. Wo der Titel oftmals leicht an Spannung verliert sind die langen Strecken die man anfangs zu Fuß ohne Checkpoints ablaufen muss. Wiederholende Büroräume und lange Gänge sind die einzigen Punkte, die leicht das Spielerlebnis trüben können, aber sobald man alle Kontrollpunkte aktiviert hat, überbrückt man alle Strecken per Schnellreise in kürzester Zeit. Auch das Gameplay selbst entfaltet sich erst im letzten Abschnitt des Spiels, wo ihr dann bereits einen Großteil von Jesses Fähigkeiten freigeschalten habt. Wo ihr in den ersten Missionen noch mit einer gewöhnlichen Pistole und telekinetischen Kräften arbeitet, fliegt ihr gegen Ende des Spiels durch die Lüfte, während ihr zwischen diversen Schusswaffen wechselt und jederzeit den Kampf am Boden fortsetzen oder euch gegen Projektile schützen bzw. diese auch gegen eure Feinde nutzen könnt. Control hebt sich mit sehr durchdachten Fähigkeiten und innovativem Waffen-Mix sehr schnell von gewöhnlichen Action Spielen oder Deckungs-Shootern ab.

Control Waffenrad Arsenal
Durch das Aufladen eurer Waffen wird keinerlei Munition benötigt und ermöglicht einen flexiblen Einsatz aller Waffen und Fähigkeiten.

Wo das Studio mehr Zeit und Arbeit investieren hätte können, ist bei Waffen und persönliche Modifikationen. Trotz intuitiven Waffen und Fähigkeiten sind die Erweiterungen dafür sehr simpel und gleichzeitig überladen ausgefallen. Ihr könnt beispielsweise 24 Waffen-Modifikationen mit euch tragen, aber darüber hinaus heißt es aussortieren. Viele davon sind einfach ident und erscheinen noch dazu ständig durch das Besiegen von Gegnern oder Öffnen von Kisten; etwas das Sortieren zu einem repetitiven und mühsamen Vorgang macht. Immerhin sind die verschiedenen Level der Gegenstände farblich gekennzeichnet – dadurch lässt sich diese Angelegenheit zumindest ein Stück schneller erledigen. Man merkt in Control, dass das Studio sehr viel Erfahrung mit seinen bisherigen Spielen sammeln konnte und sich vor allem die Kritik zu einzelnen Features sehr zu Herzen genommen hat. Control wirkt wie ein Best Of von Remedy Entertainment – die spielerische Kontrolle, das offene Leveldesign und die abwechlungsreichen Gegner und Fähigkeiten ergänzen sich durchgängig und liefern eines der besten Spielerlebnisse der letzten Jahre. Gerade in einem Jahr, welches mit großen Shooter Fortsetzungen aufwartet ist Innovation und Kreativität essenziell.

Control Lebensanzeige Review Testbericht
Die Spieler können die gelungenen Schauplätze und Szenarien mehr genießen, da der Bildschirm nie überladen wirkt.

Fazit

Control ist momentan mit Abstand das beste Spiel des Jahres. Selten hat ein Spiel so viel innovative Ideen und grandiose spielerische Elemente in so einem interessanten Setting miteinander vereint. Wer das neueste Projekt von Remedy Entertainment noch nicht am Radar hatte, sollte das schnellstmöglich ändern.

Positiv

+ Gelungenes Storytelling und Setting

+ Unglaublich viel spielerische Freiheiten

+ Waffen und Fähigkeiten-Mix überzeugen durchgehend

+ Spannende und storyrelevante Nebenaufgaben liefern ausreichend an Wiederspielwert nach dem Abschluss der Story

+ Abwechlungsreiche Kämpfe und Schauplätze

Negativ

– Lange Wegstrecken und wiederholende Abschnitte nehmen dem Spiel anfangs leicht die Fahrt

– Modifikationen und Upgrades sind sehr generisch ausgefallen

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer