Captain Tsubasa Rise of New Champions PS4 Review – Eine Legende meldet sich zurück

Nachdem wir den Titel erstmal im Januar 2020 anspielen konnten, war es die letzten Monate relativ ruhig um die Videospielumsetzung des beliebten Animes. Außer vereinzelten Ankündigungen zu den Nationalmannschaften, die mit dabei sind, gab bis kurz vor dem offiziellen Release wenig neues Gameplay-Material. Warum sich Fans von Captain Tsubasa hier trotzdem keine Sorgen machen sollten, und was der Titel so zu bieten hat, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Zwei umfangreiche Kampagnen warten auf euch

Als Start empfiehlt sich Episode „Tsubasa“, wo ihr euch mit Nankatsu an die Spitze des Mittelschulturniers in Japan kämpft. Wer den Anime kennt, wird sich hier sehr schnell wie zuhause fühlen. Die Dialoge sind grundsätzlich fast ident und alle Kernelemente aus dem Anime wurden hier gekonnt in Szene gesetzt. Auch spielerisch ist es sinnvoll mit dieser Episode zu starten, da hier die Gegner weitaus weniger von euch fordern, und euch das Spiel genügend Zeit gibt, euch mit den diversen Fähigkeiten und Charakter-Eigenheiten vertraut zu machen. Man kennt natürlich den markanten Tigerschuss und Ähnliches aus dem Anime, aber ohne Tutorial ist man doch recht schnell überfordert. In 20-30 Stunden für beide Episoden an Spielzeit aufgeteilt spielt ihr alle wichtigen Matches aus den beiden großen Turnieren die Tsubasas Karriere geprägt haben. Einen kleinen Einfluss auf das Geschehen bekommt ihr aber erst in Episode 2: New Hero. Durch die Tatsache, dass ihr in der ersten Episode wenig Einfluss habt und die Dialoge doch sehr langwierig sein können, müsst ihr vor allem als jemand der die Story bereits kennt, einiges an Sitzfleisch mitbringen. Zum Glück gibt es aber die Option alle Story-Zwischensequenzen und Dialoge zu überspringen. Wer also den Anime auswendig kennt und direkt in die Action springen will, kann dies sehr einfach über das Menü lösen. In „New Hero“ nimmt das Spiel erst wirklich an Fahrt auf. Ihr erstellt euren eigenen persönlichen Charakter und wählt eines aus drei möglichen Mittelschul-Teams aus, um euch ähnlich wie im Journey-Modus aus FIFA mit euren Charakter zu etablieren und das Team zum Sieg in der Junior Youth World Championship zu führen. Hier werden die Ereignisse oftmals durch Dialog-Optionen und Zwischensequenzen aus dem Anime aufgelockert: Allgemein wirken die Dialoge sehr solide präsentiert, und auch Schlüsselmomente aus dem Anime sind mit dabei, wobei hier gerade die markanten Laufduelle etwas unspektakulär ausgefallen sind. Mit Ladesequenzen dazwischen, wiederholenden Hintergrundanimationen und dem allgemein eher generischen Aufbau, vermisst man hier etwas die Magie aus dem Anime. Die Charaktermodelle und Animationen sind dafür ansonsten sehr gut umgesetzt für eine Anime Videospielumsetzung. Wer alle Storysequenzen überspringt, kann in der Sammlung immer noch die wichtigsten Videos nachholen, wobei hier manche Sequenzen erst freigeschalten werden, sobald ihr bestimmte Ereignisse aus dem Anime im Match selbst korrekt nachstellt, was oftmals bedeutet ein Tor zu kassieren.

Captain Tsubasa Gameplay Screenshot
Die markanten Laufduelle sind einer der Bereiche, in den die Entwickler vielleicht doch etwas mehr an Liebe zum Detail hätten stecken können.

Ansonsten kann man wenig am Karriere-Modus von Captain Tsubasa Rise of New Champions aussetzen. Der Umfang ist mehr als genug, wobei natürlich um einiges mehr im Anime/Manga passiert was viele wohl gerne auch im Spiel umgesetzt gesehen hätten. Für alle Neulinge oder alle, die ihre Erinnerungen daran auffrischen wollen, ist der Aufbau aber ideal gewählt. Jeder einzelne Gegner ist auch wirklich gelungen in Szene gesetzt und es fehlt definitiv nie an ikonischen Momenten und Auseinandersetzungen. Mit dem Element des eigenen Charakters bietet Episode Zwei dann auch noch einige nette spielerische Elemente. Neben dem Personalisieren eures Charakters bekommt ihr regelmäßig Challenges serviert, könnt Freundschaften mit einzelnen Spielern schließen und auch damit ihre markanten Moves lernen. Man kann zwar keine falschen Dialoge innerhalb der Karriere auswählen, aber zumindest gibt es leichte Unterschiede zwischen den Verläufen der zweiten Episode, was ein wenig an Wiederspielwert liefert. Die allgemeine Menüführung und der Aufbau der Tutorials wird vor allem Quereinsteiger etwas überfordern. Die Abläufe im Match selbst sind relativ selbsterklärend, aber wie ihr euren Charakter richtig mit Trainingseinheiten und den dazugehörigen Items versorgt, ist umständlich gelöst und noch schlechter vom Spiel erklärt. Die etwas sperrige Menüführung und die visuelle Präsentation der einzelnen Abschnitte helfen hier leider nicht wirklich, um diesen Umstand zu verbessern.

Charakter Editor Captain Tsubasa
Der Charakter-Editor ist recht umfangreich ausgefallen und lässt euch viel Freiheiten in der Personalisierung

Intuitives Gameplay und überraschend viele Multiplayer Modi

Rise of New Champions schafft es sich mit einigen taktischen Komponenten von regulären Fußballspielen abzuheben, bietet aber trotzdem den einfachen Ablauf und die Kernelemente, die man aus dem Anime gewohnt ist. Es gibt zwar Freistöße, Elferschießen oder auch Abseits, dafür keinen Schiedsrichter. Spieler können durch Grätschen oder Anstürmen per R1 vom Ball getrennt werden. Je nachdem wie sich eurer Gegner entscheiden, kann er dann an euch vorbeidribbeln, oder verliert den Ball. Bei zwei erfolgreichen Dribblings hintereinander regeneriert der Spieler wieder komplett seine Ausdauer und verschafft sich nach einer kurzen Zwischensequenzen einen guten Vorteil. Finesse, wie in der Konkurrenz, wird in Captain Tsubasa nicht abgefragt, was vor allem Anime-Fans, die mit Fußball nichts anfangen können, beruhigen wird. Flanken oder Laufpässe sind meistens viel zu unpräzise und sollten nur mit Spielern eingesetzt werden, die dafür ausgelegte Spezialfähigkeiten besitzen. Damit laufen die meisten Spiele auf ein Herunterschießen der Ausdauer vom Torhüter hinaus – ansonsten steht viel Geplänkel im Mittelfeld mit Fouls, Tacklings und gut platzierten Dribblings am Plan. Wenn man dann im späteren Spielverlauf Schüsse wie den Neo Tigerschuss aufladen kann, ist es dann relativ schnell vorbei mit den taktischen Komponenten. Die KI bietet zwar schon bei zwei von drei Sternen eine relativ gute Leistung, aber mit den richtigen Spielern im Kader, endet dann fast jedes Spiel recht flott zweistellig. Die Inszenierung und das Feeling des Animes ist hier aber wirklich gelungen in Szene gesetzt und wird Fans nicht weiter stören. FIFA/PES-Spieler werden sich hier vermutlich deutlich umgewöhnen müssen, vor allem wenn ein Neo Tigerschuss mal schnell den halben Platz umpflügt und ein paar optische Nachwirkungen am Rasen hinterlässt.

Schneider Captain Tsubasa Deutschland
Bekannte Gesichter aus dem Anime bekommen alle genügend Auftritte in den Videosequenzen aus dem Anime

Wer nach den diversen Solo-Modi noch nicht genug hat, kann sich in 1vs1 oder 2vs2 Matches im Versus Mode mit Freunden messen. Hier gibt es klassische Matches, Elfmeterschießen oder auch Offline-Turnier zur Auswahl. Gerade bei den Offline-Turnieren ist man in Bezug auf Wünsche der Community zumindest FIFA einen großen Schritt voraus. Auch online erstellt ihr euch dann ein eigenes Team für Division Matches, in denen ihr statt dem Spieler euer Logo, Namen und Trikot Designs erstellen müsst. Wie gut hier die Server laufen, konnten wir bisher nicht austesten, aber zumindest hier sollten dann die taktischen Elemente von Captain Tsubasa Rise of New Champions ein wenig zum Vorschein kommen, und einiges an interessanten Auseinandersetzungen weltweit bieten. Sich mit diesen Umfang an Möglichkeiten in der Welt von Captain Tsubasa auszutoben, wird hier wohl weder einem klassischen Fußball-Fan, noch einen Fan des Animes/Mangas schnell langweilig werden. Nach dem Durchspielen beider Storykapitel, kann man sich immer noch in den Collections nach einzelnen Charakter-Informationen, Soundtracks und Videos umsehen.

Captain Tsubasa Multiplayer
Die Zeichenbeschränkung der Team-Namen hat uns hier leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Captain Tsubasa: Rise of New Champions erscheint am 28. August 2020 für PC, Playstation 4 und Nintendo Switch. Das Spiel könnt ihr bereits hier vorbestellen.

Fazit

Captain Tsubasa Rise of New Champions lässt für Fans des Animes wenig zu wünschen übrig und erweist sich sowohl in der allgemeinen Darbietung, als auch im Gameplay als eine solide Videospielumsetzung eines Animes. Man vermisst zwar hin und wieder etwas die Liebe zum Detail im Spiel sowie in der Menüführung, außerdem können unpräzise Aktionen zu Frustmomenten führen, aber diese halten sich zum Glück in Grenzen.

Positiv

+ Gelungene Umsetzung des Animes in der Story und im Gameplay

+ Darstellung von markanten Charakteren und Momenten überzeugt

+ Umfangreiche Kampagne und Multiplayer Modi

Negativ

– Laufsequenzen etwas unspektakulär umgesetzt

– Nur japanische Sprachausgabe

– Menüführung und Präzision im Gameplay lässt oftmals zu wünschen übrig

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer