Call of Duty WW2 Review – Ein (mit Problemen) geglückter Schritt zurück

Das Call of Duty Franchise mit seinen jährlich erscheinenden Ablegern hat es oft nicht leicht: Man will einerseits die alte Playerbasis halten, der Serie aber auch mit jedem Ableger neue Impulse liefern. In den letzten Jahren jedoch macht der Fokus hin zur Kriegsführung in der Zukunft mit Raumschiffen und Laserwaffen die Fanbase nicht gerade glücklich. Die Negativstimmung für das Franchise hat mit dem Ableger aus dem letzten Jahr (Infinite Warfare) ihren Höhepunkt erreicht, so dass zum Schluss sogar Erweiterungen für das 2015 erschienene Black Ops 3 erschienen sind, da die Spielerzahlen zu gering waren. 2017 soll nun alles anders werden: Sledgehammer Games möchte das Franchise mit WW2 und der damit verbundenen Rückkehr in den zweiten Weltkrieg wieder zur ihren Wurzeln zurückführen. Warum das eine gute Idee war, Call of Duty WW2 sich im Moment aber aufgrund technischer Probleme noch selbst etwas blockiert erfährt ihr in unserem Review.

Solo bleibt (leider) alles beim alten

Wer sich für einen Call of Duty Titel entscheidet bekommt im Normalfall ein vernünftig zusammengestelltes Paket aus einer kurzweiligen und spaßigen Singleplayerkampagne, einem überaus umfangreichen Multiplayer und einem Zombie-Hordenmodus für bis zu 4 Spielern. Bei der Singleplayerkampagne wurde im Vorfeld die Diversität groß angeworben: Sledgehammer Games betonte vor allem in den Promotionvideos zu WW2 immer ihren Fokus auf eine möglichst authentische Darstellung des zweiten Weltkriegs, dass den Solomodus mehr in Richtung eines Kriegsdramas rücken sollte.

Die Realität sieht ganz anders aus: Die Kampagne von WW2 ist so typisch Call of Duty Singleplayerkampagne wie man es nich nur vorstellen kann. Es explodiert, kracht und rummst an allen Ecken und Enden in bester Hollywood-manier nach dem Michael Bay Prinzip. Zwar bleiben einem Charaktere wie Pierson oder Zussmann (dargestellt von Josh Duhamel und Jonathan Tucker) im Gedächtnis, dennoch schafft die gesamte Kampagne es nicht aus dem bekannten Cod Muster auszubrechen. Ihr läuft und mäht dabei haufenweise digitale Soldaten der Wehrmacht in Form von Private Daniels oder der französischen Widerstandskämpferin Rosseau um. Dazwischen fährt ihr einmal mit Lt. Peres Panzer sowie mit Pvt. Daniels Jeeps und müsst allerhand Quicktimeevents erledigen. Eine Reise von Schießbude zu Schießbude wie man Sie nun doch schon seit 13 Jahren kennt.

Lediglich in zwei Momenten der knapp siebenstündigen Kampagne beweisen Sledgehammer Games, wieviel Feingefühl Sie eigentlich besitzen würden und gerade das ist schade: Gerade bei so einem Thema wie dem zweiten Weltkrieg wäre zumindestens im Singleplayer eine kritischere und realistischere Herangehensweise ein toller neuer Impuls für die Serie gewesen. Immerhin schaut ein moderner Kriegsfilm auch nicht wie ein „Saving Private Ryan“ aus dem Jahr 1998 aus, sondern eher wie ein „Dunkirk“. Dies ist zwar meckern auf hohem Niveau, da die Kampagne durchwegs Spaß gemacht hat und gut unterhält, dabei aber nie so wirklich aus ihrem Popcornkinoschema rausspringt und so viel mehr in Anbetracht der Materie drinnen gewesen wäre.

Sehr negativ aufgefallen ist uns ein schwerer Bug in der Singleplayerkampagne: Sämtliche Fortschritte, welche wir in der Kampagne gemacht haben wurden nicht nicht im Gesamtfortschritt übernommen. Wir konnten die Kampagne nur über den Menüpunkt „Spiel fortsetzen“ weiterspielen und somit weder die Kapiteln einzeln auswählen noch irgendwelche Erfahrungspunkte oder Collectibles sammeln. Somit sind wir also nach dem Reviewlauf gezwungen gewesen die Kampagne noch einmal bei Null zu beginnen, was durchaus ein Ärgernis darstellte. Letztlich wurden hier aber die Fortschritte dann übernommen. Sowas sollte trotzdem nicht in einer finalen Version passieren.

Multiplayer & Nazi Zombies – Ein Schritt zurück, zwei nach vorne gepaart mit Tradition und technischen Problemen

Beim Multiplayer hat sich Sledgehammer mit Raven Games zusammengetan und ihren Fokus auf den klassischen „Boots on the Ground Combat“ gesetzt: Ihr bestreitet schnelle und unkomplizierte Infanteriegefechte auf kleinen und verwinkelten Maps, ganz ohne Walljumps und Dashes in der Luft. Das macht den gesamten Ablauf etwas gemächlicher, bringt aber den klassischen Sprit aus Call of Duty 2 zurück und der kann auch anno 2017 wie schon 2005 überzeugen.

Große Neuerung ist jedoch der Community Hub namens Divisionshauptquartier. Bei jedem Login in den Multiplayermodus landet ihr in einem einer HQ Zentrale nachempfundenen Bereich mit vielen anderen Spielern, der quasi das Herzstück eurer Charakterverwaltung darstellt. Hier könnt ihr Spiele suchen (wahlweise öffentlich oder per Rangliste, aber auch für die Kampagne oder den Nazi-Zombies Modus), eure Charaktere verwalten, tägliche Aufgaben einsehen oder die Socialfeatures nutzen. Dabei könnt ihr euch frei in dem kleinen Bereich wie schon aus Destiny bekannt frei herumbewegen.

Was früher die Soldatenklassen oder Rigs darstellten gibt es heute in der Form von Divisionen. Ihr wählt für euren Charakter zu Beginn eine Division aus und erhält so dadurch spezielle Perks mit jedem Fortschritt. Bei der Infanteriedivision bekommt ihr z.b ein Bajonett für eure Gewehre, bei der Luftlandedivision einen Schalldämpfer für eure Maschinenpistolen. Prinzipiell könnt ihr jede Waffe in jeder Division nutzen jedoch solltet ihr euch die Division entsprechend eures Spielstils auswählen (Neueinsteigern sei hier zur Infanteriedivision geraten, das dieser einen guten Allrounder darstellt)

Über Befehle, welche ihr im Hub über den NPC Major Howard bezieht könnt ihr ebenfalls neue Skins für eure Waffen und eure Charaktere.

Mit jedem Level, dass ihr aufsteigt landet bekommt ihr Lootboxen dazu. Die Inhalte beschränkten sich bei uns bislang auf kosmetische Items, EP Booster und Standardzusätze für unsere Waffen, aber man wird wohl erst auf lange Sicht sehen wohin das führen wird, denn die Lootboxen gibt es nicht nur gegen Levelups und Ingamewährung zu beziehen sondern können die Boxen auch gegen Echtgeld gekauft werden.

An den Spielmodi Team Deathmatch, Herrschaft und Klassikern wie Capture the Flag hat sich nicht viel geändert, jedocht gibt es mit dem neuen Modus „Krieg“ eine weitere große Neuerung mit diesjährigen Multiplayer von Call of Duty. In einem 3-Phasen langen Kampf muss der Angreifer ein bestimmtes Ziel erfüllen. Beispiel: der Angreifer muss mehrere Panzer zu einem gewissen Punkt auf der Map eskortieren. Die Panzer bewegen sich nur fort, wenn ein Spieler in der Nähe vorhanden ist und der Panzer genug Treibstoff hat. Treibstoff finden die Angreifer im Form von Tanks im gegnerischen Lager. Hier gehen also die einzelnen Elemente Hand in Hand über, allerdings werden Einzelgänger hier keine Freude haben: Taktisches und teambasiertes Vorgehen ist in diesem Spielmodus oberste Priorität.

Leider behindert sich der an sich sehr gute Multiplayermodus durch seine derzeit noch starken technischen Probleme selbst: Abstürze, Lags, endlose Spielersuchen, Rauswürfe aus den Sessions und kein Übergang zu gewissen Loadoutscreens sind ein paar der Bugs die uns seit Donnerstag Nacht so aufgefallen sind. Insgesamt konnten wir seit Freitag auf der PS4 Pro knappe 5 Stunden spielen, da wir meistens nicht aufgrund der Serverüberlastung und einem teils kaputten Matchmaking an keinen Partien teilnehmen konnten.

Natürlich darf auch dieses Jahr der Zombiemodus nicht fehlen. Kurz erklärt handelt es sich hierbei um einen Hordemodus mit einer eigenen Kampagne für bis zu vier Spielern, bei der ihr Wellen von Zombies niederballert und gleichzeitig kleine Rätsel lösen müsst. Passend zur Thematik bekämpfen wir in feinster Trashmanier Nazizombies. Auch hier bleibt wie bei der Singleplayerkampagne alles beim alten. Der Zombiemodus war immer schon eine feine Sache mit viel Unterhaltungswert und stellt eine willkommene Alternative für alle Spieler dar, die keine Fans der kompetitiven Multiplayerkomponente von Call of Duty sind.

Die Technik – Es wird Zeit für was neues.

Grafisch baut WW2 immer noch auf sehr stark modifizierten Version der Id Tech Engine 3, welche schon im ersten Call of Duty von 2003 verwendet wurde, auf. Zwar können vor allem das Motion Capturing und die Zwischensequenzen sich wirklich sehen lassen allerdings merkt man dem rundherum schon langsam das alter an. Der Vorteil dieser Engine liegt bei ihren butterweichen und konstanten 60Fps, aber es wird nach 14 Jahren und endlosen Optimieriungen definitiv Zeit für eine komplett von grund auf neu geschaffene Engine.

Auch in Sachen Sound bekleckert sich Sledgehammer Games nicht gerade mit Ruhm: Die Sounds der Waffen (inkl. dem authentischen Klirrgeräuschd er M1 Garand Rifle, wenn man die letzte Patrone des Magazins verschießt) klingen allesamt gut und der Bombast macht sich in der Soundkulisse zu jeder Zeit bemerkbar, aber teilweise übersteuern die Dialoge enorm und trüben so das Gesamtbild. Wirklich gut gefallen hat uns der Soundtrack, der dieses Mal wieder Stücke dabei hat die einem im Ohr bleiben.

Das Gunplay hat sich gefühlstechnisch aufgrund des Boots on the Ground Prinzip verbessert: hatte man bei Infinite Warfare über weite Strecken das Gefühl keine Kontrolle über die Waffen zu haben bekommt man hier wieder die gewohnte gute und in Infinite Warfare schmerzlich vermisste Steuerung von Call of Duty zurück.

Die bereits erwähnten technischen Probleme in der Singleplayerkampagne, die Serverdowns, das Matchmaking und die Audioprobleme hindern Call of Duty WW2 im Moment noch an einer höheren Wertung, aber diese werden vermutlich mit Updates bereinigt. Warum die Server immer wieder mit Problemen kämpfen zu haben ist uns vom derzeitigen Stand leider nicht bekannt, aber durchaus eine Kritik wert, da Call of Duty mitunter zu den größten Franchises gehört und ein Ansturm eigentlich zu erwarten gewesen wäre.

Fazit

Call of Duty WW2 ist eine unkomplizierte und umfangreiche Rückbesinnung zu den Wurzeln der Serie, die sich durch ihre momentan noch herrschenden technischen Probleme und eine unspektakuläre Singleplayerkampagne das Leben selbst etwas schwer macht, aber vom Umfang und der Langzeitmotivation den besten Teil der Serie seit Black Ops2 darstellt.

Positiv

+ Sinnvolle und gute Features im Multiplayer

+ Gunplay im klassischen Stil von Call of Duty 2

+ Gelungenes Motion Capturing in der Kampagne

Negativ

– Unspektakulärer Singleplayer, der sich zu wenig traut

– Technische Probleme im Singleplayer und mit dem Sound

– Server- und Matchmakingprobleme

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.