Auch dieses Jahr bekommen Fans der Call of Duty-Reihe einen neuen Ableger serviert. Was das Gesamtpaket aus Kampagne, Multiplayer und Zombies dieses Mal zu bieten hat, und ob sich ein Kauf lohnt, könnt ihr wie immer bei uns im Test herausfinden.
„Jetzt richtiges WW2-Feeling kaufen, für nur 9,99€ extra!“
Nachdem man letztes Jahr mit Cold War doch wieder eine solide Kampagne abgeliefert hat, waren die Erwartungen an Vanguard eigentlich ähnlich hoch. Mit der weltweit operierenden bunt durchgemischten „Einsatzgruppe 1“ erkundet man in Vanguard eigentlich auch oftmals recht selten behandelte Szenarien, die kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs angesiedelt sind. Im Mittelpunkt steht natürlich als Antagonist wieder einmal ein Nazioffizier mit dem eingängigen Namen Hermann Wenzel Freisinger. Der Kontrast durch die verschiedenen gesprochenen Sprachen im Spiel, falls man das englische Original spielt ist, wieder sehr gelungen, wenn auch die deutschen Zwischenmeldungen oftmals ein wenig satirisch angehaucht wirken. Passend dazu hat sich leider so gut wie nichts im Aufbau der einzelnen Level und vor allem der Gegner-KI getan. Die größte Bedrohung in der gesamten Kampagne bleiben Wachhunde und ein laufendes Einfrieren des Bildschirms (kommt auch viel zu oft in den diversen Multiplayer-Modi vor). Das Einzige, womit die Kampagne dieses Jahr glänzen kann, sind die abwechselnden Szenarien. Von wilden Verfolgungsjagden in Berliner U-Bahn-Tunneln bis hin zu spektakulären Luftkämpfen ist eigentlich alles mit dabei. Man versucht auch in der kurzen Spielzeit von 3-5 Stunden eine Bindung zu den einzelnen Mitgliedern der Truppe aufzubauen, schafft das aber eigentlich nur für Scharfschützin Polina Petrova, da man ihre Familie und Kameraden wirklich gut kennenlernt. Alle anderen Level erinnern zu stark an die übliche Formel, die man bereits all die Jahre davor gewohnt war. Entweder ihr stellt euch unendlichen Gegnermassen, die erst von euren Kameraden attackiert werden, sobald ihr weit genug vorgerückt seid, oder ihr müsst spontan auf Gegner reagieren, die euch mit einem Treffer schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad eliminieren.
Bis auf die ungewöhnlich häufigen technischen Probleme innerhalb der Kampagne und den üblichen Mankos der Reihe, finden sich aber dennoch ein paar interessante Momente innerhalb der einzelnen Missionen. Wer danach noch einen Blick auf den Multiplayer wirft, bekommt zumindest im Operator-Menü pro Einheit der Truppe noch eine kurze Zwischensequenz serviert, wo die einzelnen Charaktere nochmals ein wenig durchleuchtet werden. Man wird nur bereits vor dem Start des Spiels auf virtuelle Währungen im PS5-Menü hingewiesen und sobald man den Multiplayer öffnet, erreicht man den Gipfel der In-Game-Werbungen. Der kostenpflichtige Battle Pass wird sogar Besitzern der Ultimate Edition am stärksten vorgeschlagen und ein kurzer Sprung auf den Store-Button offenbart gleich zum Launch diverse Skin-Pakete um jeweils 9,99€. Zusätzlich kann man bei seinen Käufen noch einen Creator-Code ergänzen um einen Content-Creator seiner Wahl mit seinem Einkauf auch noch ein wenig zu finanzieren. Für die Serie nicht unbedingt etwas Neues, aber so präsent war diese Käufe innerhalb des Spiels selten in einem Call of Duty-Ableger.
Das pure Multiplayer-Chaos und generische Zombies
Die meisten werden wohl nach dem Abschluss der Kampagne in einen der Multiplayer-Modi von Call of Duty Vanguard wechseln. Hier kommen die „großen“ spielerischen Neuerungen, wie zerstörbare Wände und montierbare Waffen erst richtig zur Geltung. Etwas über den Haufen geworfen, werden solche Neuerungen mit den angepassten Spiel-Modi. „Patrol“, „Hardpoint“ und so ziemlich alle in der Blitz-Variante, enden in diesem Ableger in einem ziemlich Chaos. Durch die kleinen Maps und die hohe Anzahl an Spielern in der neuen Blitz-Variante stellt Vanguard in Sachen Chaos und Schnelligkeit alle bisherigen Call of Duty-Ableger in den Schatten. Mit ein wenig Kenntnis über die einzelnen Karten ist es zwar weiterhin machbar, ein wenig am Leben zu bleiben, aber ein wirklich flüssiger Ablauf kommt selten zustande. Ihr könnt zwar diese Modi und Varianten in euren Präferenzen ausschalten, aber dann bleibt eigentlich nur noch ein kleiner Teil an Umfang übrig, den man eigentlich zu Genüge beziehungsweise teilweise sogar umfangreicher in anderen Call of Duty-Teilen zur Verfügung hat. Auch die einzelnen Operator bieten da nicht wirklich eine Abhilfe, sondern dienen nur dazu, um euch neue Aufgaben und XP-Boni zu liefern. Euer personalisiertes Setup baut ihr euch weiterhin im „Waffen“-Bereich. Hier ist eigentlich nur der Gunsmith wirklich erwähnenswert, da ihr jetzt wieder komplette Freiheit über die Anpassung eurer Waffen habt. Zusammen mit dem üppigen Waffenarsenal, welches euch das Spiel zur Verfügung stellt, gibt es dieses Jahr wieder einige interessante Möglichkeiten, eurer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Wo Vanguard weniger überzeugt ist im beliebten Zombie-Modus. Im Normalfall rettet ein solider Zombie-Modus die jährlichen Call of Duty-Ableger immer ein wenig, wenn die Kampagne generisch ausgefallen ist oder der Multiplayer nicht überzeugen kann. In Vanguard enttäuscht leider „Zombies“ bisher auch zu sehr. Die Zwischensequenz am Anfang verspricht sehr viel, durch okkulte Gegenstände und das übliche Involvieren der Nazis. Ihr startet in einem Hub-Areal, wo in jeder Phase ein paar Zombies gemütlich an ihren fixen Plätzen regungslos auf euch warten und ihr könnt euch bei jeder Phase entscheiden, ob ihr lieber Wellen von Gegner besiegen wollt, oder Ressourcen sammelt, um einen Obelisken zu befüllen. Das war es dann auch schon mit der Abwechslung! Alle Gegner, die ihr bis dahin gesehen habt, kommen in sehr ähnlichen Abläufen auf euch Welle für Welle zu. Upgrades für eure Waffen, Rüstungen und diverse Buffs sind zwar sehr fair verteilt und lassen euch ein wenig Freiheit, aber der Ablauf über die Portale und die fehlende Vielfalt in den einzelnen Wellen, machen Vanguards Zombie Modus zu einem der bisher langweiligsten Modi der Reihe. Hier wurde einiges an Potenzial verschenkt, weil die Geschichte zu Beginn immens viel verspricht.
Technisch liefert Call of Duty Vanguard an sich eine solide Performance auf der PS5 ab. Das ständige Einfrieren innerhalb der Kampagne und vor allem im Multiplayer darf dennoch bei so einem Titel nicht passieren. Im Multiplayer häufen sich dann Fehler, wie das Verschwinden von Charakteren in den Startsequenzen oder im „MVP-Bildschirm“. Ansonsten sind uns keine aktiven Performance-Einbrüche untergekommen. Es bleibt abzuwarten, ob diese kurzen Freezes noch per Patch von den Entwicklern behoben werden können. Wir hatten bisher nur die Möglichkeit die PS5-Version von Vanguard zu testen, also können wir nicht abschätzen, ob das Problem auch am PC oder anderen Konsolen auftritt.
Fazit
Die Erfahrungen mit Call of Duty Vanguard kann man eigentlich mit einem Wort zusammenfassen: durchwachsen. Wenige Kampagnen-Highlights werden durch ein regelmäßiges Einfrieren des Bildschirms, einen chaotischen Multiplayer und einen langweiligen Zombie-Modus überschattet.
Positiv
+ Die Handlung rund um Polina Petrova und vereinzelte Highlights retten die etwas durchschnittliche Kampagne
+ Gunsmith bringt wieder viele Möglichkeiten in Sachen Customization
+ Trotz des puren Chaos macht die neue Blitz-Variante doch überraschend viel Spaß
Negativ
– Regelmäßiges Einfrieren des Bildschirms in der Kampagne und Multiplayer trübt das Spielerlebnis stark
– Kampagne bekommt in fast allen Bereichen zu wenig Zeit, um sich wirklich zu entfalten
– Einer der langweiligsten Zombie-Modi der letzten Jahre
– Mikrotranskationen so präsent wie noch nie in einem Call of Duty-Ableger