Call of Duty Modern Warfare Review – Schall und Rauch

Entwickler Infinity Ward darf sich nach Call of Duty: Modern Warfare 2, 3 Ghosts und Infinite Warfare wieder einmal an einem neuen Call of Duty versuchen. Was die Kampagne außer große Schock-Momente zu bieten hat und was euch alles im Multiplayer erwartet findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Gameplay Neuerungen müssen fragwürdiger Thematik weichen

Trotz den unzähligen Multiplayer Modis, Split Screen und weiteren Neuerungen in Modern Warfare, bleibt die Kampagne ein wichtiger Bestandteil der Serie und für viele das Hauptaugenmerk. Infinity Ward hat sich wohl zum Ziel gesetzt ihre kontroverse Mission von 2009 mit dem Titel „No Russian“ zu übertreffen. In einer actiongeladenen Hetzjagd von einem Chaos ins nächste, begleitet ihr den aus den Vorgänger bereits bekannten Captain Price auf waghalsigen Missionen. Interessante Hintergrundinformationen zur Serie werden in 4-5 Stunden bunt durchgemischt mit fiktiven Anschlagsserien oder auch dem durchsuchen von Gebäudekomplexen nach Terroristen. Modern Warfare greift hier sehr aktuelle Themen auf, versteift sich aber etwas zu sehr darauf den Spieler zu schockieren und vergisst dabei vollkommen darauf irgendwelche spielerischen Neuerungen in die Kampagne zu integrieren.

Kinderzimmer Call of Duty Modern Warfare
An grotesken Kriegsszenarien fehlt es in der Kampagne zwar nicht, aber wenig davon bleibt nach dem durchspielen der Geschichte in Erinnerung.

Keinerlei Überarbeitung der furchtbaren KI oder Spawnpunkte von Gegnern und auch sonst merkt man wieder einmal kaum in irgendeinen Bereich große spielerische Sprünge. Einzig die Zwischensequenzen haben ein leichtes grafisches Update erhalten, was wieder in den Gameplay-Abschnitten komplett untergeht. Vereinzelte Szenen sind wirklich verstörend und durch den realistischen Einsatz der Nachtsichtgeräte immersiv ausgefallen, nur sind diese Momente recht schnell wieder vergessen. Im Gegensatz zu beispielsweise Spec Ops: The Line von 2012, macht hier Infinity Ward wenig Ansätze die Ereignisse innerhalb der Kampagne auch nur irgendwie mit spielerischen Konsequenzen zu verknüpfen. Der Ansatz dafür wäre definitiv vorhanden gewesen, aber der Fokus scheint hier einzig darauf gelegen zu sein möglichst schnell zur nächsten Action-Sequenz weiter zu springen als dem Spieler in Erinnerung zu rufen was eigentlich um ihn herum gerade passiert ist. Damit liefert die Kampagne leider recht wenig außer ein paar kurze Momente für Fans der Modern Warfare Reihe und eine kurze Einführung in die Vorgeschichte zu Call of Duty: Modern Warfare (2007).

Call of Duty Modern Warfare Review Screenshot PS4 Pro
Sniper Einsätze oder auch Stealth Missionen werden gerne mit großen Explosionen und den üblich gescripteten unendlichen Gegnermassen eingeleitet.

Wer nur die Kampagne spielen möchte kommt mit rund 60GB an Downloads auf den meisten Plattformen noch relativ gut davon. Für alle Inhalte benötigt ihr je nach Plattform gute 120GB an freien Speicher. Crossplay, Co-Op Features für alle Modi und der Spec Ops Modus sind natürlich einiges an Umfang, trotzdem bleibt diese Menge an Speicher wohl für viele Gamer da draußen eine Hürde. Mit 23 Multiplayer Karten und jeder Menge verschiedenster Modi bleibt das Herzstück von Modern Warfare der Multiplayer. Wir haben uns hier bereits durch alle verfügbaren Modi gespielt, was teilweise relativ leicht gemacht wurde durch Quick Play. Hier werdet ihr laufend in neue Modi und Maps geworfen und könnt euch nach Belieben austoben. Ground War ist hier wohl die größte Neuerung für die Serie. Nachdem Battlefield V seine Fanbase wenig überzeugen konnte, ist der Zeitpunkt für Call of Duty einen Angriff auf die Konkurrenz zu starten ideal. Aktuell ist der Modus zwar noch sehr chaotisch und wird von Snipern und Fahrzeugen dominiert, aber Battlefield Spieler werden sich hier wohl schnell zurecht finden und passende Lösungen für die dadurch entstehenden Herausforderungen finden. Das Matchmaking funktioniert überraschend gut, trotz der Masse an neuen Spielern durch die Crossplay Funktion. PS4, Xbox One und PC Spieler werden durch eigene Buttons bereits in der Übersicht vor dem Match deutlich angezeigt.

Call of Duty Modern Warfare Multiplayer Screenshot
Auch Hardcore Spieler kommen mit den neuen Mini-Map Anpassungen und dem Nachtsichtgerät voll auf ihre Kosten.

Mit der Vielfalt an Modi und spielerischen Möglichkeiten kommt es hin und wieder auch zu kleineren Unstimmigkeiten in der Map-Wahl oder Performance der Server. Im Quick Play Modus wurden wir hin und wieder in Matches geworfen wo sich 4-5 Spieler auf einer Karte für 10-20 Spieler aufgehalten haben, was den Match Verlauf deutlich entschleunigt hat. Generell wirken viele Karten noch ein Stück zu groß, weil trotz der erhöhten Spieler Anzahl die Laufwege immens lang für die Serie ausgefallen sind. Battlefield Spieler werden hier keinerlei Probleme haben, aber Call of Duty Veteranen werden sich hier wohl deutlich umstellen müssen. Gerade Snipergewehre und LMGs bekommen dadurch wieder deutlich mehr an Bedeutung. Call of Duty: Modern Warfare bietet auch schon wie seine Vorgänger keine Dedicated Server, was das hosten der Matches von der Verbindung der einzelnen Spieler abhängig macht. Falls ihr also auf Gegner mit einer etwas schlechteren Internetleitung trefft, kann oftmals die Suche nach einem neuen Host fehlschlagen, was das gesamte Spielergebnis nichtig macht.

Host Migration Call of Duty Modern Warfare
Der Netcode und das auslagern von einem Großteil der Netzwerk Probleme auf die User bleiben die größten Mankos im Multiplayer Bereich von Call of Duty.

Nicht nur die unzähligen Modi und die Erweiterung der Kampagne durch den Spec Ops Modus überzeugen, sondern auch das gesamte Gameplay im Multiplayer. Uns sind keinerlei Mikrotranskationen untergekommen und das aufleveln geht schnell und macht endlich mal wieder Spaß. Es gibt unzählige Waffenaufsätze, Killstreaks, Emblems und vieles mehr zum freischalten und die „Copy Loadout“ Funktion bietet auch Neueinsteigern die Möglichkeit sich gegen Gegner zu beweisen, die ein deutliches höheres Level haben bzw. mehr Spielzeit als man selbst. Anfangs habt ihr noch eine sehr überschaubare Anzahl an wählbaren Waffen, aber sobald euch ein Gegner erledigt hat, seht ihr in der Killcam sein Loadout was ihr mit einem Button direkt für den nächsten Spawn übernehmen könnt. Leider verliert man diese Einstellung wieder nach dem nächsten Spawn, aber immerhin kann man sich dadurch einen besseren Überblick verschaffen welche Setups bei guten Spielern beliebt sind bzw. auch sehr viel experimentieren. Durch diese kleinen Neuerungen und der immensen spielerischen Vielfalt im Multiplayer, präsentiert sich Modern Warfare mit der besten Multiplayer Erfahrung der Reihe in Jahren.

Call of Duty Modern Warfare Co-Op
Alle Modi in Call of Duty: Modern Warfare lassen sich auch im Split Screen Co-Op spielen.

Fazit

Die Kampagne von Call of Duty: Modern Warfare verläuft sich zwar komplett in Schock-Momente ohne Substanz, dafür überzeugt der Multiplayer-Bereich so sehr wie schon seit Jahren nicht mehr. Wer sich nach einer kurzen belanglosen Kampagne in ein paar Multiplayer Runden mit Freunden stürzen will, kann hier ohne Bedenken zugreifen.

Positiv

+ Der umfangreichste Multiplayer seit Jahren

+ Alle Modi auch im Split Screen spielbar

+ Gameplay und spielerische Vielfalt überzeugen im Multiplayer

Negativ

– Fehlende Neuerungen und alte Leiden innerhalb der Kampagne mindern das Singleplayer Erlebnis

– Balancing der neuen Karten und Modi noch nicht ganz ausgereift

– Kontroverse Themen reichen nicht wirklich aus um die Kampagne interessant zu machen

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer