Bloodstained: Ritual of the Night Review – Alle Versprechen eingehalten

Als Bloodstained: Ritual of the Night im Mai 2015 als Projekt auf Kickstarter das erste Mal der Welt präsentiert wurde, war der Grund für eine Unterstützung für viele Backer klar: Immerhin handelt es sich um das erste eigene Projekt von Castlevania Legende Koji Igarashi nach seinem Ausstieg bei Konami im Jahr 2014, dass ein spiritueller Nachfolger zum legendären Symphony of the Night werden und dabei ganz klar alle Stärken eines erstklassigen Metroidvania Titels mit sich bringen sollte. Doch die Zeit blieb nicht stehen, andere Projekte mit einer ähnlich hohen Prämisse und bekannten Namen wie Mighty No.9 sind gnadenlos an ihren eigenen Ambitionen gescheitert und auch die erste Resonanz auf das Gameplay von Ritual of the Night fiel eher durchwachsen aus. Doch der Titel entwickelte sich weiter und wurde nun am 18. Juni für PS4, Xbox One und PC sowie am 25.Juni für die Nintendo Switch veröffentlicht. Lest nach, warum Bloodstained: Ritual of the Night seine Versprechen hält und der beste Castlevania Titel seit langem ist, allerdings dabei mitunter auch kaum neues bietet.

Klassisches Storytelling ohne Höhepunkte

Auch wenn mit Bloodstained: Curse of the Moon letztes Jahr ein 8-Bit Prequel erschienen ist, wird die Geschichte von neuem erzählt: In der Welt von Ritual of the Night legt die Menschheit ihren Fokus vermehrt auf die Technik und Wissenschaft und schwört der Religion sowie Alchemie langsam ab. Nicht erfreut über diese Entwicklung, beschließt die Gilde der Alchemisten einen drastischen Schritt: Mittels des dunklen Rituals der Nacht sollen Menschen über sogenannte Seelenscherben, welche in ihren Burstkorb gerammt werden, als Medium zur Unterwelt dienen, um so ein Tor zur dunklen Seite öffnen zu können, damit sich die Menschheit der Existenz dieser Bedrohung und der Wichtigkeit von Religion und Alchemie bewusst wird. Natürlich kann das nur schiefgehen und die Menschheit muss kurzerhand eine Invasion der Dämonen zurückschlagen, was in letzter Sekunde durch die Versiegelung des Tores gelingt.

Jedoch überlebten mit Miriam, welche vor dem Ritual in einen Tiefschlaf fiel und Gebel, welcher die Prozedur schwerverletzt überlebte, zwei der sogenannten Scherbenbinder, was Jahre später zur Folge hat, dass Gebel von schweren Rachgelüsten heimgesucht wird, schlussendlich das Tor wieder selbst öffnet und sich mit einem riesigem Schloss samt Dämonenarmee in unserer Welt breitmacht, um diese zu übernehmen und neu zu gestalten. Just in diesem Moment erwacht Miriam aus ihrem Tiefschlaf, so dass die Kirche den Alchemisten Johannes und Miriam nun entsendet, um Gebel zu besiegen und die Dämonenplage ein für alle Mal zu beseitigen. Die Story wird in vollvertonten Dialogen erzählt, liefert rund 10 bis 15 Stunden Unterhaltung und orientiert sich hierbei in seiner Erzählweise sehr klassisch an Symphony of the Night, geht abseits von Charaktereinführungen keine neuen Wege und liefert dabei aber auch keine wirklichen Highlights ab. Zwar sind Synchronsprecher wie David Hayter ein netter Bonus, insgesamt lag die Stärke von Ritual of the Night aber schon seit dem Beginn auf Kickstarter nicht bei der Story, sondern dem Gameplay.

Spielerisch sehr gut, wenn auch ohne roten Faden

Bloodstained hat mit Castlevania Symphony of the Night, welches ebenfalls von Koji Igarashi entwickelt wurde, eine ganz klare Vorlage, an die sich Artplay und 505 Games akribisch gehalten haben: Ihr folgt also auch hier dem non-linearen Aufbau eines Metroidvania Titels (welches ja durch Symphony of the Night eigentlich entstanden ist) und entdeckt im Spielverlauf neue Fertigkeiten, die euch wiederum den Fortschritt im Hauptspiel selbst ermöglichen und geheime Routen freilegen. Damit hierbei keine Langeweile aufkommt, kann Heldin Miriam ähnlich einem RPG Light mit verschiedensten Waffen mit unterschiedlichen Effekten, neuen Ausrüstungsgegenständen mit entsprechenden Statuswerten und bestimmten Seelenscherben, welche ihr zufallsgeneriert durch das Töten von Gegnern erhält, ausgestattet werden. Das besondere an den Scherben sind die vier unterschiedlichen Kategorien und die zahlreichen Möglichkeiten, welche euch zur Auswahl stehen: So könnt ihr für den Angriff zum Beispiel eine Riesenratte oder Fledermäuse auf euren Gegner werfen oder habt als Buff zusätzliche Angriffskraft mit einem Schwert oder Flegel. Die Möglichkeiten sind hier vielseitig, gut umgesetzt und verschaffen Rituals of the Night dadurch eine gewisse Komplexität, die sich angenehm anfühlt.

Weniger angenehm und unnötig komplex hingegen fühlt sich das Ausbleiben einer klaren roten Linie zu Beginn des Spiels an: So richtig weiß man nicht, wo man hin muss, wodurch man sehr schnell beim ersten richtigen Boss des Spiels, Zangetsu, landen kann und ein böses Erwachen erlebt, da die Bosskämpfe im Spiel alles andere als leicht ausgefallen sind. Zwar wird dadurch der Entdeckerdrang gefördert, allerdings werden Anfänger ohne entsprechende Vorbereitung und behutsame Erkundung des Schlosses wohl etwas frustriert sein. Überwindet man diese Einsteigerhürde jedoch, macht sich ein angenehmes Gefühl breit und man läuft einfach gerne durch die verwinkelten Bereiche der Spielwelt auf der Suche nach neuen Items und zusätzlichem Gold. Wer sich auf die Pfade abseits der Story begibt, wird mit Rituals of the Night mindestens 25 bis 30 Stunden seinen Spaß haben.  

Hübsches Artwork, aber technisch unsauber

Die Technik von Bloodstained: Ritual of the Night hinterlässt gemischte Gefühle: Das Artwork ist richtig hübsch, orientiert sich klar an Castlevania und liefert dabei aber eigene Ansätze, die Unreal Engine 4 bringt hübsche Charaktermodelle hervor und auch die Performance lief auf unserer PS4 Pro über weite Teile auf 60FPS mit leichten Ausreißern nach unten. Dennoch hat das Spiel mit einer teils unsauberen Umsetzung zu kämpfen: Die Ladezeiten fallen unangenehm lang aus, die Spielwelt selbst ist nicht wirklich detailliert und beim Aufruf des Inventars kam es teilweise zu üblen Hängern von rund 30 Sekunden, was den Spielfluss merklich störte. Zusätzlich ist Bloodstained trotz der aktuellsten Updates zweimal abgestürzt, was uns in Sachen Fortschritt zurückgeworfen hat. Ein permanentes Speichern in den Saverooms aufgrund der fehlenden Speicherfunktion wäre an dieser Stelle ratsam.

Auch beim Sound machen sich gemischte Gefühle breit: Zwar ist der Soundtrack hervorragend und mit Sprechern und die Auswahl der Synchronsprecher gut bis hervorragend, allerdings wirkt der gesamte Audiomix verwaschen, so dass die Stimmen der Sprecher viel zu leise und die Soundeffekte viel zu laut sind und nicht wirklich harmonieren. Bei der Steuerung hingegen hat man ein erstklassiges Ergebnis abgeliefert: Alle Eingaben gehen schnell und problemlos von der Hand, wodurch nach kurzer Zeit ein angenehmer Spielfluss einkehrt. Da es auf jeder Plattform mit Bloodstained Probleme gibt und insbesondere die Version für Nintendo Switch wegen ihrer detailarmen Optik heftiger Kritik ausgesetzt ist, haben Artplay und 505 Games aber bereits Patches für die nächste Zeit angekündigt.

Fazit

Bloodstained: Ritual of the Night ist ein gelungenes Kickstarterprojekt, dass alle seine Versprechen in Sachen Gameplay einhält, dabei aber kaum neue Pfade einschlägt und einige technische Probleme mit sich bringt, dennoch aber dank seines guten Spielflusses Spaß macht. Fans von Metroidvania und insbesondere Castlevania sollten den Titel auf jeden Fall auf ihre Liste setzen.

Positiv

+ gutes Leveldesign

+ hervorragende Spielbarkeit im Stil von Symphony of the
Night

+ gute Synchronsprecher

+ hat als Kickstarterprojekt seine Versprechen eingehalten…

Negativ

– … und geht dabei kaum neue Wege

– klare Linie für Hauptstory fehlt

– technisch unsauber

– lange Ladezeiten

– Audiomix verwaschen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.