Bitte, bitte, so erbarme sich doch jemand und kaufe bitte Electronic Arts

Wer es bis jetzt noch nicht mitbekommen hat: Übernahmen sind in der Videospielbranche gerade der Toptend. Nachdem der Grand Theft Auto-Publisher Take-Two angekündigt hatte, Zynga für 12,7 Milliarden US-Dollar zu kaufen, und Microsoft nun plant, sich Activision Blizzard für 69 Milliarden Dollar einzuverleiben zog auch Sony nach und vereinbarte einen Deal zum Kauf von Bungie, dem Studio hinter Destiny 2, für 3,6 Milliarden US-Dollar. Ein Preis, den einige Analysten übrigens als massiv überhöht und möglicherweise als Zeichen eines neuen wahnsinnigen Ansturms auf die Konsolidierung unter den größten Kräften der Spielebranche betrachten.

Ein Schnäppchen für 69 Milliarden… es könnte an den zahlreichen Klagen wegen sexueller Belästigung innerhalb von Acti Blizz liegen.

Nun möchte auch Electronic Arts gekauft werden, oder zumindest mit einem anderen Unternehmen zu einem größeren verschmelzen. Die ursprünglichen Pläne, sich selbst Spielestudios einzuverleiben (EA hat alleine letztes Jahr 5 Milliarden in diese Richtung ausgegeben) scheint CEO Andrew Wilson damit also verworfen zu haben. Doch wie attraktiv ist EA für Außenstehende? Wenn wir uns in Erinnerung rufen, hat EA 2012 und 2013 den Preis für „Schlechteste Firma in Amerika“ abgeräumt – ein Negativrekord, den man nicht gerne auf dem Lebenslauf unterstreicht. EA wird sich zudem von der begehrten FIFA-Lizenz trennen müssen, da der Fußball-Verband dem Vernehmen nach massiv höhere Lizenzgebühren im Zuge der Vertragsverhandlungen aufgerufen hat. EA wollte diese nicht zahlen und wird daher mit einer eigenen Sportsimulation namens EA Sports FC nächstes Jahr ins Rennen gehen – als direkter Konkurrent von FIFA. Und da wir gerade bei profitablen IPs sind: Auch der Exklusiv-Deal mit Disney, wonach EA als einziger Star-Wars-Lizenzspiele produzieren darf, neigt sich dem Ende zu und wird 2023 nicht erneuert werden. Electronic Arts konnte in dieser Zeit vier Titel auf den Markt bringen, wobei Jedi: Fallen Order sicherlich am besten bewertet wurde, während Star Wars Battlefront II aufgrund der schamlosen Mikrotransaktionen von Fans und Kritikern geschmäht wurde. Unterm Strich eine magere Ausbeute für eine der populärsten Franchises überhaupt.

Alle, die Lootboxen nicht für Betrug halten, gehören wohl zum Führungsstab von EA.

Auch wenn EA in nächster Zeit einiges an Umsatz einbüßen wird, bedeutet dies dennoch auf keinen Fall, dass sich kein Käufer für das Unternehmen finden wird. In den letzten Jahren, als Medienunternehmen ein größeres Interesse an der schnell wachsenden Spieleindustrie zeigten, haben Wilson und Electronic Arts Gespräche mit einer Reihe verschiedener potenzieller Interessenten geführt, darunter Disney, Apple, Amzon und NBCUniversal, mit denen die Verhandlungen am weitesten geführt wurden, bevor es schließlich an den Preisvorstellungen scheiterte. Mehrere Quellen, die mit diesen Gesprächen vertraut sind, sagen, dass EA hartnäckig einen Verkauf anstrebt und im Zuge des Microsoft-Activision-Deals nur noch mehr dazu ermutigt wurde. Andere meinen, dass EA in erster Linie an einer Fusion interessiert ist, die es Wilson ermöglichen würde, Geschäftsführer des kombinierten Unternehmens zu bleiben.

Wilson hat sein Ziel vor Augen: noch viel mehr Zaster

Im Klartext möchte Andrew Wilson eine hohe Milliardensumme erhalten, aber trotzdem das unabhängige Oberhaupt seines Studios bleiben. Wann ihm das gelingen wird, ist noch nicht klar, aber er scheint das Geld wirklich gerne haben zu wollen. Gefeiert wird dann höchstwahrscheinlich wie letztes Jahr, indem wieder 200 Angestellte gekündigt werden, obwohl 2021 ein erfolgreiches Jahr für das Unternehmen war. Spannend bleibt, ob der Kurs aus Übernahmen und Fusionen noch lange gehalten wird, bis Sony, Microsoft, Tencent und die Embracer Group alle anderen Spielestudios aufgekauft haben (mit Nintendo als einziger Ausnahme).

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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