Bayonetta 3 Nintendo Switch Review – Platinum Games auf Umwegen

Am 28. Oktober geht Bayonetta in die dritte Runde auf der Nintendo Switch. Was die Umbra-Hexe so in ihrem neuesten Abenteuer erwartet und warum sich leider auch der aktuelle Negativtrend von dem eigentlich soliden Studio Platinum Games auch in Bayonetta 3 abzeichnet, könnt ihr wie immer bei uns im Test nachlesen.

NieR: Automata und Astral Chain lassen grüßen

Bayonetta 3 kämpft mit den üblichen Problemen die mit dem dritten Teil von erfolgreichen Spieleserien immer wieder auftreten. Wie erweitert man das Gameplay ohne den Kern zu sehr aus dem Auge zu verlieren? Wie schafft man es, Veteranen und Quereinsteiger zugleich mit der Geschichte abzuholen und zu überzeugen? Platinum Games hatte es eigentlich geschafft, bisher konstant eine gewisse Qualität in ihren Projekten abzuliefern, wobei man sich mit Ausreißern wie Babylon’s Fall dann doch den hart erarbeiteten guten Ruf ziemlich schnell ruiniert. Bayonetta 3 fühlt sich in den gerade erwähnten Punkten eher wie ein sehr durchgewürfeltes Erlebnis an. Einerseits greift das Studio hier auf erfolgreich etablierte Elemente aus ihren bisherigen Titeln wie NieR: Automata (Shoot ‚em up-Passagen) oder auch Astral Chain (Dämonenschergen/Dämonenmaskerade-Waffen statt Legions), überladet das Spiel dann aber auch viel zu sehr und setzt Elemente, die in den beiden Vorgängern wesentlich besser funktioniert haben (Kameraführung), furchtbar um. Die Geschichte selbst spricht nur Spieler an, die sich wirklich genau mit den beiden Vorgängern auseinander gesetzt haben und nutzt einfach ein Multiversum um alle Ereignisse im Spiel zu erklären und mehr Freiheiten zu haben. Als Gegenspieler müssen dieses Mal die Homunkuli, die von Menschen erschaffen wurden, herhalten, da man mit dem Himmel und der Hölle bereits alle anderen Alternativen ausgelotet hat.

Die einzelnen Kapitel und Nebenmissionen werden per Dartwurf angesteuert.

In guten 12-15 Stunden kämpft ihr euch klassisch mit Bayonetta und dem neuen spielbaren Charakter Viola durch unzählige Kapitel und könnt pro Kapitel mit dem Sammeln von ein paar ihrer tierischen Begleiter extra Missionen freischalten. Da sich in diesen Missionen meistens neue Move-Sets und Waffen verbergen, zahlt es sich so gut wie immer aus, alle Nebenaktivitäten innerhalb der einzelnen Missionen zu absolvieren. Bayonetta 3 ist an sich kein schlechtes Spiel, man hat sich nur dieses Mal für deutlich mehr Quantität als Qualität entschieden, was Fans des ersten Teils besonders ärgern wird. Trotz einer komplett neuen Bedrohung für die freche Protagonistin, werden unzählige Elemente wieder verwertet und Schauplätze unterscheiden sich kaum. Kaum ein Level bleibt wirklich in Erinnerung, und auch nicht wirklich einer der vorhandenen Gegner. Mit der Masse an verfügbaren Dämonenschergen und deren einzelnen Fähigkeiten, wird die meiste Zeit eigentlich nur der gesamte Bildschirm im Kampf überladen, was für ein Spiel, in dem es um präzise Ausweichmanöver geht, etwas kontraproduktiv ist. ‚Over the top‘ war die Serie immer schon, aber Dämonen über den gesamten Bildschirm steuern oder in unzähligen Zwischenabschnitten, nutzt sich schneller ab als gedacht.

Mit der neuen Währung lassen sich neben den klassischen Shop-Items und Deko-Elementen auch nette Accessoires kaufen.

Überladen und repetitiv

Durch den Einsatz von Parallelwelten als Ansatz für die Geschichte kommt es viel zu oft zu wiederholten Auftritten und Bayonetta in unzähligen Outfits. Natürlich ist das ein legitimes Mittel, um eine Geschichte aufzubauen, aber gerade bei der Wiederholung von Bosskämpfen und Arealen hat man es hier massiv übertrieben. Es ist noch nicht das Level erreicht wie in beispielsweise Devil May Cry 4, wo einfach alle Level nochmals mit Dante rückwärts durchlaufen werden müssen, aber Viola trägt nicht unbedingt viel zur Geschichte bei und bietet viel zu wenig Gameplay-Variation. Das Spiel lässt euch nämlich bei jedem Upgrade eurer Lebensenergie oder Magie entscheiden, ob ihr es für Bayonetta oder Viola investieren wollt. An sich wäre das ein interessanter Ansatz, wenn Viola nicht im letzten Abschnitt des Spiels spielerisch komplett irrelevant wird und nicht weitaus weniger Dämonenschergen als Bayonetta zur Verfügung hätte. Einen kleinen Lichtblick bieten hier die netten Stealth-Nebenmissionen, die ihr zwischendurch mit Jeanne durchspielt. Wirklich als klassische Nebenmission kann man diese aber dann auch nicht bezeichnen, da ihr sie zwingend fertig spielen müsst, um das nächste Kapitel freizuschalten. Bayonetta 3 ist leider in vielen Bereichen von merkwürdigen Designentscheidungen und repetitiven Abläufen überzogen. Ein Spiel, welches auch sehr viel von den musikalischen Aspekten lebt, mit nur jeweils einem Song pro Protagonistin auszustatten, unterstreicht nochmals die Bereiche des Titels, die sich zu schnell abnutzen. Immerhin könnt ihr Unmengen an Farbvariationen für Bayonettas Kostüm im Shop kaufen.

Die Nebenmissionen und Herausforderungen bringen zumindest ein wenig Abwechslung in den Spielverlauf

Wenn man sich an die neue Art zu Kämpfen, die durch den Einsatz der Dämonenschergen entsteht, gewöhnt hat, ist zumindest das Gameplay von Bayonetta 3 weiterhin sehr solide. Die gewohnten Abfolgen, können immer weiter durch neue Kombinationen mit bis zu drei Dämonenschergen in der Auswahl und zwei Waffensets erweitert werden, und es fehlt dem Titel definitiv nicht an Herausforderungen. Wer mit schlechteren Wertungen pro Level leben kann, wird dieses Mal von Items und Upgrades überhäuft. Gerade das Aufwerten der Lebensenergie ist in Teil 3 immens einfach geworden und erfordert teilweise nicht einmal das Meistern von Herausforderungen, da ihr auch die dafür benötigen Items in der Welt verteilt finden könnt oder beim Lösen von Rätseln. Auch wenn der Titel mit einigen monotonen Abläufen, etwas langweiligen Level und Gegnerdesigns zu kämpfen hat, bleibt das Gameplay weiterhin fordernd und spannend. Dank der Ergänzung der Dämonenschergen ins Spielgeschehen und eigenen Zwischenabschnitten fehlt es auch nie an den übertriebenen Momenten, die man in der Serie bisher kennen und lieben gelernt hat. Sammler von Collectibles werden auch voll und ganz auf ihre Kosten kommen, da es in keinem der unzähligen Kapitel an versteckten Gegenständen fehlt.

Fazit

Bayonetta 3 schwächelt mit einer belanglosen Geschichte, generischen Gegnern und einem überraschend langweiligen Leveldesign. Die Entscheidung des Studios, im dritten Teil der Serie mehr auf Quantität zu setzen, bringt zumindest ein solides Gameplay mit sich, und ausreichend an Fülle durch die neuen Dämonenschergen. Wer mit sehr viel wiederholenden Abläufen und einer fehlenden Vielfalt in einigen Bereichen leben kann, bekommt hier dennoch ein verrücktes Abenteuer serviert, mit dem übertriebenen Gameplay für das man die Serie so liebt.

Positiv

+ Dämonenschergen bringen neue interessante Ansätze im Gameplay-Bereich

+ Mit 12-15 Stunden an Spielzeit der bisher umfangreichste Teil der Serie

+ Solide Performance trotz der vielen Ereignisse während der Kämpfe

+ Nebenmissionen bieten zumindest ein wenig Abwechslung zur monotonen Geschichte

Negativ

– Fokus auf Quantität statt Qualität zieht sich durchs gesamte Spiel

– Kameraführung oftmals schlechter als in Teil 2 auf der WiiU

– Trotz der langen Spielzeit kann die Geschichte kaum überzeugen

– Dämonenschergen überladen leider oftmals den halben Bildschirm und verlangsamen die Kämpfe deutlich

– Kaum Lichtblicke vorhanden beim Soundtrack oder dem Leveldesign

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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