Assassin’s Creed Odyssey Review – Die wohl größte Spielwiese der Antike

Nicht einmal ein Jahr nach dem Release von Assassin’s Creed Origins bekommen Fans der Serie gleich den nächsten Ableger serviert. Entwickelt von Ubisoft Quebec verschlägt es euch ab dem 5. Oktober ins antike Griechenland. Wir konnten den Titel bereits die letzten Wochen ausgiebig testen und verraten euch warum uns der Titel positiv überraschen konnte und was ihr sonst vom wohl bisher größten Abenteuer der Serie erwarten könnt.

Tragende Entscheidungen und durchdachte Charaktere

Nach einer dringend notwendigen Pause hat die Serie mit Assassin’s Creed Origins trotz kleiner Unstimmigkeiten den Wechsel auf ein vollwertiges Action-RPG gemeistert. Mit temporeichen Kämpfen und einer Welt deren Erkundung man wirklich genossen hat, konnte Ubisoft sowohl neue Fans für die Serie begeistern als auch die Veteranen zurückgewinnen. Odyssey hat zwar wie erwartet sehr viel vom etablierten Gerüst des letzten Ablegers übernommen, liefert aber dafür ein immens vergrößertes Gebiet, neue Gameplay Elemente und wirklich relevante Entscheidungsmöglichkeiten die durchgehend den Ausgang eurer eigenen Geschichte beeinflussen können. Viele Entscheidungen erleichtern euch zwar nur vereinzelte Quests oder verhindern sogar das Auftauchen/das Verhalten von NPCs aber mit 9 verschiedenen Enden und drei tragenden Storysträngen bietet Odyssey wohl neben der großen Welt die umfangreichste Story der Serie bisher. Die Entscheidungen starte hier bereits beim Auswahlbildschirm für euren Charakter. Sowohl Kassandra als auch Alexios sind gelungen in die Geschichte hineingeschrieben und bieten neben ihrer doch sehr eigenen Charakter-Eigenschaften eine weitreichende Familiengeschichte die euch zusammen mit den anderen Strängen mindestens 40-50 Stunden an Spielzeit abverlangen wird. Der Titel hat uns damit fast die doppelte Zeit für den regulären Abschluss der Hauptgeschichte und der enthaltenen 9 Kapitel gekostet als noch Origins. Was das Abenteuer in Odyssey so speziell macht sind die wirklich großartigen Dialoge und die ohnehin bereits interessanten historischen Hintergründe der Welt. Es wird zwar oftmals ein wenig zu viel geflucht (ΜΑΛΑΚΑΣ ist ein heißer Kandidat für das meist verwendete Wort im gesamten Spiel) und viele Situationen werden etwas zu brachial für die Serie gelöst, aber ansonsten wird einem auch nicht nach guten 50 Stunden mit Haupt und Nebenquests NPC-Dialogen langweilig. Historische Personen kommen natürlich auch wieder einmal nicht zu kurz und sind sowohl in die Geschichte selbst als auch in diversen Nebenaufgaben integriert und liefern sich hin und wieder Wortgefechte oder philosophische Diskussionen mit dem Protagonisten.

Cerealkillerz Review Odyssey Assassin's Creed

Jeder Charakter der einem im Laufe des Spiels vor die Füße geworfen wird (Außer NPCs die euch vor Phobos springen) wirkt in die Geschichte eingeflochten und auch wenn es öfters nur in einer weiteren Banditen-Lager Quest endet lockert der Charakter von Kassandra immer das Gespräch ein wenig auf. Die erwähnte Spielzeit beruht sich nicht nur auf Hauptquests und kann auch wie bereits in Origins leider nicht damit ermittelt werden, da hier wie bereits in Origins etabliert ein ständiger Grind notwendig ist um auf das notwendige Level für die kommenden Quests zu gelangen. Hier kommen auch die vielen Unstimmigkeiten in der Balance des Spiels zum Vorschein. Manche Aufgaben lassen sich mit 3-4 Level Unterschied lösen, andere spielen sich wie ein Endboss-Kampf wegen einem Level Unterschied. Ihr könnt zwar jederzeit die Schwierigkeit des Spiels anpassen, aber solche Wechsel sollten innerhalb eines regulären verfolgen der Hauptgeschichte im normalen Modus nicht vorhanden sein. Auch die Erfahrungspunkte die ihr für abgeschlossene Quests erhaltet wechselt hier so sehr, dass man schwer Tipps abgeben kann fürs schnelle aufleveln. Eine gute Möglichkeit ist zwar immer die Teilnahme an Schlachten zwischen den griechischen Regionen aber diese sind eher rar verteilt und geben euch nur einen einmaligen XP-Boost. Nebenquests können hier sehr stark variieren aber zumindest wird ständig das Level an euch angepasst um das nachholen von älteren/verpassten Aufgaben interessant zu halten.

PS4 Pro Assassin's Creed Odyssey Athen

Ist das Dark Souls?

Für alle Spieler mit panischen Angst vor schweren Spielen: Keine Sorge. Auch Odyssey hat sich noch nicht zu einem der schwersten Spiele der aktuellen Zeit entwickelt. Die neuen Skill-Bäume sind auf das notwendigste reduziert und erlauben den Fokus auf drei verschiedene Spielstile. Fertigkeiten lassen sich auf den Schultertasten mit einem zusätzlichen Button belegen und bieten zusammengefasst den Fokus auf den direkten Kampf mit Gegnern, Bogenangriffen und dem klassischen Assassinen. Schleichen wird bereits seit Origins so sehr vernachlässigt, dass man die wenigen übrig gebliebenen Assassinen-Fähigkeiten eigentlich auch durch neue Angriffe ersetzen könnte. Es gibt zwar die Möglichkeit die Chance eines Insta-Kills zu erhöhen aber wenn dieser durch den Levelunterschied nicht ausreicht, weiß das gesamte Camp, dass ihr gerade hineinspazieren wollt. Die Gegner KI wurde so gut wie nicht verändert, aber man kann auch einen alten Hund ein paar neue Tricks beibringen. Gegner signalisieren euch jetzt schön in rot einige ihrer neuen Sturmangriffe denen ihr in den meisten Fällen ausweichen solltet. Eine gut gewählte Rolle kann euch den Kampf durch das kurze verlangsamen der Zeit etwas erleichtern (Ähnlich wie beispielsweise in Bayonetta). Durch den neuen Mix an Fähigkeiten wirkt das Gameplay von Odyssey zumindest frisch genug um Origins Spieler für einige Stunden zu beschäftigen, bleibt aber weiterhin die größte Schwäche des Titels. Gegner lassen sich aus erhöhten Positionen nur attackieren wenn man im Stealth-Modus ist oder im späteren Spielverlauf einen Flächenangriff freigeschalten hat, der sich wiederum nur auf den Leap of Faith beschränkt. Durch die zusätzlich sehr beschränkten Bewegungsabläufe von Gegnern bis hin zu Endbossen oder auch diversen versteckten Kreaturen braucht man hier keine Sorge haben, dass der Titel irgendwann mal mit den Größen des Genres mithalten kann, aber es bleibt ein positiv zu sehender Versuch.

Assassin's Creed Odyssey Cerealkillerz Cultist Lager Screenshot

Auch Schiffe bekommen durch die immensen Meere und unzähligen Inseln von Griechenland ein großes Comeback. Der Upgrade Bereich wurde hier durch das rekrutieren von Leutnants erweitert als auch die Fähigkeit jegliche NPCs denen man begegnen einen Knock-Out zu verpassen und sie als Crew Mitglieder einzupacken. Dadurch bekommt ihr während dem borden von gegnerischen Schiffen ein wenig mehr Unterstützung, als auch nette Boni für die Rüstung und Angriffe eures Schiffs. Die Schlachten selbst haben sich aber zu Black Flag nicht verändert und auch die wunderbaren Crew-Gesangseinlagen sind zurück die sich zum Glück recht flott mit den Richtungstasten nach links oder rechts ausschalten lassen. Die vielen kleinen versteckten Features und Entdeckungen die man machen kann beschränken sich in Odyssey dann doch Großteils eher aufs Land. Ein paar Tauch-Einlagen lohnen sich zwar, aber bis auf verteilte Haifisch-Attacken wartet Unterwasser eher nur ein kleiner Teil der umfangreichen Welt von Assassin’s Creed Odyssey auf euch.

Cerealkillerz Screenshot Odyssey Review

Interessant ist auch zu sehen wie sich Ubisoft bei Monolith Productions revanchiert hat für das „ausborgen“ von klassischen Assassin’s Creed Elementen (Mittelerde: Mordors Schatten). Die Kopfgeldjäger aus Origins haben jetzt einen eigenen Menü-Reiter bekommen und agieren neben einer ständigen Belästigung auch als praktische Lieferanten von Quests, Gegenständen und den wertvollen Erfahrungspunkten. Mit der (teilweise) aggressiven Tierwelt tragen sie damit zu vielen klassischen Assassin’s Creed Momenten bei wo plötzlich ein Huhn in einen Kampf mit Banditen mitmischt oder eine Horde Wildschweine das gesamte Spartaner-Lager für einen aufräumt. Mit diesen vielen kleinen Elementen kommen auch die üblichen Bugs und technischen Schnitzer die man von der Serie gewohnt ist. Bis auch eine kurze Schwimm-Session durch das Festland von Athen und zwei kompletten Abstürzen haben sich aber die unangenehmen Bugs und Glitches in Grenzen gehalten. Viele Animationen wirken sehr unsauber und nicht jeder Gegenstand reagiert mit seiner Umwelt wie man sich es aus dem realen Leben vorstellen würde, aber im gesamten läuft Odyssey wirklich sehr solide und erlaubt sich zumindest keinerlei Framerate-Einbrüche oder Launch-Disaster durch integrierte Online-Komponenten. Für unsere Test-Sessions war bereits der Day-One Patch integriert dadurch sollte es dann auch zum regulären Release am 5. Oktober als auch am verfrühten Start am 2. Oktober keinerlei Probleme geben.

Wettersystem Assassin's Creed Odyssey

Nachdem die Geschichte wenig zu wünschen übrig lässt und die starken Hauptcharaktere einem auch während langwierigen/unzähligen Nebenquests gekonnt unterhalten, werden Assassin’s Creed auf jeden Fall ihren Spaß mit dem Titel haben. Odyssey bietet natürlich noch weit mehr als wir hier spoilerfrei zusammenfassen können aber selbst das reine verfolgen der Hauptquests und bereisen der einzelnen Inseln sollte einige Stunden an Spielspaß bringen.

Assassin’s Creed Odyssey erscheint am 2. Oktober in der Gold Edition und in der Standard Edition am 5. Oktober für Xbox One, PlayStation 4 und PC.

Fazit

Assassin’s Creed Odyssey überrascht mit der wohl besten Geschichte der Serie bisher die euch mit tragenden Entscheidungsmöglichkeiten und starken Protagonisten durch ein umfangreiches antikes Griechenland begleiten wird. Die verschiedenen Storystränge sind gekonnt in die Welt eingeflochten und selbst der oftmals notwendige Grind nach Erfahrungspunkten wird durch die interessanten Persönlichkeiten von Kassandra und Alexios erträglich gemacht. Etwas mehr Feingefühl für die Balance für den Fortschritt im Spiel und die Kämpfe hätte absolut nicht geschadet, aber ansonsten macht Odyssey so ziemlich alles richtig.

Positiv

+ Enormer Umfang mit überraschend viel spielerischer Tiefe

+ Entscheidungsmöglichkeiten wirken durchgängig und sehr gelungen

+ Großartige Charaktere

+ Historischer Hintergrund spannend integriert

Negativ

– Gameplay weiterhin mit vereinzelten Schwächen aus Origins

– Unstimmigkeiten im balancing/XP-Verteilung machen das vorankommen innerhalb der Geschichte hin und wieder mühselig

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer