Ancestors: The Humankind Odyssey Review – Das Prequel zum ersten Assassins Creed

Die menschliche Geschichte kann mitunter eines der faszinierendsten Themen sein, mit dem sich die Geisteswissenschaften auseinandersetzen können. Speziell die Frage nach unseren Vorfahren und der menschlichen Evolution vom Menschenaffen zum Homo Sapiens ist ein Stoff, der klarerweise nicht dokumentiert und von daher mit reinen wissenschaftlichen Analysen alter historischer Fundstücke genauer durchleuchtet wurde. Designer Patrice Desilets, der kreative Kopf hinter Assassins Creed 1, hat sich mit seinem eigenen Entwicklerstudio Panache Digital nun genau dieser Frage gewidmet und schickt euch, unterstützt von Publisher Private Division, mit Ancestors: The Humankind Odyssey auf ein Survival-Abenteuer rund 10 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Lest nach, warum das Ergebnis zwar interessant und durchaus motivierend ausgefallen, aber leider auch fast von den gleichen Problemen wie ein mittlerweile 12-Jahre alter Titel geplagt ist.

Zwischen Faszination und Ernüchtung

Das Intro von Ancestors gibt ab Minute das Setting des Spiels vor: Im Afrika der Steinzeit, wo Mutter Natur herrschte, galt das darwinistische Prinzip, auch bekannt als das Überleben der stärksten. So seid ihr als junger Menschenaffe mit einem Elternteil auf Entdeckungsreise, als die Natur wieder ihren Lauf in Form einer Raubkatze nimmt und euch umgehend zu einem Waisen macht. Die Perspektive wechselt nun zu einem erwachsenen Menschenaffen, der die Gefahr wittert und sich zur Rettung des kleinen aufmacht. Es gibt keine Story im engeren Sinne, denn bei Ancestors handelt es sich um ein Survial-Abenteuer, dessen Ziel es ist, dass ihr euren Clan ausbaut, langsam domestiziert und schließlich auf die nächste Evolutionsstufe bringt.

Ihr steuert hierbei immer jeweils einen einzelnen Charakter und verfügt über die Grundfähigkeiten „Sinne“ und „Intelligenz“, die man am ehesten mit dem Adlerauge aus dem ersten Assassins Creed vergleichen kann. Mittels eurer Sinne erkundet ihr eure unmittelbare Umgebung und entdeckt so Gegenstände wie Pflanzen oder Steine, die ihr inspizieren müsst, um neue Nahrungsquellen oder Arbeitswerkzeuge freizuschalten. Intelligenz hingegen fungiert de facto als Questmarker, der euch bestimmte Punkte, die ihr zur Zielvorgabe fixieren könnt, freilegt. Die angesprochenen Nahrungsquellen sind essenzieller Teil des Überlebens, da euer Charakter die drei Faktoren Nahrung, Flüssigkeit und Schlaf stets ausbalanciert haben sollte, da der Menschenaffe sonst frühzeitig stirbt und dies im schlimmsten Fall zu einem langsamen aussterben des Clans führen kann.

Der Menschenaffe ist hierbei aber äußerst agil und kann in bester Assassi- wir meinen Affenmanier – von Baum zu Baum schwingen und die Umgebung frei erkunden. Nach einer gewissen Zeit in der Wildnis macht sich dann auch schon das erste Problem von Ancestors bemerkbar: Ihr habt eine unglaublich spannende und faszinierende Welt, die durch und durch lebendig und exotisch wirkt, aber viel zu oft das gleiche an Ressourcen bietet und in Sachen Werkzeuge und Raubtiere überraschend dünn ausfällt. Zu oft seid ihr mit dem ständigen aufsammeln und konsumieren von Nahrung oder dem verschrecken von kleinen und gefährlichen Tieren beschäftigt und viel zu selten trefft ihr auf die großen Brummer. Diese repetitive Ader erinnert uns das Erstlingswerk von Patrice Desilets, dass wir aufgrund der starken Parallelen einfach rauskramen mussten: Assassins Creed 1. Ancestors hat ebenso wie der besagte moderne Klassiker eine wirklich grandiose Prämisse, aber der sich immer wiederholende Ablauf lässt nach kurzer Zeit Ernüchterung aufkommen.

Dass der Titel auf der anderen Seite aber auch genug Motivation bietet, um weiter bei Laune zu halten, zeigt wiederum die soziale Komponente des Spiels: Es ist spannend zu sehen, wenn euer Menschenaffe neue Fähigkeiten wie das aufrechte Stehen oder trinken aus dem Bach lernt, ihr es den anderen Stammesmitgliedern vorzeigt und Sie anfangen, auch das gleiche zu lernen. Skills, die ihr in der Wildnis lernt, könnt ihr dann nach über einen Skilltree mit erweiterten Funktionen freischalten. So kann euer Menschenaffe dann einen Clanbrüll lernen und den gesamten Stamm für den Fall herbeirufen. Genauso wichtig ist der Fortbestand von Nachkommen, für die ihr erst eine Bindung zu einem weiblichem Stammesmitglied aufbaut und dann eine Familie gründen könnt. Dies ist auch wichtig, da nur so weitere Generationen für die Evolution entstehen können. Sorgt ihr euch nicht um den Nachwuchs und lebt nur für das Hier und jetzt, kann es kein Morgen geben. In genau diesen Momenten glänzt Ancestors, so dass man dem Titel eine Chance gibt und Spaß daran hat, auch wenn man sich einfach immer wieder fragt, warum fast dieselben Probleme im Gamedesign vorhanden sind wie bei einem Titel, der 2007 erschien und bei den Nachfolgern durch andere kreative Köpfe sogar einen Genrewechsel mit vollem Erfolg umsetzen konnte.

Grafisch unspektakulär, akustisch Top

In der Technikabteilung erwartet uns zumindest optisch nicht viel aufregendes, wirkt Ancestors über weitere Strecken recht detailarm, kann aber mit einer lebendigen Welt punkten. Auch in Sachen Performance lief der Titel bei Full HD und maximalen Details stets mit 60FPS und mehr, was nicht zuletzt dem Einsatz der Unreal Engine 4 zu verdanken ist, die sich gut optimieren lässt. Beim Sound hat Panache Digital hingegen einen Volltreffer gelandet: Die Soundeffekte wirken immersiv und speziell bei aktivierten Sinnen oder der Kommunikation mit dem Stamm beziehungsweise bei Rufen in die Natur kommen diese besonders intensiv zur Geltung und bieten eine enorm hohe Qualität.

Die Steuerung ist, wie auch schon ein Disclaimer zu Beginn des Spiels hinweist, auf das Gamepad ausgelegt und funktioniert mit diesem Layout gut, allerdings gibt es ein schwammiges Gefühl und so manche Eingaben werden doppelt erkannt. Insgesamt hatten wir nur zwei Fehltritte aufgrund eines ungewollten Sprungs, aber einer endete tödlich für einen Menschenaffen, zu dem wir aufgrund der vielen verbrachten Stunden einen gewissen Bezug aufgebaut haben. Interessierte Konsoleros müssen momentan noch ein wenig warten, denn aktuell gibt es Ancestors: The Humankind Odyssey nur für PC, ein Release für Playstation 4 und Xbox One folgt aber noch in diesem Jahr.

Fazit

Ancestors: The Humankind Odyssey ist ein interessanter Titel mit einem faszinierendem Setting sowie einem spannendem Mikromanagement, der sich durch seinen repetitiven Charakter bei den sonstigen Aufgaben den Weg zum potenziellen Hit selbst versperrt. Freunde von Survivalabenteuern, die einmal etwas anderes erleben wollen, sollten dem Titel jedoch trotzdem eine Chance geben, da das Generationensystem doch mitunter motivierend ausfällt.

Street Fighter Collection Wertung

Positiv

+ interessantes Setting

+ sehr gutes Mikromanagement

+ gut umgesetztes Sozialisierungsmechanik

+ akustisch Top

+ gute Performance

Negativ

– repetitive Spielmechanik

– zu wenig Aufgaben

– noch weniger Werkzeuge

– nur selten wirklich bedrohliche Kämpfe

– grafische Detailarmut

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.