Ace Combat 7: Skies Unknown Review – (fast) ein Bullseye

Spiele rund um Kampfjets waren in den 90ern keine Seltenheit: Neben storylastigen Perlen wie Strike Commander gab es noch eine große Zahl an realistischen Simulationen wie die Falcon Serie. Freunde von schnörkellosen Dogfights fanden jedoch mit der Ace Combat Reihe, eine gelungene Alternative, welche bis heute etliche Fortsetzungen in unregelmäßigen Abständen spendiert bekam. Der letzte große Release für Heimkonsolen, Ace Combat: Assault Horizon, liegt bereits 8 Jahre zurück und so hat man sich bei Project Aces, dem internen Entwicklerstudio von Bandai Namco mit reinem Fokus auf die Ace Combat Reihe, dazu entschieden mit Ace Combat 7: Skies Unknown am 18.01.2019 wieder die Lufträume dieser Welt zu erobern. Erfährt in unserem Review, warum die Serie auch 2019 fast schon wie ein Fels in der Brandung in der sich stets verändernden Welt des Gamings wirkt.

Highway to the Danger Zone!

Anders als die Spiele der Assault Horizon Serie, welche in der realen Welt angesiedelt sind, spielt Teil 7 wieder in der eigens für die Serie erschaffenen Parallelwelt von Strangereal, die eine komplett unterschiedliche Landkarte mit eigenen Nationen auf Basis moderner Konflikte und einer Entwicklung ähnlich unserer Welt bietet. Innerhalb von Strangereal gab es einige Ereignisse, welche das politische Gefüge drastisch veränderten: So wurde der Kontinent Usea von einem Meteoritenangriff heimgesucht, welcher das Land von Erusea in eine massive Flüchtlings- und Wirtschaftskrise stürzte. Auf sich alleine gestellt und von den großen Nationen wie der Oseanischen Föderation oder Yuktobania im Stich gelassen, fiel das Land einer ultranationalen Strömung zum Opfer, welche Chaos und Spaltung in der Gesellschaft auslöste. Letzten Endes konnte Erusea seine Probleme mit der Rückbesinnung auf eine Monarchie überwinden und sich wieder zu einer der mächtigsten Nationen der Welt aufrichten. Doch Erusea, welche über eine weit fortgeschrittene Drohnentechnologie verfügen, hat noch eine Rechnung mit einem alten Feind offen, denn die oseanische Föderation hat seinerzeit einen breitangelegten Betrug an der jungen Monarchie begangen, welcher jetzt in einem Krieg zwischen den zwei Nationen ausartet.

Als Spieler übernehmt ihr die Rolle des stummen und namenlosen oseanischen Piloten mit dem Rufzeichen Trigger, welcher als Teil einer neu formierten Einheit erste kleine Erfolge für die Oseanische Föderation landen kann, so dass diese zu einem Gegenschlag ausholt. Doch für Trigger kommt es kurz darauf faustdick, als er durch äußerst unglückliche Umstände plötzlich als Schwerverbrecher deklariert und aufgrund des herrschenden Pilotenmangels einer Strafeinheit ohne jegliche Privilegien zugeordnet wird. Insgesamt erlebt ihr in den 20 Missionen der rund 8 – 10 Stunden andauernden Kampagne eine Story mit viel Inhalt, die allerdings nur oberflächlich zum Vorschein kommt, da sämtliche Charaktere der Zwischensequenzen mit nur sehr wenig Progression kurz angeschnitten werden, der Krieg allgemein kaum in einer Relevanz oder gar Intensität zum Vorschein kommt und zwischenmenschliche Interaktionen per Funkverkehr in der rasanten Action schlicht und einfach untergehen. Hier bleibt sich Project Aces auch nach all den Jahren treu und erschafft eine Welt, über die man einfach so viel erfahren möchte, welche aber trotzdem aufgrund des fehlenden Bezugs auch in Teil 7 noch ein Mysterium bleibt und an manchen Stellen für Fragezeichen im Hinblick auf Plotentwicklungen sorgt.

All you need is the Need for Speed!

Alles andere als ein Mysterium ist hingegen das Gameplay von Ace Combat und das hat es in sich: Die Steuerung der einzelnen Flieger, welche ihr über Credits durch abgeschlossene Missionen freischaltet und dieses Mal mit individuellen Perks für eure Bordsysteme bestücken könnt, ist einfach nur gut. Jede Kurve, jede Abbremsung und jedes Ausweichmanöver zauberte uns ein dickes Lächeln auf die Lippen, da man sich hier wirklich wie ein Held der Lüfte fühlt. Die Dogfights gegen feindliche Jäger und Kämpfe gegen Bodentruppen sind spekatkulär in Szene gesetzt und lassen pure Arcadefreude aufkommen. Auch in Sachen Leveldesign muss man Project Aces Tribut zollen: Praktisch jede Mission spielt sich trotz des eigentlich sterilen modernen Szenarios komplett anders und macht dank der einfallsreichen Abläufe und wechselnden Aufgaben innerhalb der Missionen Lust auf Mehr. Zwecks des Schwierigkeitsgrads gibt es auch nichts zu kritisieren, da dieser schön ausbalanciert ist und euch vor allem auf dem hohen Schwierigkeitsgrad einiges an Geschick und tollkühnen Manövern abverlangen wird.

Der Multiplayermodus ist zum Zeitpunkt unseres Reviews zwar noch offline, aber dass diese Komponente nie ein Hauptthema der Ace Combat Reihe war bestätigt sich auch wieder bei Skies Unknown, denn zur Auswahl stehen nur die Modi „Battle Royale“ (Vorsicht Verwechslungsgefahr: Es handelt sich hierbei um ein klassisches Deathmatch) und Team Deathmatch zur Verfügung, in denen ihr bis auf einige wenige Ausnahmen auch bereits freigeschaltete Perks aus der Kampagne übernehmen könnt. Zwar haben wir hier nichts aussergewöhnliches geschweige denn Eindrücke zu vermelden, sind aber dennoch davon überzeugt, dass auch diese Komponente dank des rundum gelungenen Gameplays ihre Freunde finden.

Take my breath away … naja so halb …

Technisch setzt Project Aces bei Ace Combat 7 – Skies Unknown zum ersten Mal nicht auf eine hauseigene Entwicklung, sondern verwendet stattdessen die Unreal Engine 4 als Grafikgerüst. Die Umsetzung hinterlässt gemischte Gefühle: Zwar sind die Modelle der Flugzeuge enorm detailreich sowie authentisch gestaltet und die Dogfights samt ihren Explosionen super in Szene gesetzt, aber sowohl die Texturen an Land als auch von feindlichen Bodeneinheiten wirken sehr generisch und teils steril. Zwar stört das in Anbetracht der Daueraction wahrscheinlich kaum jemanden, würde die Performance nicht auch ihre Probleme haben: Über die meiste Zeit erreichten wir auf der Xbox One X native 4K bei 60FPS, waren aber im späteren Verlauf der Kampagne bei massivem Kampfaufkommen mit teils starken Einbrüchen in der Framerate in Richtung der 25FPS konfrontiert. Zwar fällt das in Anbetracht der schnellen Action etwas ins Gewicht, wird aber wahrscheinlich von den Entwicklern noch mit einem Patch gefixt.

Beim Sound hingegen trumpft Ace Combat auf und vermittelt euch das perfekte Gefühl, ein heroischer Superpilot im besten „Maverick und Iceman“-Stil zu sein. Auch bei der Steuerung hat Project Aces ganz Arbeit geleistet und überlässt euch sowohl im Standard- als auch Expertenmodus jederzeit die volle Kontrolle über euren Kampfjäger. Übrigens war die Wahl der Top Gun Querverweise natürlich nur reiner Zufall.

Fazit

Auch mit Ace Combat 7: Skies Unknown liefern Project Aces und Bandai Namco wieder ein sauberes Paket aus gewohnt spektakulären Luftkämpfen, einem abwechslungsreichem Missionsdesign mit einer rundum gelungenen Steuerung sowie einem tollem Soundtrack ab, hat aber auch seine Probleme in Sachen Performance und stumpfer Erzählweise. Fans der Serie und Freunde von unkomplizierten und spannenden Dogfights sind dennoch bestens bedient und sollten den Titel auf ihre Einkaufsliste setzen.

Positiv

+ spannende und toll inszenierte Luftkämpfe

+ abwechslungsreiches Missionsdesign

+ viele Möglichkeiten dank Perk-system

+ schöne Flugzeumodelle und Lichteffekte

+ sehr guter Soundtrack

Negativ

– Story ohne wirkliche Highlights

– stumpfe Erzählweise

– starke Framerateinbrüche bei zuviel Geschehen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.