A Plague Tale: Innocence Review – Blümchen sammelnd durch die Rattenplage

Wie der Spiele-Titel schon anmerken lässt, verschlägt es auch in A Plague Tale: Innocence ins mittelalterliche Frankreich im Jahre 1349, wo der Hundertjährige Krieg und die Pest dem Land und vor allem den Einwohner stark zusetzt. Wir haben uns für euch die letzten Tage mit Amicia und ihrem jüngeren Bruder Hugo auf die Reise durch dieses bedrückende Setting gemacht und verraten euch wie immer im Test ob sich ein Kauf lohnt.

Eine riskante Mischung

Entwickler Asobo Studio mischt in A Plague Tale einige Gameplay-Elemente die man zwar vereinzelt bereits aus dem Genre gewohnt ist, aber selten in dieser Kombination findet. Stealth, Crafting und das Zusammenspiel mit eurer Begleitperson (Hugo) erweitern das Abenteuer um wichtige Aspekte, die es von der Konkurrenz abheben und teilweise dann leider doch nicht so ganz. Jeder Level-Abschnitt stellt euch immer wieder vor eine simple Blockade, ausgelöst durch die Rattenplage oder die Inquisition. Innerhalb der 7-8 Stunden an Spielzeit bekommt ihr hier zwar laufend neue Fähigkeiten und ein erweitertes Arsenal an Gegenständen serviert, nur bleiben die Herausforderungen immer auf demselben Level. Die einzigen wahren Gegenspieler für euch sind hier durchgehend Lichtquellen oder das ablenken von der Inquisition. Gerade die eigentliche Kern-Bedrohung durch die Ratten wird leider oftmals zu sehr runtergespielt, obwohl das Setting und die Charaktere für eine deutlich düstere und breit gefächerte Atmosphäre einladen. Spätestens ab der Mitte des Spiels bleibt hier nur noch die Motivation um die aufgebaute Entwicklung der Beziehung zwischen Amicia und Hugo zum Ende zu verfolgen und eine Ursache für alle Ereignisse im Spiel zu finden.

A Plague Tale Amicia und Hugo Screenshot Stadt.

Die einzelnen Schauplätze überzeugen zwar durchgehend, aber das Potenzial des Settings wird selten voll ausgeschöpft. Ratten und die Inquisition dienen durchgehend als simple Wegweiser/Blockaden und lassen wenig Spielraum offen für Kreativität oder verschiedenste Lösungsansätze. Die lineare Struktur des Titels lässt leider wenig Raum für Entscheidungsmöglichkeiten oder mehr spielerische Freiheiten wenn es um den Aufbau der Beziehung mit einzelnen Charakteren geht. Gegen dem Ende des Spiels finden sich zwar vereinzelte Lichtblicke die versteckt Hintergrundinformationen für Nebencharaktere liefern, aber ansonsten folgt man hier sowohl spielerisch als auch der Story zu danken einem sehr genauen roten Faden.

Mehr Auflockerung als Verzweiflung

Ausreichend Materialien für Crafting als auch Sammelgegenstände in Form von Blumen. A Plague Tale wirft den Spieler selten in aussichtslose Situationen was dem Setting nicht ganz gerecht wird. Schleich-Passagen bringen ausreichend Zeit um sich auf die Gegner vorzubereiten und die wenigen Boss-Kämpfe bieten keinerlei Überraschungen. Was den Titel so besonders macht ist die enge Beziehung zwischen den beiden Protagonisten und die interessanten Charakteren denen ihr auf eurer Reise begegnen werdet. Die einzelnen Interaktionen sind zwar limitiert, aber dafür sehr gelungen. Man fühlt durchgehend mit den Protagonisten mit und entwickelt trotz der kurzen Spielzeit doch eine enge Bindung zum Schicksal aller Charaktere. Bedingt durch die kurze Spielzeit gehen auch viele spielerische Elemente in A Plague Tale nicht ganz auf. Beispielsweise wird euch im späteren Spielverlauf eine Fähigkeit vorgestellt die viele Ressourcen benötigt, aber dafür euch den Weg komplett frei macht. Die Einsatzgebiete dafür sind aber sehr beschränkt und bei einem ständigen nachrüsten seiner Fähigkeiten bleiben selten genaue die Ressourcen die dafür benötigt werden übrig, was es eher als sehr optionale Lösung verkommen lässt. Das Spiel holt euch hier spielerisch leider nie aus der Reserve, was bei dem bedrückenden Setup sehr schade ist.

A Plague Tale Amicia und Hugo Screenshot PC Feld.

Setting und Story überzeugen

Auch wenn das Szenario weitaus atmosphärischer und dunkler ausfallen hätte können, ist die Reise der beiden Protagonisten gekonnt in Szene gesetzt und bietet einige emotionale Überraschungen. Trotz der Tatsache dass man den Großteil des Spiels auf ein kleines Kind aufpassen muss, erweist sich Hugo selten als wirklich mühsam und liefert eine ständige menschliche Komponente um Amicia mehr Tiefe zu geben und auch nicht zu stark abdriften zu lassen. Schauplätze, Charaktere und auch die schiere Anzahl an Ratten sind gelungen umgesetzt und bieten ein noch unverbrauchtes Setting für Videospiele. Sowohl grafisch (PC Version) als auch in Sachen Sound macht der Titel alles richtig. Die Umgebungen sehen umwerfend aus und bis hin zu kleinsten Details innerhalb der Städte oder auch Gebäude wirkt alles stimmig. Bis auf kleinere Bugs bei der KI der Gegner sind uns keinerlei technische Schnitzer untergekommen, was uns stark überrascht hat.

A Plague Tale Amicia und Hugo Screenshot PC Ratten.

Was dem Titel im spielerischen/Gameplay Bereich fehlt, macht mit einer gelungenen Story und einem frischen Setting wieder wett. Die Entwickler nutzen hier zwar durch beschränkte Interaktionsmöglichkeiten und den simplen Gameplay-Elementen nicht das volle Potenzial des Titels aus, liefern aber ein solides Adventure mit einer packenden Geschichte ab.

Fazit

A Plague Tale liefert technisch eine solide Leistung ab und überzeugt mit einer gelungenen Story und einem frischen Setting. Auch wenn der Titel nicht sein volles Potenzial nutzt und die Gameplay Elemente doch sehr generisch ausgefallen sind, empfehlen wir jeden Adventure Fan sich auf die emotionale Reise mit den beiden vielseitigen Protagonisten zu begeben.

Positiv

+ Emotionale Geschichte

+ Interessantes Setting

+ Abwechlungsreiche Schauplätze und Charaktere

+ Solide technische Leistung (PC Version)

Negativ

– Gameplay Elemente zu generisch ausgefallen

– Setting und Gegner nicht bedrohlich/bedrückend genug für den Spieler umgesetzt

– Wenig spielerische Überraschungen/Herausforderung

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer