11-11 Memories Retold – Gamescom 2018 Impressionen

Das von Bandai Namco gepublishte 11-11 Memories Retold präsentiert sich als Anti-Kriegs-Spiel. Durch die Augen zweier Teilnehmer des ersten Weltkrieges von unterschiedlichen Fronten, soll der Schrecken der Schlacht erforscht und in eine neue Perspektive gerückt werden. Das Spiel wurde mit einer gezielten künstlerischen Vision erschaffen und soll narrative Walking-Simulator-Elemente mit Hollywood-Schauspiel und visuell einzigartigem Artstyle verbinden. Hier erfahrt ihr, welchen Eindruck die auf der Gamescom spielbare Demo hinterlassen hat.

 

Die beiden Hauptcharaktere von 11-11 sind Kurt und Harry. Ersterer ist deutscher Soldat, der trotz seiner pazifistischen Ader an die Front zieht, um nach seinem verlorenen Sohn zu suchen. Letzterer ist ein kanadischer Fotograf, der angeheuert wird, um Bilder des Krieges für die Nachwelt festzuhalten und dabei näher an das Kriegsgeschehen gerät, als er erwartet hätte. Obwohl sie sich auf unterschiedlichen Seiten befinden, treffen die beiden schicksalsartig aufeinander. Soweit führt uns die Handlung der spielbaren Demo und dies ist gleichzeitig der Absprungspunkt für die restliche Narrative.

Das Erste, was einem bei 11-11 in die Augen fällt, ist der einzigartige Artstyle. Die gesamte Welt erscheint in einem Grafikstil, der an verwischte Wasserfarben erinnert, und sämtliche Szenen beinahe traumartig wirken lässt. Dies war eine bewusste Erscheinung der Entwickler, die dadurch betonen wollten, dass – obwohl die Handlung des Spiels fiktiv ist – sämtliche Vorgänge durchaus aus der (schwammigen, ungenauen) Erinnerung an diese Zeit stammen könnten. Dieses Experiment weiß mich jedoch nur teilweise zu überzeugen. Obwohl ich die Idee durchaus verstehe und dies in der Umsetzung gelungen ist, so sorgt der Grafikstil gleichzeitig dafür, dass es schwer ist, sich tatsächlich emotional im Geschehen einzubetten. Gesichtsausdrücke, Gesten, alles was vor sich geht, wird nur schemenhaft wahrgenommen und hindert Spielerinnen und Spieler daran, sich wirkliche mit den Hauptcharakteren zu identifizieren. Jedoch: vielleicht ist dies nur ein anfänglicher Eindruck, der mit fortlaufendem Spielen verfliegt und das gesamte Potenzial der Visuals zum Vorschein treten lässt. Der einzigartige Grafikstil wird dabei von einem Hollywood-reifen Synchronisationsjob begleitet, u.a. mit Elijah Wood als Harry und Sebastian Koch als Kurt.

Das Gameplay selbst scheint nur eine minimale Rolle des Spielerlebnisses einzunehmen. Aus der 3rd-Person-Perspektive erkundigt man die einzelnen Set Pieces und interagiert nur geringfügig mit anderen Charakteren und der Umgebung. So muss Kurt an der Front Wasser und Munition umherschleppen, während Harry versucht, möglichst heroische Bilder des Kriegsgeschehens zu schießen. All dies scheint jedoch auf sehr vorgefertigten, geskripteten Bahnen stattzufinden. Es wird klar, dass der Fokus von 11-11 absolut auf dem stringenten Vermitteln einer gewissen narrativen Vision zu liegen scheint. Neben Kurt und Harry gibt es noch zwei weitere Charaktere: eine Taube und eine Katze, die die beiden auf ihren Pfaden begleiten werden, wobei man in der Demo nur wenig davon mitbekam, inwiefern die tierischen Companions das Gameplay und die Narrative beeinflussen.

11-11 hat das Potenzial vielleicht keine bahnbrechende, aber durchaus eine einzigartige Geschichte zu erzählen, und zumindest ich hoffe, dass die hier zugrundeliegende Vision doch zum Fruchten kommt. 11-11 Memories Retold erscheint am 9. November für Xbox One, PS4 und PC.

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Written by: Dominik Hellfritzsch