WWE 2K14 PS3 Review

Wenn schweißnasse, halbnackte Männerkörper, die roh gegeneinanderprallen und sich eng umschlungen in den Armen liegen, während sie angestrengt stöhnen und ächzen, genau euer Ding sind, dann solltet ihr entweder der Schwulenbar eures Vertrauens einen Besuch abstatten oder euch die diesjährige Ausgabe von WWE 2K14 zulegen. Ob die Neuauflage nach dem Publisherwechsel von Pleitegeier THQ zu 2K frischen Wind mit sich bringt oder eher ein laues Lüftchen ist, das lest ihr im Test.

Story? Welche Story?

Das habe ich mich anfangs auch gefragt, als mir erzählt wurde, dass das WWE Universum für Neulinge ein ziemlich verworrener Wust an Handlungsfäden, Erzfeinden und guten und bösen Wrestlern ist. Entsprechend erschlug mich beim ersten Starten der Ringer-Fleischbeschau tatsächlich die schiere Größe des Ringer-Rosters. Weit mehr als 70 Kämpfer und WWE-Diven, sowie Manager finden auf dem Auswahlbildschirm Platz. Bezüglich der Handlungsstränge der muss man aber nicht unbedingt die gesamte WWEnzyklopedia gelesen haben. Wir reden hier nämlich nicht von komplex verstrickten und dramatisch aufgearbeiteten Konflikten, sondern vielmehr von Situationen wie diese: Wrestler A) Hey! Du hast meinen Gürtel geklaut und mir meine Diva ausgespannt! Paar auf’s Maul? Wrestler B) Grunz grunz, ey komma her!
Eine durchschnittliche Soap Opera also. Mit Prügeln!

Er hat den (Stahl-)Klappstuhl ausgraben

Um bei WWE 2K14 Spaß zu haben bedarf es, wie erwähnt keinem Doktortitel in Wrestling-Wissenschaften. Die Steuerung geht nämlich sogar für Einsteiger verhältnismäßig leicht von der Hand und so reiht ihr bald Tritte und Schläge an akrobatische Würfe und Hebefiguren. Wie bei vielen anderen Beat em Ups folgt jedoch auch bei WWE einem „Boah, Alter, sah das grade krass aus“ oft genug die Frage „Aber wie hab ich das eigentlich gemacht?“ Besonders oft taucht diese quälende Erkenntnis der eigenen Inkompetenz in Sachen Blocks auf. WWE 2K14 ist wie seine Vorgänger extremst gnadenlos, was das Timing der Blocks angeht. Schön, dass mir das Spiel sagt, dass ich entweder zu früh oder zu spät den Reversal-Knopf gedrückt habe, aber bringen tut es faktisch nichts und so endet das Blocken oft in reinem Glücksspiel!

Neben den Quick Play Matches, die man lokal mit bis zu vier und online bis zu sechs Spielern austragen kann verschreibt sich WWE 2K14 in Sachen Singleplayer komplett dem nächstjährigen Jubiläum – Wrestlemania wird 30.

Aus diesem Grund lässt das Spiel die bisherigen Matchhighlights aus 30 Jahren WWE (Anm.: zu Beginn noch WWF)-Geschichte Revue passieren. Aus 29 Wrestlemania-Events spielt ihr die größten und bekanntesten Nailbiter der Wrestlingchroniken nach und so könnt ihr auch die alten Herren der Ringerbrigade noch einmal in die Arena führen. Cooles Feature: Ihr könnt die Kämpfe zwar meist durch K.O. gewinnen, jedoch gibt es Bonusziele zu erreichen. Meist bestehen diese daraus, denkwürdige Momente der Matches exakt nachzubilden. Wenn also Hulk Hogan damals mit einem Klappstuhl seinen Kontrahenten weichgeklopft hat, müsst ihr das genauso nachmachen. Als Belohnung für die Faktentreue sind in den meisten Fällen Bilder oder Videoschnipsel – ordentlicher Fanservice, wie wir finden.

21 – 0

Neben dem dreißigsten Jubiläum verneigt sich WWE 2K14 zusätzlich noch vor jemand anderem: Dem Undertaker. Der einzige Wrestler, der seit seiner Teilnahme bei den Wrestlemania Events kein einziges Match verlor – 21:0 der aktuelle Stand. 2K geben euch die Möglichkeit, dieses Denkmal, das sich der Taker bereits zu Lebzeiten setzt, entweder zu verteidigen oder anzufechten. In der jeweiligen Rolle versucht ihr also den Lauf des 2-Meter-Hünen aus dem Death Valley zu beenden oder aus der 21 eine 22 zu machen.

Launchtitel der Current-Gen

Es scheint, als hätte Entwickler Yukes Tomaten auf den Augen und Oropax in den Ohren. Wie oft hat die Fachpresse die Engine, die mittlerweile aus dem letzten Loch pfeift, schon zerrissen? Wie sehr lechzen die Fans nach einer grafischen Überarbeitung? Wie taub und blind müssen die Entwickler denn sein, das zu überhören oder zu übersehen? Das Spiel sieht leider so aus, wie es aussieht, nämlich genau so, wie mein Essen von gestern, das ich gerade die Toilette runtergejagt habe. Die Optik glänzt mit Matschtexturen und die Modelle der Wrestler haben wahrscheinlich eine Anzahl an Polygonen, deren Zählung einen Erstklässler kaum überfordert. Der Sound spricht dafür kräftig für sich. Zahlreiche coole Rock-und Metalsongs, die meistens aus den Intros der Wrestler stammen, lizensierte man zur musikalischen Untermalung der testosterongeladenen Raufereien. Die Soundeffekte dröhnen auch gut aus den Boxen und lassen die Schläge und Body-Slams wuchtig auf euer Trommelfell prallen. Das einzige, das tontechnisch nervt sind die Kommentatoren, denn auch wenn sie die Matches noch so gut begleiten, etwas Variation hätte nicht geschadet. Spätestens, wenn man innerhalb von fünf Kämpfen gefühlte 100 Mal „You could feel that in another timezone“ hört, wird’s echt nervig.

Man muss Yukes leider unterstellen, mit WWE2K14 einen Launchtitel der Current-Gen abgeliefert zu haben.

The Verdict

WWE2K14 wiederholt den Kanon der Serie: Der Umfang ist riesig, der geneigte Wrestlingfan fühlt sich dank umfangreichem Ringerroster, vielen Original-Videos und Fotos angesprochen, den Neueinsteiger überfordert erst einmal das gesamte WWE-Universum und das ästhetische Empfinden ist in Sachen Optik schwer beleidigt und möchte kotzen. Wahre Wrestlingfans kommen an dem Titel ohnehin nicht vorbei und Leute die gern Beat em Ups zocken machen auch nichts falsch, denn spielerisch überzeugt der Titel allemal. Im nächsten Jahr, liebes Entwicklerstudio, möchte ich aber bitte mal ein schönes Next-Gen-WWE sehen.

Positiv:

+ eingängige simple Kampfmechanik und Steuerung…

+ sehr großer Umfang

+ toller Soundtrack…

+ Fanservice durch historische Bonusziele und freischaltbare Filmschnipsel

 

Negativ:

– … bei der das Blocken allerdings Glückssache ist

– die Kommentatoren wiederholden sich zu oft

– sieht aus wie ein Launchtitel der Current-Gen

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Written by: DarkDude von Killerz

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