Review: Pokemon Kristall (Nintendo 3DS) – Eine nostalgische Reise in die Kindheit

Wir schreiben den 2ten November 2001, ein verregneter Freitag. Die Herbstferien hatten begonnen und seit dem ersten Läuten des Weckers konnte der kleine 10-jährige Manuel es kaum noch erwarten, bis die örtlichen Geschäfte aufsperrten. Denn endlich war der Tag gekommen: Der europäische Releasetermin von Pokemon Kristall für den Game Boy Color stand bevor. Und obwohl ich in den Monaten zuvor mit meinem Bruder bereits die Johto-Gegend in der Pokemon Gold- und Silber-Version unsicher gemacht hatte, tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Voller Vorfreude startete ich erneut in ein Abenteuer voller Magie… und nun sitze ich hier, 17 Jahre später, sichtlich gealtert und mittlerweile „erwachsen“. Dennoch, als ich den Nintendo 3DS startete, genügte ein Blick auf den Titelbildschirm von Pokemon Kristall, und all diese Erinnerungen von damals erfüllten mein Herz mit Freude…besser gesagt Vorfreude. Vorfreude auf meine Rückkehr nach Johto zu einem Wiedersehen mit treuen Gefährten, mächtigen Widersachern und alten Freunden!

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Meine Reise beginnt in dem kleinen Dorf Neuborkia, das in der Johto-Region angesiedelt ist. Nach einer kurzen Unterredung mit dem dort hausenden Pokemon-Forscher Prof. Lind werde ich bereits früh vor die Wahl gestellt, mich für eines der drei Starter Pokemon zu entscheiden. Den ulkigen Alligator Karnimani, den hitzigen Igel Feurigel oder das süße Endivie vom Typ Pflanze. Nach einem kurzen Abhol-Auftrag startet ab diesem Zeitpunkt mein Abenteuer mit einem einzigen Ziel: Alle Arena-Orden zu sammeln und der Champ der Pokemon-Liga zu werden. Wer bislang nur in Kontakt mit aktuellen Pokemon Ablegern auf dem Nintendo DS gekommen ist, der wird schnell merken, dass einem in Pokemon Kristall viel mehr Freiheiten geboten werden. Weder aufgezwungene Gespräche, noch sonderbare Beschränkungen oder zeitraubende Ereignisse hemmen den Spielfluss und so kann ich mich gänzlich auf mein Abenteuer konzentrieren!

Bei Pokemon Kristall 3DS handelt es sich um ein Virtual-Console Spiel. Das bedeutet, dass ihr die Originalversion aus dem Jahr 2001 erhält, die damit kein Remake wie HeartGold oder SoulSilver für den Nintendo DS darstellt. Optisch wurde demzufolge auch nichts nachgebessert, was den nostalgischen Charme nur noch mehr hervorhebt.

Von Johto bis nach Kanto und zurück!

Ich reise von Route zu Route, erforsche Höhlen, durchquere Wälder und bereise die Meere, immer auf der Suche nach starken Trainern und Pokemon. Jede große Stadt beherbergt eine Arena, dessen Leiter es zu besiegen gilt. Nur durch eine Kombination aus vielen verschiedenen Pokemon kann ich diese Reise erfolgreich durchstehen. Eine Neuerung, die Gold/Silber und Kristall so besonders macht(e), ist der Tag- und Nacht-Zyklus. Die Zeit läuft parallel zum realen Leben ab und bietet einige Ereignisse, die nur an bestimmten Wochentagen zu einer gewissen Uhrzeit stattfinden. Auch die Pokemon, die ich im hohen Gras finde, werden dadurch beeinflusst. Während sich der süße Marienkäfer Ledyba nur unter Tags fangen lässt, treffe ich mit etwas Glück schon sehr früh im Spiel spät nachts auf das Geist-Pokemon Nebulak.

Doch wer glaubt, dass nach den Einsammeln der acht Orden und dem Besiegen der Top Vier die Reise bereits wieder vorüber ist, der irrt sich gewaltig. Denn erst dann lässt sich ein Zug nach Kanto nehmen, der mich in die Region aus Pokemon Rot/Blau und Gelb führt. Was dort auf mich im Anschluss wartete, müsst ihr jedoch selbst herausfinden!

Ein legendäres Pokemon mehr!

Was in keinem Spiel der Reihe fehlen darf, sind wie gewohnt die legendären Pokemon, die mittlerweile die Covers jeder Generation zieren. Doch entgegen den aktuellen Teilen waren zu Zeiten des Gameboys diese mächtigen Monster noch rar gesät, schwer zu finden und noch schwieriger zu fangen. Dies hat das Gefühl des Erfolges noch spezieller gemacht und uns jungen Trainern damals magische Momente beschert. Doch ein Pokemon blieb uns allen außerhalb Japans immer verwehrt. Obwohl sich früher zahlreiche Mysterien und Schulhofgerüchte darum rankten, niemand konnte das legendäre Pokemon Celebi sein Eigen nennen. Lediglich Besitzer der japanischen Versionen bekamen nach Abschluss der Pokemon Liga die Gelegenheit, es zu fangen. Jetzt jedoch, mit dem Kauf der „neuen“ Kristall Version gewährt man nun auch uns endlich die Chance, dieses legendäre Käfer-Psycho Pokemon im sagenumwobenen Schrein im Steineichenwald zu fangen!

Er ist der eine, große Kampf in deinem Leben

Nach Abschluss der Johto-Liga sowie dem Besuch in Kanto ist meine nostalgische Reise bereits fast wieder am Ende. Doch wie heißt es so schön: „Das fast ist immer entscheidend!“. Eine Herausforderung, wenn nicht sogar die größte die es je in Pokemon bis heute gab, erwartet mich noch. Denn erst nach Erhalt aller Orden in Johto und Kanto öffnet sich der letzte Abschnitt im Silberberg, und ich gelange zum wahren Champ der Pokemon Liga, Rot! Rot ist der schweigsame Protagonist aus der ersten Generation, der mir mit einem wahrlich starken Team entgegentritt. Nur wer zu diesem Zeitpunkt ein schlagkräftiges Team jenseits der Level 70 Marke sein Eigen nennen kann, ist gerüstet für den Kampf. Ob dies aber dann auch ausreicht, sei dahingestellt, denn für dieses entscheidende Duell musste ich all meine erworbenen Fähigkeiten als Trainer abrufen…selbst heute noch. Die Credits im Anschluss besiegelten das Ende meines Ausfluges und so muss ich wieder Abschied nehmen…es war fantastisch, vielen Dank, Pokemon!

Fazit

Für viele Veteranen der Pokemon-Reihe, so wie ich es einer bin, zählen die Spiele der zweiten Generation zu den Favoriten aus der gesamten Serie. Man hat damals nicht nur die Farbpalette des Game Boy Colors voll ausgereizt sondern mit dem Einführen des Tag- und Nacht-Zyklus und den Wochentagen für zahlreiche Möglichkeiten abseits der Handlung gesorgt. Nintendo hat einen wunderbaren Mix aus den ersten beiden Generationen geschaffen und den Pokedex dadurch bereichert, aber nicht überfüllt. Auch die Möglichkeit, nach Abschluss der vermeintlichen Hauptquest noch einmal Kanto zu erkunden, hat damals so wie heute einen Wow-Effekt geschaffen, den man in Zukunft nur noch selten bieten konnte. Auch wenn die Verbindung mit Pokemon Stadium 2 für den Nintendo 64 nicht mehr möglich ist, die Faszination Pokemon bleibt ungebrochen und bei dem Preis von 10€ sollte niemand zweimal überlegen müssen, ob er Johto nicht auch einen weiteren Besuch abstattet.

Positiv:

  • 251 Pokemon zum Sammeln
  • Zwei Haupthandlungen und zahlreiche Nebenquests
  • Über 60 Stunden Spielzeit
  • Tag- und Nachtzyklus sowie Wochentage und Uhrzeit

Negativ:

  • Optisch hätte man vielleicht ein wenig nachbessern können
Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz