Fragt man Besitzer eines Gamecubes, welche Spiele die damalige Konsolengeneration geprägt haben, dann kommt man um den Namen PIKMIN wohl kaum herum. 2002 in Europa erschienen, war dieser Spieletitel bald nach Release ein Kaufgarant und einer der Hauptgründe, sich Nintendos Wunderwürfel in das eigene Wohnzimmer zu stellen. Bereits zwei Jahre später erschien ein Nachfolger, der einige Neuerungen bot, aber den Charme seines Vorgängers nicht mehr ganz erreichen konnte. Dennoch war es überraschend, dass erst für die WiiU, ganze neun Jahre später im Jahr 2013, ein dritter Teil seinen Weg in die Kaufregale fand. Rückblickend betrachtet ist es schade, dass Nintendo den süßen Pikmin rund um Captain Olimar nicht mehrere Chancen gab, sich im Ring zu beweisen, und damit ist nicht sein Auftritt in Super Smash Brothers gemeint. Mit Hey! PIKMIN, das am 28.07.2017 bei uns erscheint, gibt es nun erstmals einen Ableger für Nintendos Handheld, den Nintendo 3DS. Ob es dieser Teil schafft, an vergangene Glanzzeiten anzuknüpfen, erfährt ihr jetzt!

Handlung? Copy and Paste

Als Hauptprotagonist fungiert nach wie vor Captain Olimar, seines Zeichen Mitarbeiter bei der Firma Hocotate-Fracht, die im Weltraum-Handelsgeschäft tätig ist. Auf dem Rückweg zu seinem Heimatplaneten gelangt er plötzlich in einen Asteroidenschauer, der ihn nach einer Kollision zu einer Notlandung auf einem vermeintlich fremden Himmelskörper zwingt. Die Landung verlief vergleichsweise glimpflich, trotzdem gibt es ein Problem: Der gesamte Treibstoff, das sogenannte Glitzerium für den Rückflug, hat sich über den ganzen Globus verteilt. Eure Aufgabe? Natürlich das verloren gegangene Glitzerium wieder zu finden, jedoch seid ihr dabei nicht auf euch allein gestellt! Denn wie schon in den Abenteuern zuvor helfen euch auch diesmal wieder die süßen Pikmin, 3 cm kleine Wesen, die wie Karotten aus der Erde wachsen. Alteingesessenen Fans kommt diese Geschichte natürlich sehr bekannt vor, denn in diesem Punkt unterscheiden sich die Geschehnisse nur minimal von denen aus Teil 1. Auch an Olimars Aussehen hat man nichts verändert, weswegen man den kleinen Helden mit seiner dicken Nase trotzdem gleich wieder ins Herz schließt. Doch was ist nun neu?

Aus 3D wird 2D

Während man in Pikmin 1-3 eine dreidimensionale Umgebung erkunden konnte und so allerhand Schätze und Monster dabei begegnete, hat man in Hey! Pikmin das Spielprinzip an die technischen Möglichkeiten des Handhelds angepasst. Das bedeutet für euch, dass ihr Captain Olimar durch zahlreiche Levels im Stile eines 2D-Sidescrollers führt. Während ihr den Helden auf dem unteren Bildschirm mithilfe des Schiebepads und dem Stylus bewegt, seht ihr auf dem oberen Bildschirm stets was über euren Köpfen geschieht. Auch der Einsatz der Pikmin hat sich grundlegend geändert. Diesmal steht pro Level immer nur eine gewisse Anzahl an den kleinen Helfern zur Verfügung, die sich meist in Viererpacks unter Hölzern und Steinen verstecken und automatisch folgen, solltet ihr euch Ihnen nähern.

Als Hilfsmittel dürft ihr mit Olimar ein Jetpack und eine Pfeife verwenden. Während ihn ersteres immer nur kurzzeitig schweben lässt, kennt man die Pfeife bereits aus den Vorgängern, war sie doch ein wichtiges Kernelement, da sie verloren gegangene Pikmin wieder zurückbeordert. Mit dem Wechsel in die 2D Welt bleibt das Geschehen auf dem Bildschirm jedoch stets überschaubar, weswegen man eher zum Jetpack greift um Abgründe zu überqueren, denn von der Pfeife werdet ihr wenig Gebrauch machen müssen. Diesmal kann Captain Olimar auch nicht direkt in den Kampf eingreifen, weswegen beim Umgang mit den Pikmin Sorgfalt geboten ist. Wie für die Serie typisch, schleudert ihr eure fleißigen Helferlein mutig den zahlreichen Feinden entgegen, die ihnen dann den Rest geben! Doch Obacht, denn ein falscher Wurf oder unvorhergesehener Feindkontakt reichen aus, um die putzigen Gefährten in die ewigen Jagdgründe zu befördern.

Alle guten Dinge sind 5!?

Zur Auswahl stehen dem Spieler in Hey! Pikmin auch diesmal wieder die klassischen feuerresistenten roten Pikmin, die federleichten und stromliebenden gelben Pikmin sowie die blauen Pikmin, die sich unter Wasser wohl fühlen. Zusätzlich hat man die schweren Fels Pikmin und die fliegenden Flügel Pikmin aus Teil 3 hinzugefügt, um für mehr Abwechslung in der Spielmechanik zu sorgen. Dies ist auch bitternötig, denn der Planet ist in verschiedene Gebiete unterteilt. Jedes Gebiet umfasst 5 Levels, gelistet in A-E, wobei euch in Level E stets ein Boss-monster gegenübertritt. Hinzu kommt ein Geheimlevel, deklariert als X, das nur erreicht wird, wenn ihr in dem jeweiligen Level den versteckten Pfad findet. Zusätzlich gibt es noch vier kurze Mini-Levels, wovon sich zwei nur durch Amiibos freischalten lassen sowie eine Glitzerquelle, bei der man in einem kurzen Zeitlimit so viel Glitzerium wie möglich sammeln muss.

Zu Beginn eines jeden Gebiets werdet ihr von eurem Raumschiff abgesetzt und schlägt euch im Anschluss meistens innerhalb von 10-15 Minuten zu einem Landeplatz durch, wo ihr dann wieder abgeholt werdet. Dabei gilt es zahlreichen Gegnern und Rätseln zu trotzen. Nachdem die Anzahl der zu erwerbenden Pikmin pro Level beschränkt ist, kann es leicht vorkommen, dass ihr gegen Ende des Abschnitts nicht in der Lage seid, gewisse Schätze zu bergen, da schlichtweg die benötigte Anzahl an Pikmin fehlt um diese zu tragen. Ganz Recht, denn pro Level gibt es drei Schätze zu ergattern, die teilweise gut versteckt sind und euch um eine Vielzahl an Glitzerium bereichern. Diese zu finden macht Lust und Laune, dem ein oder anderen Gebiet einen zweiten Besuch abzustatten.

Ein Spaziergang im Park

Als letzte Neuerung wurde der Pikmin Park hinzugefügt. Dort versammeln sich alle Helfer, die auf euren Reisen nicht verfrüht das Zeitliche gesegnet haben und mit euch bis zum Ende des jeweiligen Levels durchgehalten haben. Der Park ist der Lebensraum der Pikmin und je nach Farbe und Fähigkeit könnt ihr sie in gewisse Gebiete schicken, die sie selbstständig nach Glitzerium durchsuchen. Nach Abschluss eines Gebiets erhält man dann die Meldung, dass die kleinen Racker fündig geworden sind. Meist ist die Anzahl an Glitzerium aber verschwindend gering, weswegen der Pikmin Park maximal ein netter Zusatz ist, aber keinen großen Einfluss auf das Spiel hat. Wichtig zu erwähnen ist jedoch wieder das Album, das einem die Möglichkeit gibt, gefundene Schätze oder bereits besiegte Gegner nachzuschlagen. Wer sich dafür Zeit nimmt erkennt wieder, was den Charme der Serie ausmacht: Die Liebe zum Detail. Findige Jäger und Sammler werden auch hier wieder alle Hände voll zu tun haben, das Album zu vervollständigen.

Fazit

Es ist schade, dass Nintendo das Potenzial der Pikmin Serie nicht genutzt hat. Obwohl die ersten zwei Ableger auf dem Gamecube hervorragend von den Fans aufgenommen wurden, hat man zahlreiche Jahre verstreichen lassen für einen weiteren Titel. Während man auf Pikmin 3 gefühlte Jahrzehnte warten musste, war ein Handheld-Ableger ohnehin längst überfällig. Hey! Pikmin macht seine Arbeit ordentlich. Die einzelnen Levels spielen sich flott, es gibt einiges zu entdecken und auch die Umgebung und das Setting stimmen. Trotzdem ist es eine große Umgewöhnung von der serientypischen 3D Welt auf einen 2D-Sidescroller umzusteigen, was so manchen Fan vergraulen könnte. Die Handlung könnte kaum unspektakulärer sein und auch das Fehlen eines straffen Zeitlimits wie in Teil 1 oder bockschweren Boss-kämpfen wie in Teil 2 sorgt dafür, dass man das Gefühl bekommt, auch mit Hey! Pikmin eher casual Gamer ansprechen zu wollen.

Positiv:

+ serientypischer Pikmin Charme

+ farbenfrohe Welt

+ viel Liebe im Detail

Negativ:

– Handlung quasi nicht vorhanden

– Bosskämpfe zu einfach

– Levels sehr monoton

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz