Outlast 2 – Review

Fragt man Fans des gepflegten Horrors, welches Videospiel Ihnen in den letzten Jahren in Erinnerung geblieben ist, lautet die Antwort in den meisten Fällen: Outlast! Nicht nur hat man mit diesem Titel den Beginn der Virtual Reality Ära eingeläutet, sondern auch viel mehr den Grundstein für zahlreiche weitere Indie Spiele in diesem Genre gelegt. Nur mit einer Kamera bewaffnet musstet ihr durch eine vermeintlich verlassene Irrenanstalt schleichen, auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Albtraum. Das Gefühl der Hilflosigkeit, die beklemmende Atmosphäre und die angsteinflößenden Verfolger waren damals das Rezept für einen der erfolgreichsten Horrorschocker seiner Zeit. Reicht dieses Prinzip diesmal auch aus oder haben die kanadischen Entwickler von Red Barrels Games einige Zutaten hinzugefügt?

Ein mysteriöser Mord

Ihr findet euch in der Rolle des Kameramanns Blake Langermann wieder, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Lynn als investigativer Journalist arbeitet. Auf der Suche nach einer erfolgreichen Story bearbeiten sie einen mysteriösen Mordfall an einer schwangeren Frau, der viele offene Fragen aufwirft. An Bord eines Helikopters verfolgt ihr schließlich eine heiße Spur, die euch in die Wildnis Arizonas führt, jedoch kommt alles anders als erwartet. Die Ereignisse überschlagen sich und nach einer Notlandung in einem Canyon kommt ihr wieder benommen zu euch. Von eurer Frau fehlt jede Spur, einzig eure Kamera scheint zwischen den Trümmern des Wracks heil geblieben zu sein. Auf der Suche nach Lynn macht ihr euch nun auf den Weg in das Innere des Landes, nichtsahnend, welcher Horror euch in dieser Nacht erwartet.

Ein Campingausflug mal anders

Statt engen Korridoren oder finsteren Zellenblocks erwarten euch in Outlast 2 heruntergekommene Dörfer, tiefe Schluchten und dichte Wälder. Aber wer denkt, dass es sich dort einfacher überlebt als in der Irrenanstalt von Teil 1, der täuscht sich gewaltig. Zwischen den Fronten von zwei okkulten Sekten flüchtet ihr durch Maisfelder, Seen und allem was die Landschaft sonst noch hergibt. Einzig eure Kamera mit ihrer Nachtsichtfunktion sichert euch in diesen Passagen das Überleben. Ähnlich wie im Vorgänger versteckt ihr euch wieder unter Betten oder kriecht in zahlreiche Fässer um nicht entdeckt zu werden. Lediglich von einer Flucht ins hohe Gras ist abzuraten, denn seid versichert: Eure Gegner sehen so scharf wie Adler, was im Zuge dessen zu vielen Frustmomenten führt.  Abseits dieser bekannten Gameplay Elemente solltet ihr jedoch nichts Bahnbrechendes oder Neues erwarten, denn Outlast lebt nach wie vor von eurer Hilflosigkeit und der Finsternis.

Balanceakt zwischen Realität und Traum

Wie bereits der Anfang des Spiels vermuten lässt, seid ihr in Outlast 2 nicht nur auf der Suche nach eurer Frau, sondern müsst auch zeitgleich die Vergangenheit von Blake aufarbeiten und das Rätsel um das Mädchen Jessica nach und nach lösen. Dabei verschlägt es euch regelmäßig in eine Traumwelt, die den Kameramann immer wieder in die streng christliche Schule aus seiner Kindheit verfrachtet. Die Übergänge erfolgen dabei nahtlos und fügen sich perfekt in die Geschehnisse aus der Realität ein. Stück für Stück erfährt ihr dabei mehr über den Protagonisten und hilft euch dabei, eine stärkere Verbindung zu ihm aufzubauen. Abseits der Verfolgungsjagden gibt es auch allerhand Dokumente zu finden, die die Handlung voranbringen und die Geschichten der Fanatiker aus verschiedenen Perspektiven erzählen.

Leichen und Blut im Abverkauf

Während ihr durch grafisch düstere Umgebungen schleicht bekommt ihr an fast jeder Ecke abgetrennte Gliedmaßen, literweise Blut oder gehäutete Leichen präsentiert. Dieses Stilelement soll zusätzlich eine bedrohliche Atmosphäre schaffen, wirkt an vielen Stellen jedoch komplett deplatziert und maßlos übertrieben. Oft werdet ihr von einer Verfolgungsjagd zur nächsten gehetzt, bei der euch die Finsternis der Nacht den einen oder anderen Frustmoment beschert. In vielen Fällen ist der richtige Weg nicht auf Anhieb zu erkennen, weswegen euch unzählige Male der Bildschirmtot ereilen wird, und der hat es in Outlast 2 in sich. Wenn euch ein übermächtiger Gegner im Stile von Nemesis aus Resident Evil 3 bereits zum x-ten Mal mit seiner Spitzhacke durchbohrt, dann kann von Horror keine Rede mehr sein. Vermehrt arten solche Passagen dann schnell zu „Trial and Error“ aus, die gegen Ende das Spielerlebnis trüben. Auch die geringe Haltbarkeitsdauer der Batterien erschweren euch zusätzlich das Leben.

Fazit

Outlast 2 ist ein gelungener Nachfolger, der Teil 1 in einigen Aspekten übertrifft, jedoch nicht ganz aus seinem Schatten heraustreten kann. Auch wenn man sich mit dem religiösen Setting an vielen Klischees bedient, schafft es das Spiel dennoch, eine packende Handlung rund um Blake und dessen Frau zu kreieren. In den 6-8 Stunden, die für das Durchspielen benötigt werden, wird man bestens unterhalten, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich hier um keinen Vollpreis Titel handelt. Fans des Horror-Genres und die, die es noch werden wollen können ohne Bedenken zugreifen.

Pro

+ Spannende Handlung

+ abwechslungsreiche Spielpassagen

+ Düstere Atmosphäre und Grafik

Kontra

–Umgebungen werden oft recycled

–viele Trial-and-Error-Passagen

–teilweise unfaire Gegner

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz