PC Review: Grim Fandango – Remastered

1998: Der erste Apple iMac kam auf den Markt, die Lewinsky-Affäre war gerade voll am Laufen und zu allem Überfluss gab es auch noch ein Comeback von Modern Talking.

Ein Lichtblick sollte in diesem Jahr – so jedenfalls für Fans des Adventure-Genres – Grim Fandango werden. Das Adventure von LucasArts hatte alles was ein gutes Adventure braucht: Gute Rätsel, großartige Musik, liebevoll gestaltete Charaktere und vor allem eine gute Story. Umso verwunderlicher, dass das Spiel, das in der aufwendigen Produktion rund 3 Mio. Dollar verschlang, dann dermaßen floppte. Viele Branchenkenner machten den Misserfolg Grim Fandango auch lange Zeit für den Rückzug von LucasArts aus dem Adventure-Genre verantwortlich.

Ich selbst war damals noch zu jung für diese Art von Games. Umso schöner, dass ich jetzt nochmals die Möglichkeit habe, das von der Fachpresse zum Kult-Adventure stilisierte Grim Fandango zu spielen, und das auch noch in der Remastered Version. Die Erwartungen waren entsprechend hoch. Ob Grim Fandango-Remastered diese hohen Erwartungen erfüllen konnte?

Story – Der Tod ist erst der Anfang…

Concept Art

Manuel „Manny“ Calavera hat als Reisebegleiter im „Department Of Death“ (D.O.D.) keinen leichten Job. Statt endlich selbst ins „Reich der ewigen Ruhe“ weiterreisen zu können,muss er Menschen eine Reisemöglichkeit dorthin verkaufen, bis er selbst genug geleistet hat um sich in das „Reich der ewigen Ruhe“ verabschieden zu können. Dabei gilt: Wer im Reich der Lebenden moralisch und anständig gehandelt hat, ist „Premium-Kunde“, kann weitaus komfortabler und rascher ins „Reich der ewigen Ruhe“ gelangen und ist für die Reisebegleiter weitaus gewinnbringender. Premium-Kunden reisen etwa mit dem Auto, mit dem Schiff oder direkt – für nahezu Heilige – nur 4 Minuten mit dem Zug. Die, die nicht so astreine Leben geführt haben, müssen mit weniger auskommen, teilweise sogar nur mit einem Spazierstock der sie auf dem mindestens 4 Jahre langen Weg „begleiten“ soll.

Soweit so gut. Doch als Manny feststellen muss, dass er seit einiger Zeit selbst einfach keine guten Kunden mehr abbekommt, während sein Kollege Domino fast durchgehend Premium-Kunden abstaubt, weiß er dass jemand im D.O.D. ein falsches Spiel spielt. Getrieben von Neugierde und seinem Wunsch endlich weiterreisen zu dürfen, versucht Manny der Sache auf den Grund zu gehen und schnappt Domino eine Premium-Kundin vor der Nase weg, nämlich Mercedes „Meche“ Colomar. Meche hat ein derart moralisch korrektes Leben geführt – „sie hat sogar kranken Kindern vorgelesen“ – dass sie jedenfalls ein Jackpot für Manny sein müsste. Doch Sense. Manny kann das alles nicht nachvollziehen. Als Meche dann auch noch verschwindet weiß er, dass er stark in eine Geschichte verstrickt ist, die weit über die Grenzen des „Kundenklaus“ hinaus geht. Nach und nach deckt er, gemeinsam mit seinem Freund, dem etwas dümmlichen Mechaniker-Dämonen Glottis, eine dunkle Geschichte voller Lügen, Intrigen und Korruption auf.

 

 

 

 

Grafik, Musik und Synchronisation

Die Geschichte hinter Grim Fandango ist gut durchdacht, stimmig und durchwegs spannend. Mit den vielen Verquickungen zum azthekischen Traditionsfest zum „Tag der Toten“ und
den vielschichtigen Charakteren steht das Spiel auf einer abwechslungsreichen und soliden Basis. Der eigens mit Orchester eingespielte Soundtrack der die düstere Film-Noir-Stimmung mit jazzigen und lateinamerikanischen Klängen unterstützt, setzt dem ganzen dann noch die Krone auf.

Die Synchronisation ist im Englischen wie auch im Deutschen wunderbar gelungen. Der leichte lateinamerikanische Akzent ist in guter Dosis eingesetzt worden, sodass er keineswegs an unseren Nerven nagt. Auch hier wurde an liebevolle Details und Anspielungen gedacht. So hat etwa Mannys deutsche Synchronstimme Tommi Piper – bekannt durch seine Synchronisierung von Alf – einige Anspielungen auf das pelzige, katzenliebende Alien ins Spiel verpackt. Auch sind etwa im Tattoo-Laden von Toto Santos die Logos der LucasArts-Adventures „Sam & Max Hit the Road“ und „Vollgas“ versteckt.

Rätselfans bietet Grim Fandango größtenteils logisch aufgebaute Puzzles, die zwar ein bisserl Hirnschmalz erfordern, aber nicht unlösbar erscheinen. Einzig frustrierendes Detail: Bei einigen Aufgaben muss Manny in bestimmte Positionen gebracht werden, damit sie gelöst werden können. Hier kann es schonmal vorkommen, dass man des Rätsels Lösung gefunden hätte, es aber trotzdem nicht funktionieren will. Um Manny in Position zu bringen, ist es in der Remastered-Version endlich auch möglich, ihn mit klassischer Point-and-Klick-Steuerung fortzubewegen. Hat mans doch lieber auf die althergebrachte Art kann man das allerdings ebenfalls tun. Positiv zu erwähnen ist auch die gut gewählte Länge der Spieldauer für die spannende Geschichte (rund 10 Stunden).

Vorher Nachher_ Grim Fandango

Ein Kritikpunkt, der schnell ins Auge sticht, ist die graphische Überarbeitung des Games. Hier hätte Double Fine noch einiges an Verbesserungspotential gehabt. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass dieser Kritikpunkt angesichts der guten Story, des tollen Soundtracks und des günstigen Preises von 14,99 €  nicht allzu schwer wiegt. Grim Fandango Remastered ist für PC, Linux, Mac, PS 4 /PS Vita erhältlich.

Fazit

Double Fine bietet mit Grim Fandango – Remastered einer neuen Generation von Adventure-SpielerInnen die Möglichkeit, das zurecht zum Kult-Spiel stilisierte Grim Fandango zu
erleben. Die durchdachte Story fesselt durchgehend, die Charaktere sind sympatisch und vielschichtig gezeichnet und der Orchester-Soundtrack setzt dem Spielerlebnis die Krone
auf.

Positiv

+ Durchdachte und durchwegs spannende Story
+ tolle musikalische Untermalung
+ gute Synchronisation
+ Preis/Leistungsverhältnis

Negativ

– Rätsel müssen zum Teil in einer bestimmten Position gelöst werden
– Grafiküberarbeitung

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Written by: COracle

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