Human: Fall Flat Review – Physik meets Slapstick

Kennt ihr dieses Gefühl wenn ihr wieder einmal am Vorabend zu viel gefeiert habt? Ihr bewegt euch als wäre euer Körper aus Gummi und überhaupt scheinen die Gesetze der Physik in solchen Momenten absolut durcheinander zu sein. NoBrakesGames hatte wohl bei der Entwicklung von „Human: Fall Flat“ so ein ähnliches Bild vor Augen. Warum die „Physiksimulation“ uns immer wieder zum Lachen gebracht hat und man das Spiel trotzdem nur dosiert genießen sollte erfährt ihr in unserem Review.

Bob der Wobbelmeister

In „Human: Fall Flat“ schlüpft ihr in die Rolle des Bauarbeiters Bob, welcher durch seine eigene Traumwelt reist und in prozedural generierten Levels diverse Physikrätsel lösen muss, um die nächste Welt zu erreichen. Was jetzt nach einer recht standardmäßigen Idee klingt wird durch die Art und Weise wie Bob durch diese Welten läuft erst richtig interessant: Bob hat so gesehen kaum Kontrolle über sich selbst und schlendert wie ein betrunkener mit wackelnden Armen herum. Gesteuert wird unser Held dabei aus der 3rd Person Perspektive und kann neben dem springen noch jedes Objekt in den Räumen mit seinen beiden Armen angreifen und sich an selbigen festhalten.

Die Rätsel beginnen recht simpel mit dem normalen verschieben von Kisten auf bestimmte Schalter damit sich Türen öffnen und gehen in den späteren Welten so weit, dass ihr regelrechte Jump N` Run Passagen meistern müsst, wo ihr z.b über mehrere Stahlträger springt und dabei über Abrissbirnen im Tarzanstil von einem Träger zum nächsten gelangt. Das ist aufgrund der absichtlich schwammigen Steuerung nicht nur recht fordernd, sondern macht durch die abwechslungsreichen Rätsel auch noch richtig Spaß. Besonders kreative und experimentierfreudige Gamer werden vor allem keine Gelegenheit auslassen, die Physik abseits der Level auch noch ein wenig auszutesten. Wir haben uns selbst dabei erwischt wie wir in manchen Levels extra viel Zeit verbracht haben um zu sehen, wie weit zum Beispiel Bob seinen Schwung mit Tarzanmove auf einer Abrissbirne ausführen und dabei in bester Ragdoll Manier durch die Levels fliegen kann.

Lachen ist gesund

Was in der gesamten Spielzeit nicht zu kurz kam ist der Spaß, den wir mit Bob und seiner unendlichen Tollpatschigkeit hatten. Es sieht einfach viel zu komisch aus, wenn der Hauptcharakter auf wackeligen Beinen herumläuft, sich selbst an kleinsten Vorsprüngen sichtbar schwertut wo festzuhalten und dabei gefühlte zwanzig Mal mit dem Kopf gegen die Wand knallt.

Überhaupt scheint „Human: Fall Flat“ kein Spiel zu sein, dass den ernsthaften Anspruch stellt ein künstlerisches Meisterwerk zu sein und neue Sphären erreichen will. Das ist aber in keinem Fall was Schlechtes: schon lange hat uns kein Spiel dazu eingeladen einfach nur Blödsinn aufzuführen und Spaß an der Idee selbst zu haben.

Damit euer Bob nicht nur ein weißes Männchen ohne Seele bleibt gibt es genug Kleidungsstücke und Accessoires, welche ihr Bob im Charakter Editor verpassen könnt. Die Palette reicht vom coolen hippen Jungen mit Beat Kopfhörer und Zipweste und geht bis hin zum Dapper Gentleman mit Schnauzer und Zylinder. Zusätzlich könnt ihr in einem Paint-ähnlichen Editor auch euer eigenes Logo kreieren.

Eine schlacksige Steuerung mit stabiler Performance

All der Spaß bringt natürlich auch gewisse Kompromisse mit sich: Die Steuerung ist aufgrund unserer wackeligen Hauptcharakters dementsprechend schwammig. Was Anfangs auch sehr unterhaltsam wird kann vor allem in späteren Levels zu einer „Trial and Error“ Spielerei ausarten, die teilweise knapp an der Geduldsgrenze kratzt.

Auch grafisch reißt das Spiel durch seinen starken Fokus auf Physik und der Sparsamkeit an Texturen keine Bäume aus, punktet aber mit einer sehr stabilen Performance. Wir konnten bei unserem gesamten Test auf der Nintendo Switch nur drei punktuell auftretende Ausreißer in der Framerate feststellen. Der Soundtrack zeichnet sich zwar durch sehr schöne und gefühlvolle Klavierstücke aus, will aber irgendwo so gar nicht zum Spiel passen.

„Human: Fall Flat“ ist vor allem ein Spiel, dass ihr in geringen Dosen konsumieren solltet, da es sonst auf die Dauer langweilig wird. Dennoch solltet ihr einmal einen Blick darauf werfen und werdet vor allem zu zweit auf der Couch und vorhandener Neugier am herumexperimentieren mit physikalischen Gesetzen viel Spaß haben. Lachen ist ja bekanntlich gesund und somit sind Bobs Abenteuer vor allem ein Balsam für die Lachmuskeln und die Seele.

Fazit

„Human: Fall Flat“ ist eine unheimlich lustige Ansammlung von Physikrätseln, die nicht zuletzt wegen ihres tollpatschigen Hauptcharakters und seinen Bewegungsabläufen punktuell sehr viel Spaß macht. Wenn ihr auf der Suche nach einem leichtfüßigen Titel im Stile des Goat Simulators seid und Kreativität mitbringt ist „Human: Fall Flat“ definitiv ein Spiel, dass ihr auf eurem Radar haben solltet.

Positiv

+ Interessante Physikrätsel

+ Unglaublich witzige Animationsabläufe

+ Gute Umsetzung der Physikengine

+ Schöne Klavierstücke…

Negativ

– Bewusst schwammige Steuerung manchmal mühsam

– Nur in geringen Dosen spaßig

– Grafisch sehr schlicht gehalten

– … die nicht zum Spiel passen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.