Hands on Detroit: Become Human (PS4)

Stockwerk um Stockwerk passiert der Aufzug in dem ich mich gerade befinde. Ruhig schnippe ich mit einer Münze zwischen meinen Fingern, bewege sie artistisch von einer Hand zur anderen, bis er endlich hält. Etage 70, Dachgeschoß, die Tür öffnet sich. Ich richte meine Krawatte gerade und betrete die Wohnung. Ein schwer bewaffneter Soldat einer Spezialeinheit kommt mir entgegen, ich wurde bereits erwartet. Mein Blick fällt auf ein Familienfoto, das auf einer Kommode neben dem Eingang steht. Das Bild einer glücklichen Familie, Vater, Mutter und Tochter waren darauf zu erkennen. Nur wenige Schritte später begegnet mir eine aufgebrachte Frau. Dem Foto zu Folge die Mutter, sie fleht mich unter Tränen an ihre Tochter zu retten ehe sie plötzlich geschockt von mir ablässt und aus Trauer blanke Wut wird. Ein Polizist entfernt sie vom Tatort und meine Arbeit beginnt. Ein Wettlauf mit der Zeit. Mein Name ist Conor , Verhandlungsführer bei Geiselnahmen und ich bin ein Android.

Dies waren die Erlebnisse aus der ersten Minute, in der ich selbst Hand an Detroid: Become Human legen durfte. Diese Szenerie einer Geiselnahme bekamen wir bereits im Premierentrailer bei der E3 2016 zu Gesicht und schon damals wussten die Entwickler von Quantic Dream zu begeistern. Das Kernelement zu diesem Zeitpunkt bezog sich auf die verschiedenen Lösungswege, um diese Situation zu beenden. Und davon gibt es viele, wie ich schon bald selbst erfahren sollte:

Langsam taste ich mich durch die Wohnung und nach einem kurzen Gespräch mit dem Einsatzleiter ist die Sachlage klar: Der durchgedrehte Service-Android der Familie befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Geisel auf der Dachterrasse. Doch bevor ich mich selbst dorthin begebe, untersuche ich die Räume nach Hinweisen, um meine Erfolgschancen zu erhöhen. Hierbei nimmt einen Detroit: Become Human an der Hand und zeigt dem Spieler die Chancen eines Erfolgs stets in Form einer Prozentzahl an, die sich je nach gewählter Antwort verringern oder erhöhen kann. Nachdem ich nun also das Zimmer der Tochter sowie die Leiche des Vaters untersucht habe, fühle ich mich gewappnet für die Verhandlung. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Das Gespräch beginnt nach einem Warnschuss des durchgedrehten Androiden denkbar schlecht. Mit der Tochter im Arm und der Pistole an ihrer Schläfe steht er auf dem Rand des Daches, drohend mit Selbstmord. Ich versetze mich in seine Lage, beschwichtige ihn und gewinne langsam sein Vertrauen. Ich nähere mich vorsichtig und die Situation schien fast bereinigt, doch in einem falschen Moment der Ehrlichkeit fallen meine Chancen drastisch und der Android wählt den Freitod, gemeinsam mit der Tochter. Nach einem verpassten Quick-Time Event kann ich nur noch mitansehen wie beide vom Dach stürzen und Conor mit gesenktem Blick die Terrasse verlässt. Mission gescheitert.

Das Spiel hat mir schonungslos gezeigt, dass Ehrlichkeit nicht immer der Schlüssel zum Erfolg ist. Diese gefühlte Niederlage konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und so wagte ich einen zweiten Versuch. Ich entdeckte weitere Beweise, erspielte dadurch neue Dialogmöglichkeiten und konnte letzten Endes einen erfolgreichen Abschluss erzielen. Wie ich das angestellt habe? Das verrate ich an dieser Stelle nicht, denn dieser steinige Weg zum Ziel ist es, was den Reiz von Detroid: Become Human ausgemacht und mich zutiefst beeindruckt hat.

Die Steuerung von Connor geht wie in einem typischen 3rd-Person Shooter locker von der Hand und seine teils steife Statur lässt ihn als Android noch authentischer wirken. Die Optik weiß schon jetzt zu überzeugen und strotzt nur so vor Detailreichtum. Vor allem aber die beeindruckende Soundkulisse hat es uns angetan, die sich perfekt in das Geschehen eingefügt hat und ein zur Gänze realistisches Zukunftssetting erschafft. Selten hat ein Spiel bei mir solch eine Gänsehaut erzeugt, weswegen Detroid: Become Human schon jetzt einer meiner heißesten Anwärter auf das Spiel des Jahres 2018 ist.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz