Dissidia Final Fantasy NT PS4 Review – Bereit zum grinden, Kupo?

Nach den doch sehr überraschenden Dissidia PSP Ableger von 2008 und 2011 kommen jetzt auch PlayStation 4 Spieler in den Genuss von der überdrehten Final Fantasy Prügelei. Ob Team Ninja und Square Enix der Wechsel auf die PS4 geglückt ist und was das Fighting Game alles zu bieten hat, könnt ihr wie immer bei uns im Test nachlesen.

Fanservice: Check

Was man Dissidia auf jeden Fall nicht vorwerfen kann, ist das sparen an bekannten Charakteren aus den diversen Final Fantasy Ableger. Zu PlayStation Zeiten hat man sich noch in Spielen wie Ehrgeiz über Gastauftritte von Cloud oder auch Red XIII aus Final Fantasy 7 gefreut und heute bekommen Fans der Serie einen Auswahl von 28 spielbaren Charakteren in 3vs3 Kämpfen. Schauplätze und neue Versionen aus den bekanntesten Soundtracks der Serie sind auch gekonnt in Szene gesetzt und runden das Ganze sehr gut ab. Für ein Fighting Game bietet der Titel auch eine wirklich ausgefallene und recht interessant aufgebaute Geschichte aber bereits hier beginnen die ersten fragwürdigen Entscheidungen der Entwickler. Der Story Mode ist in gute 20-30 einzelne Cutscene-Schnippsel die zwischen 1-5 Minuten variieren aufgeteilt und ihr schaltet den Zugang zur nächsten Zwischensequenz bzw. diversen Boss Kämpfen durch das spielen des Online Modes oder offline Kämpfen gegen die KI frei. Technisch würde sich dieser Aufbau eigentlich wenig von klassischen Fighting Games unterscheiden, wenn nicht ein merkwürdiger Grindfaktor integriert worden wäre. Die notwendigen Story-Kristalle gibt es nämlich nicht pro abgeschlossenen Kampf oder durch das erreichen des ersten Platzes im Match, sondern bunt verteilt nach 2-5 Kämpfen oder teilweise noch später. Um also an die wenigen Stunden an Zwischensequenzen zu kommen, müsst ihr ein vielfaches an Zeit in die anderen Modi des Spiels stecken, welche leider auch nicht sehr umfangreich ausgefallen sind. Offline könnt ihr alleine im direkten Duell gegen die KI antreten oder im Core Battle die markanten Kristalle aus der Serie für euer Team verteidigen. Online lässt sich die Abwechslung durch das gemeinsame spielen mit Freunden erweitern, aber auch hier fehlt es an reizvollen Modis. Den nervtötenden Kupo-Ansager lassen wir prinzipiell nicht in die Wertung einfließen, da er sehr simpel im Menü zum deaktivieren aufscheint:

Kupo ausschalten Dissidia Final Fantasy NT

Neben den etwas mühsamen freispielen der eigentlichen Story, hat man sich auch bei den optionalen Gegenständen ein wenig von EA Games und Star Wars Battlefront 2 abgeschaut. Jeder der 28 Charaktere hat eigene Waffen-Sets, Kostüme und Meldungen die ihr euren Mitspielern im Multiplayer zuwerfen könnt. Leistbar war kein einziger der Gegenstände nach guten 4 Stunden Spielzeit, da die Gil Ausbeute selbst beim erreichen des ersten Platz in einem Online-Kampf nicht gerade üppig ausfällt. Tekken 7 hat hier natürlich einen ähnlichen Weg gewählt, aber dort waren die Goodies wesentlich interessanter für Fans der Serie und deutlich angenehmer zum freispielen. Das Level an mühseligen freispielen erinnert in Dissidia leider wieder einmal eher an einen Free to Play Titel als an eine AAA-Produktion.

Dissida NT Kampf Screenshot

Schere, Stein, drei Buttons

Wenn eure Partner nicht plötzlich aus der Session fliegen oder Disconnects und Lags auf euch zukommen, laufen die Kämpfe eigentlich recht dynamisch ab. „Easy to learn, hard to master“ trifft bei Dissidia eher weniger zu. Die Anzeigen und das Menü an sich sind komplett überladen und liefern neben Unmengen an Zahlen und Special Efffects, relativ wenig was Neueinsteigern helfen könnte. Vor allem wie man mit dem Kampf gegen drei wechselnde Gegner von allen Seiten richtig umgeht, lernt man eher nur selbst in der Praxis und danach läuft es durch die fehlende Kombo-Vielfalt auf ein schnelles ausstechen des Gegner hinaus. Es sind zwar wirklich interessante Klassen vorhanden die von Distanzangriffen bis hin zum 1v1 Nahkampf-Experten reichen, aber in der Praxis wird hier nicht sehr taktisch agiert. Der umfangreiche Rooster des Spiels ist zwar ein willkommenes Feature für Final Fantasy Fans, nimmt den Titel aber auch das Potenzial wirklich alles aus dem implementierten Kampfsystem herauszuholen. Die einzelnen Klassen verkommen leider zu einem simplen Schere, Stein, Papier-Prinzip wo nur noch eine spontane Entscheidung für die Wahl zwischen dem Nah oder Fernangriff notwendig ist. Wirkliche klassische Kämpfe entstehen dadurch nicht, sondern eher eine Katz und Maus Verfolgungsjagd, wo man schnell mal von einem der weiteren zwei Gegner angegriffen wird, wenn man nicht ständig zwischen den Zielen per Schulter-tasten wechselt.

Belohnung In Game Microtransaction Final Fantasy

Die Charaktere, die Beschwörungen und selbst die einzelnen Waffen werden Final Fantasy Fans zufrieden stellen, aber das Spiel bietet außer Fanservice viel zu wenig anreizt um dort mehrere Stunden an Zeit zu investieren. Der Grinding Aspekt, fehlende Abwechslung durch interessante Modi und das generell sehr unterdurchschnittliche Gameplay lassen das Final Fantasy Aufgebot etwas leer wirken. In der Story selbst gibt es zwar kleinere Lichtblicke wie Kämpfe gegen bekannte Bosse (Beschwörungen) aus der Serie, die etwas mehr an Feingefühl verlangen aber ansonsten stellt man sich hier auf einen sehr zähen Fortschritt ein der wohl nur bedingt Final Fantasy Fans motivieren wird. Grafisch liefert Dissidia eine solide Leistung und auch wenn die Remix-Versionen von manchen klassischen Soundtrack-Stücken nicht ganz den Geschmack von Fans der Klassiker entsprechen werden, ist es eine gern gesehene Abwechslung.

Screenshot PS4 Pro Dissidia NT

Fazit

Dissidia Final Fantasy NT bietet zwar eines der umfangreichsten Pakete der Serie an Charakteren und Fanservice, verkommt aber durch ein fragwürdiges Fortschrittsystem und ein überladenes und unspektakuläres Gameplay zu einem Fighting Game was man wirklich nur Hardcore Final Fantasy Fans bedingt empfehlen kann.

Positiv

+ Umfangreiche Charakterauswahl

+ Gelungener Final Fantasy Fanservice (Stages/Charaktere/Soundtrack/Gegenstände)

Negativ

– Fragwürdiges Fortschrittsystem unterstützt durch minimale Belohnungen

– Überladene UI im Kampf

– Unnötig komplexer Einstieg für ein simples Kampfsystem

– Fehlende Modi-Vielfalt/Abwechslung

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer